Gesellschaft Verbrechen

Hildesheim: Terror-Ermittlungen nach Anschlagsdrohung gegen Muslime

Ein Blaulicht leuchtet auf einem Polizeiauto. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild
Ein Blaulicht leuchtet auf einem Polizeiauto. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild

Im Internet soll ein 21-Jähriger aus Niedersachsen einen Anschlag mit vielen Toten angekündigt haben. Den Ermittlern zufolge nahm er dabei Bezug auf einen rechtsextremistischen Attentäter.

Die Sicherheitsbehörden haben womöglich einen rechtsradikalen Anschlag auf Muslime in Niedersachsen verhindert. Ein 21-Jähriger aus Hildesheim soll in einem Internet-Chat einen Terror-Anschlag mit mehreren Toten angekündigt haben.

Wie die Generalstaatsanwaltschaft (GStA) in Celle am Montag mitteilte, hat der Beschuldigte in dem Chat auf den rechtsextremistischen Attentäter von Christchurch in Neuseeland Bezug genommen. Sein Ziel sei es gewesen, Muslime zu töten.

In der Wohnung des Mannes seien Waffen entdeckt worden. Zudem seien bei ihm Dateien mit rechtsradikalen Inhalten gefunden worden. Um welche Art von Waffen und Inhalten es sich genau handelte, wollte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen. Auch zur Gefährdungslage machte sie auf Nachfrage keine näheren Angaben.

Die Hildesheimer Allgemeine Zeitung berichtete, bei dem Mann seien zwei Armbrüste sichergestellt worden. Sie hätten mit wenigen Handgriffen schussfertig gemacht werden können.

Die Drohung stammt der Mitteilung zufolge vom 29. Mai. Der 21-Jährige soll sich nach bisherigen Erkenntnissen aber schon seit längerem mit der Idee beschäftigt haben, einen Anschlag mit zahlreichen Toten zu begehen, um weltweit mediale Aufmerksamkeit zu erhalten. Nachdem der Chatpartner die Polizei im nordrhein-westfälischen Hagen eingeschaltet hatte, wurde der Hildesheimer am Tag nach der Terror-Drohung durch einen in Gewahrsam genommen.

SEK-Einsatz in Hildesheim

Mit einem SEK-Einsatz wurde der 21-Jährige am frühen Morgen des 29. Mai aus seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus geholt. Polizei und Staatsanwaltschaft gingen allerdings zunächst davon aus, dass der Hintergrund der Drohungen der psychische Zustand des Mannes sei. Eine politische Motivation schlossen die Ermittler zu diesem Zeitpunkt aus. Das hat sich mittlerweile geändert.

Das Landgericht Lüneburg erließ Haftbefehl wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten und, wegen der Anschaffung der Waffen, des Verdachts der Terrorismusfinanzierung. Das Amtsgericht Hildesheim hatte den Antrag auf Haft zuvor abgelehnt, wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilte.

Der Mann werde nun aus dem polizeilichen Gewahrsam in die Untersuchungshaft in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Die Zentralstelle Terrorismusbekämpfung habe die Ermittlungen gegen den 21-jährigen aus Hildesheim übernommen.

Bei dem Anschlag in Christchurch, auf den der Verdächtige den Angaben zufolge Bezug nahm, hatte ein Attentäter im März 2019 Moscheen angegriffen und 51 Menschen erschossen. In Deutschland waren am Wochenende unterdessen nach dem Tod von George Floyd Zehntausende gegen Rassismus auf die Straße gegangen.

weitere Informationen:
➡️ Pressemeldung der Generalstaatsanwaltschaft Celle
➡️ Pressemitteilung Staatsanwaltschaft und Polizei Hildesheim

Hinweis: Der Artikel wurde im Laufe des Tages (08.06.2020) mit neuen Informationen aktualisiert.

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