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Hilfsorganisationen: Kälte für Obdachlose lebensbedrohend

Obdachlose haben bei eisigen Temperaturen und Schnee unter einer Brücke am Bahnhof Zoo in Berlin ihr Lager errichtet und schlafen. Foto: Paul Zinken/dpa
Obdachlose haben bei eisigen Temperaturen und Schnee unter einer Brücke am Bahnhof Zoo in Berlin ihr Lager errichtet und schlafen. Foto: Paul Zinken/dpa

Schnee und eisige Kälte – für Menschen ohne Dach über dem Kopf kann das schnell lebensbedrohlich werden. Die Angst vor Corona macht die Hilfe noch schwieriger.

Angesichts des strengen Winterwetters machen Hilfsorganisationen in Deutschland auf die lebensbedrohliche Lage von Obdachlosen aufmerksam: Die Corona-Pandemie verschärft die Situation zusätzlich, wie es etwa von der Diakonie hieß, dem Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirchen.

„Aus Hygienegründen können die Einrichtungen nicht so belegt werden wie in den Zeiten vor Corona – wir wissen von Fällen, in denen Betroffene Notunterkünfte aus Angst vor einer Corona-Ansteckung meiden“, erklärte Sandra Schuhmann, Vorstand beim Diakonischen Werk Bayern, am Dienstag in Nürnberg.

Die Diakonie forderte die Kommunen deshalb auf, Notunterkünfte durchgehend zu öffnen und auch andere Gebäude wie Turnhallen oder leerstehende Hotels zu nutzen.

Ehrenamtliche im Einsatz

Das Zelt eines Obdachlosen steht bei kalten Temperaturen am Spreeufer im Schnee. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Das Zelt eines Obdachlosen steht bei kalten Temperaturen am Spreeufer im Schnee. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Helferinnen und Helfer haben vielerorts ihren Einsatz für Obdachlose verstärkt und versorgen Bedürftige mit warmem Essen, Getränken, Kleidung, Schlafsachen und Hygieneartikeln. In Berlin hält die Kältehilfe derzeit 1426 Plätze für Obdachlose bereit – so viele wie noch nie.

„Es ist eine neue Marke, sie ist aber auch nötig, weil sich die Bedingungen erheblich verschärft haben“, sagte der Sprecher der Berliner Sozialverwaltung, Stefan Strauß, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Durch die Corona-Krise seien viele Möglichkeiten, sich aufzuwärmen oder Geld zu verdienen, weggefallen. Hinzu komme jetzt noch die extreme Kälte.

In Hannover dürfen sich Bedürftige seit Dienstag tagsüber in der Volkshochschule aufhalten. „Die Räumlichkeiten stehen von 7.30 bis 18.00 Uhr an jedem Tag dieser Woche zur Verfügung“, teilte eine Stadtsprecherin mit. Das Angebot gilt zunächst bis zum 13. Februar und wurde durch die Bereitschaft von Ehrenamtlichen möglich.

Die Diakonie bedankte sich für das soziale Engagement in vielen Städten und Gemeinden. „Ich bitte aber auch alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, wachsam zu sein und den Notruf zu wählen, wenn Sie den Eindruck haben, jemand droht zu erfrieren“, sagte Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke.

© dpa-infocom, dpa:210209-99-365253/2



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