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Hochwasser: Zahl der Todesopfer steigt auf mehr als 150

Unpassierbar: Brücken, Straßen, Gleisen - in den Katastrophenregionen wurde vielerorts auch die Infrastruktur schwer beschädigt. Foto: Thomas Frey/dpa
Unpassierbar: Brücken, Straßen, Gleisen - in den Katastrophenregionen wurde vielerorts auch die Infrastruktur schwer beschädigt. Foto: Thomas Frey/dpa

Allein in der Katastrophenregion Ahrweiler in Rheinland-Pfalz haben mehr als 110 Menschen ihr Leben verloren. Dort wird am Sonntag die Kanzlerin erwartet – der Finanzminister verspricht Milliarden.

Vier Tage nach den verheerenden Unwettern in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 150 gestiegen. Zerstörte Häuser, Brücken, Straßen und Bahnstrecken – die Wassermassen haben eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.

Der Schwerpunkt der Katastrophe in Rheinland-Pfalz liegt im Kreis Ahrweiler. Allein dort kamen nach jüngsten Angaben der Polizei Koblenz über 110 Menschen ums Leben. 670 Menschen wurden verletzt.

Es wird befürchtet, dass noch weitere Todesopfer und Verletzte hinzukommen. „Wenn Sie die Bilder sehen, wie es da aussieht, kann man nicht ausschließen, dass noch weitere Leichen gefunden werden“, hatte ein Sprecher gesagt.

Am Sonntag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die am schwersten getroffenen Gebiete in der Eifel besuchen. Merkel werde sich in der Gemeinde Schuld, die besonders schwer von der Unwetterkatastrophe getroffen wurde, ein Bild von der Lage machen, teilte die Staatskanzlei in Mainz mit. Im Anschluss ist ein Pressestatement in Adenau geplant – gemeinsam mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und weiteren rheinland-pfälzischen Ministern.

Verzweifelte Suche in Erftstadt

Häuser, in die niemand mehr zurückkehren kann: Viele Menschen im Ahrtal haben ihre komplette Existenz verloren. Foto: Thomas Frey/dpa
Häuser, in die niemand mehr zurückkehren kann: Viele Menschen im Ahrtal haben ihre komplette Existenz verloren. Foto: Thomas Frey/dpa

In Nordrhein-Westfalen lag die Zahl der bestätigten Todesopfer zuletzt bei 45, darunter waren vier Feuerwehrleute.

Im Hochwasser-Hotspot Erftstadt westlich von Köln suchen immer noch zahlreiche Menschen nach ihren Angehörigen. Bisher wurden nach Angaben der Stadt bei der „Personenauskunftsstelle“ 59 Menschen gemeldet, deren Aufenthaltsort ungewiss ist.

Im Stadtteil Blessem wollen Fachleute am Sonntag die Stabilität des Untergrunds prüfen. Sie sollen nach Angaben der Stadt die Abbruchkanten eines Erdrutsches untersuchen. Die Lage sei unverändert angespannt. In Blessem war durch die Fluten ein riesiger Krater entstanden. Mindestens drei Wohnhäuser und ein Teil der Burg stürzten ein.

Einen Rückschlag gab es bei Euskirchen an der Steinbachtalsperre südwestlich von Bonn. Dort fließt das Wasser langsamer als erwartet ab. Eigentlich hatten die Behörden gehofft, am Sonntagnachmittag Entwarnung geben zu können. Aus der Talsperre wird Wasser abgelassen, um Druck von dem Damm zu nehmen.

Scholz: „Es geht um Milliarden Euro“

Kampf gegen die braunen Massen: In Ahrweiler versuchen Anwohner und Ladeninhaber, ihre Häuser von Schlamm zu befreien. Foto: Thomas Frey/dpa
Kampf gegen die braunen Massen: In Ahrweiler versuchen Anwohner und Ladeninhaber, ihre Häuser von Schlamm zu befreien. Foto: Thomas Frey/dpa

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat unterdessen Soforthilfen in dreistelliger Millionenhöhe für die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe im Westen in Aussicht gestellt.

„Es braucht einen nationalen Kraftakt“, sagte der SPD-Politiker der Bild am Sonntag. Er wolle am Mittwoch im Kabinett zwei Dinge auf den Tisch legen. „Erstens eine Soforthilfe, bei der letzten Flut waren dafür deutlich mehr als 300 Millionen Euro nötig. Da wird jetzt sicher wieder so viel gebraucht“, erläuterte Scholz.

„Zweitens müssen wir die Grundlage für ein Aufbauprogramm schaffen, damit die zerstörten Häuser, Straßen und Brücken zügig repariert werden. Wie wir von der vorherigen Katastrophe wissen, geht es um Milliarden Euro.“

Autos, Gebäudetrümmer, Möbel: Im Ahrtal in Rheiland-Pfalz werden die Aufräumarbeiten wohl Wochen, wenn nicht gar Monate dauern. Foto: Thomas Frey/dpa
Autos, Gebäudetrümmer, Möbel: Im Ahrtal in Rheiland-Pfalz werden die Aufräumarbeiten wohl Wochen, wenn nicht gar Monate dauern. Foto: Thomas Frey/dpa

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der am Samstag mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Katastrophengebiet in Erftstadt besucht hatte, versprach Direkthilfe für die betroffenen Menschen und sagte zu, dass „sehr unbürokratisch Geld ausgezahlt“ werde.

Steinmeier hatte zu Solidarität und Spenden für die Opfer aufgerufen. „Die Unterstützungsbereitschaft, sie muss anhalten, im Großen wie im Kleinen“, sagte er. Für Montag hat sich Bundesinnenminister Horst Seehofer in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz angekündigt.

Unwetter in Bayern und Sachsen

Während sich die verheerenden Wassermassen aus vielen Flutgebieten in NRW und Rheinland-Pfalz allmählich zurückziehen, trafen Unwetter am späten Samstagabend den Süden und Osten Deutschlands.

Der Landkreis Berchtesgadener Land in Oberbayern rief wegen der immensen Regenfälle den Katastrophenfall aus. Auch in der Sächsischen Schweiz gingen gewaltige Regenmassen nieder.

„Die Situation ist angespannt, aber beherrschbar“, erklärte das Lagezentrum des Innenministeriums in Dresden auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

© dpa-infocom, dpa:210718-99-422001/10

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