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Alec Baldwin nach Unfall mit Waffe: „Es bricht mir das Herz“

Alec Baldwin während eines Telefonats auf dem Parkplatz vor dem Santa Fe County Sheriff's Office, nachdem er zu dem Vorfall am Set befragt wurde. Foto: Jim Weber/Santa Fe New Mexican/AP/dpa
Alec Baldwin während eines Telefonats auf dem Parkplatz vor dem Santa Fe County Sheriff's Office, nachdem er zu dem Vorfall am Set befragt wurde. Foto: Jim Weber/Santa Fe New Mexican/AP/dpa

Wie konnte so etwas passieren? Hollywood-Star Alec Baldwin feuert beim Dreh mit einer Requisitenwaffe – die Kamerafrau stirbt, der Regisseur des Films wird verletzt. Auf Twitter äußert sich nun Baldwin erstmalig zu dem Vorfall.

Tragischer Vorfall bei Filmarbeiten in den USA: Hollywood-Star Alec Baldwin hat beim Dreh eines Westerns mit einer Requisiten-Waffe geschossen und dabei zwei Menschen getroffen.

Die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins sei tödlich verletzt worden, hieß es am Donnerstagabend in einer Mitteilung der Polizei von Santa Fe im Bundesstaat New Mexico. Regisseur Joel Souza (48) kam verletzt in ein Krankenhaus, wie es weiter hieß.

Die Ermittlungen laufen, strafrechtliche Vorwürfe wurden laut Polizei bislang aber nicht erhoben. Der Dreh sei bis auf Weiteres eingestellt.

Schock und Trauer

Alec Baldwin wirkt verzweifelt: Am Straßenrand hat er sich nach vorne gebeugt, als sei er erschöpft. Foto: Jim Weber/Santa Fe New Mexican/AP/dpa
Alec Baldwin wirkt verzweifelt: Am Straßenrand hat er sich nach vorne gebeugt, als sei er erschöpft. Foto: Jim Weber/Santa Fe New Mexican/AP/dpa

Alec Baldwin hat auf Twitter sein tiefes Bedauern und Entsetzen geäußert. „Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauer auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat – Ehefrau, Mutter und zutiefst bewunderte Kollegin von uns“, schrieb Baldwin.

Er fügte hinzu: „Ich kooperiere vollkommen mit der polizeilichen Untersuchung, um herauszufinden, wie diese Tragödie geschehen konnte. Und ich stehe in Kontakt mit ihrem Ehemann, um ihm und seiner Familie meine Unterstützung anzubieten. Es bricht mir das Herz für ihren Ehemann, ihren Sohn und all diejenigen, die Halyna kannten und liebten.“

Die International Cinematographers Guild (ICG), die unter anderem Kameraleute vertritt, setzte sich für eine vollständige Aufklärung ein. Noch seien die Details unklar. „Wir unterstützen eine vollständige Untersuchung dieses tragischen Ereignisses“, hieß es laut Medien in dem Statement weiter. Hutchins Tod sei ein schrecklicher Verlust.

Nachdem das örtliche Sheriff-Büro per Notruf alarmiert worden war, trafen die Polizisten gegen 14.00 Uhr Ortszeit auf der Bonanza Creek Ranch ein. Bereits zahlreiche Filme wurden auf dem Gelände nahe einer früheren Goldgräberstadt in der Wüste New Mexicos produziert.

Scharfe Munition am Set verboten

Blick auf die Bonanza Creek Ranch in der Nähe von Santa Fe (New Mexico), Tatort eines tragischen Unfalls am Filmset mit US-Schauspieler Alec Baldwin. Foto: Luis Sanchez-Saturno/Santa Fe New Mexican/AP/dpa
Blick auf die Bonanza Creek Ranch in der Nähe von Santa Fe (New Mexico), Tatort eines tragischen Unfalls am Filmset mit US-Schauspieler Alec Baldwin. Foto: Luis Sanchez-Saturno/Santa Fe New Mexican/AP/dpa

Der Vorfall dort ereignete sich demnach am Donnerstag bei den Dreharbeiten zu dem Western Rust.

Alec Baldwin ist bei dem Film als Hauptdarsteller und Produzent an Bord. Regie führt Joel Souza, der zuvor den Cop-Thriller „Crown Vic“ (dt. Titel: „Im Netz der Gewalt“) inszenierte. Die Ermittler befragten nach Angaben des Sheriff-Büros auch Augenzeugen. Zudem werde die Waffe untersucht und auf welche Weise das Geschoss abgefeuert worden sei.

