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FC Bayern München „total verarscht“: Anreise-Chaos vom BER nach Katar

Die Spieler des FC Bayern bei der Ankuft am Flughafen in Doha. Foto: -/FIFA/dpa
Die Spieler des FC Bayern bei der Ankuft am Flughafen in Doha. Foto: -/FIFA/dpa

Vom verschneiten Berlin ins warme Doha – und mit an Bord drei weitere Punkte. Doch dann: Über sieben Stunden warten die Münchner auf den Abflug. Und es muss auch noch die Crew getauscht werden.

Die Nacht im Flieger in Berlin und ein ungeplanter Zwischenstopp in München: Der Trip des FC Bayern zur nächsten Titelmission in Katar hat mit einer chaotischen Anreise begonnen und bei Karl-Heinz Rummenigge für gehörigen Frust gesorgt.

Statt am Samstagmorgen in Doha zu landen, hob der Flieger erst um 9.15 Uhr auf dem Flughafen der bayrischen Landeshauptstadt ab. Die Crew hatte ausgetauscht werden müssen, denn vorausgegangen war eine über siebenstündige Wartezeit in Berlin.

Der frühere Club-Präsident Uli Hoeneß nannte das Flug-Durcheinander einen „Skandal ohne Ende“. Im Bayerischen Rundfunk bezeichnete der 69-Jährige die Weigerung der Starterlaubnis als „Unverschämtheit der Verantwortlichen“ und „unverständlich“. Schließlich würden die Münchner bei dem Turnier in Katar den deutschen Fußball vertreten. Dies sei „eine wichtige Geschichte“.

Der deutsche Fußball-Rekordmeister kam erst am Samstagnachmittag statt am Morgen in Katar an. Mannschaft und Betreuer mussten sich zunächst einem Corona-Test am Flughafen unterziehen, wie der Verein nach der Landung in einer Meldung erklärte. Danach ging es ins Hotel. Bis zur Vorlage eines negativen Testergebnisses durften die Spieler ihre Zimmer nicht verlassen.

Am Abend zuvor hatte die Delegation nach dem 1:0 im extra um eine halbe Stunde vorgezogenen Duell mit Hertha BSC am Freitagabend schleunigst das eisige Olympiastadion verlassen, Hansi Flicks Pressekonferenz dauerte knapp zwei Minuten.

Um 23.15 Uhr sollte Flug QR 7402 nach Katar abheben, vom Olympiastadion zum BER sind es rund 33 Kilometer. Der Tross kam zumindest so an, dass Manuel Neuer noch grinsend hinter dem Mund-Nasen-Schutz aus seinem komfortablen Sitz an Bord der Maschine grüßte und Thomas Müller einen schnellen Schnappschuss mit beiden Daumen hoch vor den geöffneten Handgepäckablagen machte. Er hätte sich Zeit nehmen können.

Rummenigge: Fühlen uns „total verarscht“

Am Samstagmorgen teilte der FC Bayern München via Twitter mit: „Wegen verweigerter Starterlaubnis hebt der FC Bayern jetzt mit mehr als siebenstündiger Verspätung zur FIFA Klub-WM nach Doha ab.“ Über die genauen Gründe machten die Bayern keine Angaben.

Laut des Flughafens BER wäre die Maschine um 23.59 Uhr abflugbereit gewesen. „Aus unserer Sicht sprach auch nichts dagegen, dass die Maschine wie geplant abhebt“, sagte Flughafen-Sprecherin Sabine Deckwerth am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Es fehlte aber die Starterlaubnis.

Diese wird generell von der Flugsicherung erteilt. Rechtlich ist allerdings das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung zuständig, wenn es um Ausnahmegenehmigungen während des Nachtflugverbots geht. Beim Nachtflugverbot gilt, dass eine Maschine mit dem zeitlichen Beginn abgehoben sein muss. „Reguläre Linienflüge in der Kernnachtzeit von 0 bis 5 Uhr sind ausgeschlossen“, heißt es auf der BER-Homepage.

