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Weitere Corona-Lockerungen im August unwahrscheinlich

Bezeichnet die ansteigenden Zahlen von Corona-Infektionen in Deutschland als noch beherrschbar: Kanzlerin Merkel. Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Bezeichnet die ansteigenden Zahlen von Corona-Infektionen in Deutschland als noch beherrschbar: Kanzlerin Merkel. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

„Lockerungen“ war das Schlagwort im Mai und Juni, als die Corona-Zahlen nach unten gingen – doch im August steigen die Zahlen wieder und über Lockerungen wird jetzt nicht mehr geredet. In den Blickpunkt geraten Familienfeiern und Feste.

Angesichts der aktuellen Infektionszahlen im August werden weitere Lockerungen von Corona-Maßnahmen vorerst unwahrscheinlicher. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte die Zahlen am Montag in einer Präsidiumssitzung ihrer Partei besorgniserregend, aber noch beherrschbar.

Es könne deswegen, so Merkel, derzeit keine weiteren Lockerungen geben. Dies gelte auch für Fußballspiele, sagte sie nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Parteikreisen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) äußerte Befürchtungen vor verstärkten Ansteckungen auf Familienfeiern und anderen Festen und regte an, erneut über die erlaubte Größe solcher Veranstaltungen zu beraten. In den Bundesländern gelten dazu unterschiedliche Regelungen. Zum Teil sind inzwischen wieder Innenveranstaltungen mit mehreren hundert Teilnehmern erlaubt.

561 neue Infektionen trotz Wochenend-Verzerrung

Das Robert Koch-Institut meldete am Montagmorgen 561 neue Infektionen innerhalb eines Tages. An Sonntagen und Montagen liegen die Zahlen erfahrungsgemäß oft niedriger, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten an das RKI übermitteln.

Am Freitag und Samstag waren es aber mehr als 1400 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Anfang April bei mehr als 6000 gelegen.

Da die vom RKI registrierte Zahl der täglichen Neuansteckungen wegen des Meldesystems stark vom Wochentag abhängig ist, liefert ein anderer Wert einen besseren Anhaltspunkt zum Infektionsgeschehen: die ans RKI gemeldeten Fälle in den letzten sieben Tagen: Diese Zahl lag am Sonntag bei 6837 (Datenstand 16.8., 0 Uhr). Vor einer Woche lag dieser Wert noch bei 5271, vor einem Monat sogar nur bei 2304.

Das Robert-Koch-Institut wies außerdem darauf hin, dass nur noch weniger als 30 Kreise binnen sieben Tagen keine Fälle übermittelt haben – einen Monat zuvor waren es noch mehr als 100 gewesen. „Dieser Trend ist sehr beunruhigend“, so das RKI.

Erneutes Treffer der Ministerpräsidenten?

Nach weiteren Informationen aus CDU-Parteikreisen laufen derzeit Gespräche über ein Treffen der Ministerpräsidenten der Bundesländer mit der Kanzlerin in der kommenden Woche, bei der über die Corona-Lage und die uneinheitlichen Regeln in den Ländern beraten werden soll.

Ein solches Treffen hatte es zuletzt vor der Sommerpause im Juni gegeben. Damals ging es vor dem Hintergrund sinkender Zahlen noch um weitere Lockerungen von Corona-Maßnahmen und um eine Wiederaufnahme von Großveranstaltungen – doch seit Ende Juli bis in den August hinein steigen die Corona-Zahlen wieder.

Die Deutsche Fußball Liga hatte schon ein Konzept für eine Teilzulassung von Fans zum Beginn der Saison 2020/21 am dritten September-Wochenende erarbeitet. Die Gesundheitsminister der Länder haben sich aber inzwischen darauf verständigt, dass sie eine Rückkehr von Zuschauern in die Stadien bis mindestens Ende Oktober nicht befürworten.

Familienfeiern im Fokus

Zum Thema Familienfeiern sagte Spahn am Montag bei einer Videopressekonferenz, er wolle kein Spielverderber sein und verstehe jeden, der seine Hochzeit mit 150 Gästen feiern wolle. Man müsse aber noch einmal schauen, ob man das jetzt in dieser Phase nur im engeren oder engsten Familien- und Freundeskreis mache.

Es gehe vor allem um diese Bereiche, „wenn wir gesellig werden“, wo sich das Virus besonders schnell verbreite. Kitas, Schulen, Wirtschaft und Handel müssten nach Spahns Ansicht Vorrang haben vor öffentlichen oder privaten Feiern.

Über das Thema wolle er mit den Bundesländern noch einmal reden, sagte Spahn. Die Regeln sind unterschiedlich: So sind in Berlin laut aktueller Corona-Verordnung momentan Innenveranstaltungen mit bis zu 500 Menschen erlaubt. In Nordrhein-Westfalen dürfen bei „geselligen Veranstaltungen wie Hochzeiten“ drinnen maximal 150 Gäste anwesend sein, in Bayern maximal 100.

Zu den Infektionszahlen sagte der Gesundheitsminister: „Ich bin sehr dafür, dass wir wachsam und aufmerksam sind, ernsthaft, aber auch nicht in Endzeitstimmung. Bis hierhin können wir damit umgehen. Besorgniserregend wäre, wenn es weiter steigt und dafür müssen wir abstufen, was ist jetzt zuerst wichtig.“

© dpa-infocom, dpa:200817-99-195702/4
© dpa-infocom, dpa:200816-99-183934/4

weiterführende Informationen:
➡️ Dashboard des Robert-Koch-Instituts
➡️ Lagebericht des Robert-Koch-Instituts, 16.08.2020
➡️ weitere News rund um das Thema „Corona“

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