Die Los Angeles Times berichtete, üblicherweise sei ein Requisiteur oder ein lizenzierter Waffenmeister für die am Set benutzten Waffen zuständig. Zu dessen Aufgabe gehöre es auch, diese mit Platzpatronen zu laden und den Schauspielern und Regieassistenten den Umgang damit zu erklären. Scharfe Munition sei am Set verboten.

Der deutsche Waffenexperte Lars Winkelsdorf forderte nach dem Vorfall ein Umdenken in Hollywood. „Der Umgang mit Waffen, wie er in Filmen gezeigt wird, ist nicht nur unrealistisch, er ist tatsächlich gefährlich fahrlässig, und die Unfallrisiken bei solchen Dreharbeiten sind exzessiv hoch“, sagte der Journalist und Dozent für Waffensachkunde der Deutschen Presse-Agentur.

„Dass hier nicht bereits in der Vergangenheit Sicherheitsmaßnahmen etabliert wurden durch die Filmproduktionen, halte ich für unverantwortlich, und Hollywood wird hier umdenken müssen“, so Winkelsdorf. Maßnahmen könnten beispielsweise Schutzwesten, Helme oder der bewusste Verzicht auf bestimmte Kamera-Einstellungen und Perspektiven sein.

Über Zustand von Regisseur Souza nichts bekannt

Joel Souza, Regisseur aus den USA. Souza wurde am Filmset von US-Schauspieler Alec Baldwin mit einer Requisitenwaffe getroffen und verletzt. Foto: Ron Adar/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa
Joel Souza, Regisseur aus den USA. Souza wurde am Filmset von US-Schauspieler Alec Baldwin mit einer Requisitenwaffe getroffen und verletzt. Foto: Ron Adar/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa

Laut Mitteilung wurde Hutchins mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen und dort für tot erklärt. Souza wurde mit einem Krankenwagen in eine Klinik in Santa Fe gebracht. Über seinen Zustand wurde zunächst nichts bekannt.

Das Sprecherteam von Baldwin reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. Der Schauspieler hatte am Tag vor dem Vorfall ein Foto von sich in Westernkleidung und mit grauem Bart auf Instagram gestellt.

Die Zeitung The Santa Fe New Mexican berichtete, Baldwin sei nach dem Vorfall vor dem Sheriff-Büro verstört und in Tränen beim Telefonieren gesehen worden. In der Mitteilung des Sheriffs wurde das Alter Baldwins mit 68 Jahren angegeben, nach anderen Quellen ist er 63 Jahre alt.

In „Rust“ spielt Baldwin den Banditen Harland Rust, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Zusammen mit seinem 13-jährigen Enkel muss er vor Kopfgeldjägern und Gesetzeshütern flüchten. Zum Cast gehören unter anderem Frances Fisher, Jensen Ackles, Brady Noon und Travis Fimmel.

Hutchins, die als Director of Photography für die gesamte bildliche Gestaltung des Films zuständig war, sei ein aufstrebendes Talent in der Branche gewesen, schrieb die Los Angeles Times.

Die 42-jährige Absolventin der renommierten AFI-Filmschule habe sich mit Titeln wie „Archenemy“, „Blindfire“ und „The Mad Hatter“ einen Namen gemacht. „Ich denke, sie wäre eine sehr berühmte und erfolgreiche Director of Photography geworden“, sagte „Archenemy“-Regisseur Adam Egypt Mortimer der Zeitung. „Sie war dabei, sich einen Ruf aufzubauen und den Leuten zu zeigen, was sie kann.“

In seiner langen Karriere übernahm Baldwin Action-Rollen in Filmen wie „Jagd auf Roter Oktober“ oder „Mission: Impossible – Rogue Nation“, war aber auch in Dramen wie „Blue Jasmine“, „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“ oder 2019 in dem Kriminalfilm „Motherless Brooklyn“ zu sehen. Seit 2012 ist der Schauspieler mit Hilaria Baldwin verheiratet, sie haben sechs Kinder. Aus seiner Ehe mit der Schauspielerin Kim Basinger hat Baldwin Tochter Ireland.

Erinnerungen an Fall vor fast 30 Jahren

Der Vorfall erinnert an den Tod des US-Schauspielers Brandon Lee.

Der Sohn der Kampfkunst-Legende Bruce Lee war 1993 bei Dreharbeiten zu dem Film „The Crow“ von einer echten Kugel getroffen worden, in der Pistole hätte nur eine Platzpatrone sein sollen.

„Niemand sollte jemals durch eine Waffe an einem Filmset getötet werden. Punkt“, schrieb seine Schwester Shannon nun nach dem Zwischenfall in Santa Fe auf einem offiziellen Twitter-Konto, das sie im Namen ihres Bruders führt.

© dpa-infocom, dpa:211022-99-690393/27

Tweets Alec Baldwin:

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