„Die Bitte um Startfreigabe für den Flug QR7402 ging nach Mitternacht, um 0:03 Uhr, an den Tower der zuständigen Deutschen Flugsicherung (DFS). Die Deutsche Flugsicherung hat in der Folge mit dem Blick auf die Nachtflugbeschränkungen am BER die Startfreigabe nicht erteilt“, erklärte das Ministerium am Samstag in einer Mitteilung.

Mit einem Ausnahmeantrag hatten die Bayern auch keinen Erfolg gehabt. „Ausnahmegenehmigungen werden in begründeten Einzelfällen insbesondere dann erteilt, wenn ein erhebliches öffentliches Interesse gegeben ist, welches die Durchführung eines Fluges notwendig macht oder der Flug für die Wahrung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung erforderlich ist“, hieß es vom zuständigen Ministerium.

„Wir fühlen uns von den zuständigen Stellen bei der brandenburgischen Politik total verarscht“, sagte Rummenigge der Bild und schimpfte: „Die Verantwortlichen wissen gar nicht, was sie unserer Mannschaft damit angetan haben.“

Die Planungen der Münchner und die Vorbereitung auf die nächste Titelmission wurden jedenfalls empfindlich beeinträchtigt. Denn als die Maschine abhob, ging es erst mal zurück nach München: Die Crew musste wegen der Warterei in Berlin getauscht werden. Um 9.15 Uhr sei der Flieger von München nach Doha gestartet, hieß es von den Bayern. Die Flugzeit beträgt in der Regel etwa 5:40 Stunden.

Gute Stimmung nach Sieg bei Hertha dahin

Nach dem Sieg in bester Stimmung, mit zunächst zehn Punkten Vorsprung in der Meisterschaft hatten die Münchner das Olympiastadion verlassen. „Es wird ein schöner Flug. So haben wir uns das vorgestellt“, hatte Trainer Hansi Flick sogar noch gesagt.

Beim Stressprogramm mit klimatischen Extremen zählte in Berlin am Ende nur der Sieg, es war der fünfte in der Liga nacheinander. „Man kann nicht in jedem Spiel zelebrieren“, betonte Müller. Der Treffer durch Kingsley Coman in der 21. Minute war unhaltbar abgefälscht für Herthas starken Keeper Rune Jarstein. Einen Elfmeter von Robert Lewandowski hatte er zuvor pariert.

Statt gegen Samstagmorgen im sonnigen Katar zu landen, ging es im kalten Berlin am frühen Morgen erst los – und über München nach Doha. Nicht mit an Bord waren Nationalspieler Leon Goretzka und der Spanier Javi Martínez. Sie fehlten im 22-köpfigen Kader. Sie hatten auch beim durchaus mühsamen Sieg in Berlin gefehlt.

Beide müssen wegen positiver Corona-Tests noch pausieren. „Wir müssen von Tag zu Tag drauf schauen“, betonte Flick. „Bei Leon sieht es etwas besser aus, bei Javi wird es wahrscheinlich nicht reichen.“ Man wolle die nächsten Tage abwarten, sagte der Erfolgscoach der Münchner und ergänzte: „Wenn es fürs erste Spiel nicht reicht, dann vielleicht fürs zweite Spiel.“

Die Eingewöhnungszeit vor Ort ist für die Bayern durch die Abflugverspätung knapper geworden. Bereits an diesem Montag treffen sie als europäischer Champions-League-Sieger im Halbfinale auf Al Ahly SC aus Ägypten.

Am Donnerstag kommender Woche wird das Endspiel ausgetragen. Da wollen die Bayern hin, auch das wollen sie gewinnen. „Es ist der krönende Abschluss nach der Champions League. Wir wollen uns die Krone aufsetzen“, betonte Müller.

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