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Sieben Verletzte bei Tornado in Kiel

Ein Tornado ist am frühen Abend über Kiel zu sehen. Foto: Philipp Brandl/dpa
Ein Tornado ist am frühen Abend über Kiel zu sehen. Foto: Philipp Brandl/dpa

Ein Tornado zieht in Kiel an der Uferpromenade entlang – Menschen werden ins Wasser gespült oder von Gegenständen getroffen. Ein Meteorologe betont: Vorhersagen lässt sich so ein Ereignis nicht.

Ein Tornado auf dem Wasser ist zu dieser Jahreszeit nach Darstellung eines Meteorologen nicht ungewöhnlich – auch nicht vor Kiel. Nach Polizeiangaben waren am frühen Mittwochabend mehrere Menschen an der Kiellinie verletzt worden.

„So etwas ist absolut nicht vorherzusagen“, sagte der Kieler Diplom-Meteorologe Sebastian Wache von WetterWelt der Deutschen Presse-Agentur. Entstanden sei der Tornado am Rande Kiels im Stadtteil Meimersdorf.

Nach Ansicht des Forschers Mojib Latif ist der Tornado kein Anzeichen des Klimawandels. „Ich würde jetzt keine Verbindung zur globalen Erwärmung herstellen“, sagte Latif am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist ein seltenes Phänomen, das hin und wieder auftaucht, bedeutet aber keine neue Qualität.“

„Das war natürlich schon ein erschreckendes Szenario“, sagte der Wissenschaftler. „Tornados haben immer ein enormes Schadenspotenzial.“ Kiel sei noch glimpflich davongekommen.

„Tornados sind zwar kleinräumig. Sie können aber ganze Straßenzüge verwüsten, wenn man Pech hat, und dann können auch Menschen ums Leben kommen“, sagte Latif. „Wenn sie auf dem Wasser auftreten, ist das wie eine glückliche Fügung, wenn dort nicht gerade ein Schiff fährt.“

Vier Menschen wurden schwer verletzt

Der Tornado war laut Behörden gegen 18.00 Uhr über die Kiellinie – eine beliebte Promenade am Ufer – gezogen. Vier Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr bei dem Ereignis schwer verletzt. Drei hätten zudem mittelschwere Verletzungen erlitten, mehrere Menschen seien leicht verletzt worden.

Bei dem Versuch, zwei Ruderboote aus dem Wasser zu retten, seien mehrere Ruderer auf einem Steg überrascht worden, teilte die Feuerwehr weiter mit. „Sie sind vollständig durcheinander gewirbelt worden und dabei sind auch Leute ins Wasser gefallen.“ Einige hätten umherfliegende Gegenstände an den Kopf bekommen. 60 Helfer waren vor Ort, der Einsatz dauerte etwa zwei Stunden.

Nach Angaben der Feuerwehr wurden zudem in einem Neubaugebiet in Kiel-Meimersdorf mehrere Dächer abgedeckt. In Kiel-Gaarden seien Ziegel von Dächern gerissen worden. Im Netz waren zahlreiche Videos des Vorfalls zu sehen. „Das ist ja der Hammer“, hörte man eine Stimme beim Anblick des Wetterphänomens auf einem Twitter-Video.

Der Vorsitzende des Ersten Kieler Ruder-Clubs von 1862, Bernd Klose, sagte: „Es sind Menschen betroffen. Das ist traurig.“ Rund um den Verein erinnerten am späten Abend ein umgestürzter Baum, abgerissene Äste oder ein umgekippter Müllbehälter an das heftige Ereignis. „Da ist viel durch die Gegend geflogen“, sagte ein Mitarbeiter eines nahen Lokals. „Das hat alle emotional mitgenommen.“

Zum Zeitpunkt des Vorfalls saß Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) im Wirtschaftsausschuss der Stadt und erfuhr durch eine SMS der Feuerwehr von dem Sturm. Kurz danach habe er eine Kurznachricht seines Sohnes erhalten, der auf dem Weg zum Rudertraining bei dem Club war, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Sein Sohn habe Glück gehabt, sei erst wenige Augenblicke nach dem Tornado dort eingetroffen, so Ulf Kämpfer. „Da sieht man, wie schnell sowas geht“, sagte der Verwaltungschef. Er sprach der Feuerwehr und den Rettungskräften seinen großen Dank aus.

Tornados sind Wirbelstürme. Sie entstehen bei großen Temperaturunterschieden und treten in Mitteleuropa häufig zusammen mit Gewittern auf. Dabei reicht aus der Gewitterwolke ein rüsselartiger Wolkenschlauch bis in Bodennähe.

© dpa-infocom, dpa:210929-99-417989/8


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