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Putsch im Sudan: Dringlichkeitssitzung im UN-Sicherheitsrat

Zahlreiche Menschen haben auf den Straßen Khartums gegen die Übernahme der Regierung durch die Armee demonstriert. Foto: Ashraf Idris/AP/dpa
Zahlreiche Menschen haben auf den Straßen Khartums gegen die Übernahme der Regierung durch die Armee demonstriert. Foto: Ashraf Idris/AP/dpa

Der Friedensprozess im Sudan war eine der wenigen Erfolgsgeschichten einer instabilen Region – nun übernahm das Militär dort die Macht. Kann der Sicherheitsrat Einfluss nehmen?

Nach dem Putsch im Sudan will der UN-Sicherheitsrat sich in einer Dringlichkeitssitzung mit der Lage in dem ostafrikanischen Land beschäftigen.

Auf Anfrage der USA, Großbritanniens, Frankreichs, Estlands, Irlands und Norwegens wird sich das mächtigste UN-Gremium voraussichtlich am Nachmittag New Yorker Zeit hinter verschlossenen Türen treffen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen erfuhr. Die Botschafterinnen und Botschafter kommen an diesem Tag von einer gemeinsamen Arbeitsreise aus der Sahelzone zurück in die Vereinigten Staaten.

Zuvor hatte der höchste Militärvertreter im Sudan, General Abdel Fattah al-Burhan, am Montag die Entmachtung der zivilen Regierungsmitglieder verkündet – im ganzen Land werde der Ausnahmezustand verhängt.

Ministerpräsident Abdullah Hamduk, der seit August 2019 gemeinsam mit Al-Burhan an der Spitze der Übergangsregierung stand, wurde nach einer Mitteilung des Informationsministeriums von Angehörigen des Militärs an einen unbekannten Ort verschleppt. Nach Einschätzung der Vereinten Nationen hat das Militär die Kontrolle über die Hauptstadt Khartum übernommen. Der Flughafen, Brücken und das Staatsfernsehen seien in der Hand der Streitkräfte und die Eingänge in die Stadt versperrt.

UN-Sonderbeauftragter: Lage angespannt

„Hier brennen noch immer Barrikaden, und wir können gelegentlich Schüsse hören, daher besteht natürlich die Gefahr, dass es zu mehr Gewalt oder Spannungen kommt, wenn die Nacht hereinbricht“, sagte der UN-Sonderbeauftragte für Sudan, der deutsche Volker Perthes, mit Blick auf anhaltende Demokratie-Proteste gegen die Armee.

„Einige Demonstranten versuchten heute, in das Armeehauptquartier hier in Khartum einzudringen. Wir haben dann Schüsse und Verletzungen gesehen, können aber keine Details bestätigen“, so Volker Perthes weiter.

Ein dpa-Reporter vor Ort beobachtete, dass tausende Demonstranten auf den Straßen Khartums gegen die Übernahme der Regierung durch die Armee demonstrierten. Nach Angaben von Ärzten soll es bei Protesten mindestens zwei Tote und rund 80 Verletzte gegeben haben.

Seit Monaten kommt es im Sudan immer wieder zu Protesten von Menschen, die politische und wirtschaftliche Reformen fordern. Das Militär werde den Übergang zur Demokratie vollziehen, versprach General Al-Burhan. Das Ziel sei es, die Führung des Landes nach Wahlen im Juli 2023 an eine zivile Regierung zu übergeben.

Ärzte und Beamte rufen zum Generalstreik auf

Ärzte und Beamte haben zum zivilen Widerstand durch einen Generalstreik aufgerufen. Man werde sich aus allen Krankenhäusern des Landes zurückziehen und nur noch Notfälle behandeln, kündigte der Ärzteverband Sudan Doctors Central Committee in der Nacht zum Dienstag auf seiner Facebook-Seite an.

Aus den Militärkrankenhäusern werde man sich komplett zurückziehen, hieß es weiter. Mitarbeiter der Ministerien, Verwaltung und Zentralbank kündigten in der Nacht einen Generalstreik an. 

© dpa-infocom, dpa:211025-99-724929/20


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