Technology Topnews Wissenschaft

Japanische Sonde „Hayabusa2“ bringt Probe von Asteroid Ryugu zur Erde

Die kleine Kapsel schießt nach Abtrennung von der Raumsonde wie ein Feuerball durch die nächtliche Atmosphäre. Foto: -/Japan Aerospace Exploration Agency/AAP/dpa
Die kleine Kapsel schießt nach Abtrennung von der Raumsonde wie ein Feuerball durch die nächtliche Atmosphäre. Foto: -/Japan Aerospace Exploration Agency/AAP/dpa

Es ist eine der wichtigsten Weltraummissionen seit Jahrzehnten: Eine japanische Sonde bringt Proben aus dem Untergrund eines Asteroiden zur Erde. Forscher wollen damit in die Geburtszeit des Sonnensystems zurückschauen – und klären, wie Wasser auf die Erde gelangte.

Eine von Wissenschaftlern mit Spannung erwartete Probe einer japanischen Sonde mit den ersten Proben aus dem Untergrund eines Asteroid ist erfolgreich zur Erde zurückgekehrt.

Die kleine Kapsel schoss nach Abtrennung von der japanischen Sonde ‚Hayabusa2‚ wie ein Feuerball durch die nächtliche Atmosphäre, bevor sie am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) wie geplant in einer Wüste im Süden Australiens landete, wie die japanische Raumfahrtagentur Jaxa bekanntgab.

Die Forscher erwarten in dem Behälter der japanischen Sonde 4,6 Milliarden Jahre altes Probe-Material vom Asteroid Ryugu, das aus der Frühzeit des Sonnensystems stammt. Sie hoffen, durch Analysen den Ursprüngen des Sonnensystems und des Lebens auf unserer Erde auf die Spur zu kommen.

Nach ihrer Bergung auf dem Woomera-Testgelände für Luft- und Raumfahrt wird die Kapsel zunächst auf ihren Zustand untersucht. Anschließend wird der noch verschlossene Behälter per Flugzeug nach Japan gebracht und in ein Labor des Jaxa-Forschungszentrums ISAS (Institute of Space and Astronautical Science) im nahe der Hauptstadt Tokio gelegenen Sagamihara überführt.

Erst dort wird die Kapsel, die die japanische Sonde mit der Probe vom Asteroid mitbrachte, mit ihrer wertvollen kosmischen Fracht per Roboter in einem sogenannten Reinraum-Labor in einer Vakuumkammer geöffnet.

„Historischer Moment für Weltraumforschung“

An der spektakulären Mission hatte sich auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit dem gemeinsam mit der französischen Raumfahrtagentur CNES entwickelten Lander „Mascot“ beteiligt.

Der war im Oktober 2018 auf Ryugu gelandet und hatte den aus hochporösem Material bestehenden Asteroiden erkundet – bis die Batterie ausging. „Dies ist ein historischer Moment für die Weltraumforschung“, erklärte die DLR-Vorstandsvorsitzende Anke Kaysser-Pyzalla zur Rückkehr der Probenkapsel.

In Japan werden die einzelnen Bestandteile der Proben vom Asteroiden Ryugu zunächst kuratiert und beschrieben, ehe ab Mitte 2021 mikroskopische, mineralogische und geochemische Untersuchungen beginnen sollen.

Einen Teil der Proben stellt die Jaxa der Nasa sowie 2022 auch Forschern in anderen Ländern zur Verfügung. Auch das DLR plant eigene Untersuchungen. So schafft das DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof derzeit in einem neuen Labor Möglichkeiten für spektroskopische Analysen.

Aminosäuren im Fokus

Ein Wissenschaftler hält in der Wüste des Woomera-Testgeländes für Luft- und Raumfahrt im Süden Australiens die Probenkapsel der japanischen Raumsonde 'Hayabusa2'. Foto: -/JAXA/AP/dpa
Ein Wissenschaftler hält in der Wüste des Woomera-Testgeländes für Luft- und Raumfahrt im Süden Australiens die Probenkapsel der japanischen Raumsonde ‚Hayabusa2‘. Foto: -/JAXA/AP/dpa

Die Proben könnten möglicherweise organisches Material enthalten, erklärte der Manager der Mission, Makoto Yoshikawa. Im Fokus stünden dabei Aminosäuren, die die fundamentalen Bausteine des Lebens sind.

Analysen der Proben sollen auch klären, ob Asteroiden bei Einschlägen große Mengen Wasser zu unserem Planeten gebracht haben. Wasser, das in bestimmten Meteoriten eingeschlossen sei – also in Bruchstücken von auf der Erde eingeschlagenen Asteroiden – entspreche ziemlich genau dem irdischen Wasser, erklärte der Geowissenschaftler Frank Brenker von der Universität Frankfurt am Main, die sich an der Untersuchung der Proben beteiligt.

Allerdings gebe es die Möglichkeit von Verunreinigungen: Denn beim Durchqueren der Atmosphäre verdampften 90 Prozent eines Meteoriten. Und bis man ihn nach dem Aufprall auf der Erde finde, könne er etwa über Nebel irdisches Wasser aufgenommen haben, so Brenker: „Mit der Ryugu-Probe werden wir in dieser Frage endlich Gewissheit erhalten.“

Der Asteroid Ryugu, auf dem die japanische Sonde die Probe entnahm, gehört zu den stark kohlenstoffhaltigen Asteroiden und stammt ursprünglich aus dem äußeren Teil des Asteroidengürtels, der zwischen Mars und Jupiter die Sonne umkreist. Die Vorgänger-Sonde ‚Hayabusa‘ (Wanderfalke) hatte im Jahr 2010 weltweit erstmals Bodenproben eines Asteroiden zur Erde gebracht.

Hayabusa2 startete bereits 2014

Der Nachfolger ‚Hayabusa2‘ war im Dezember 2014 in Japan gestartet und erreichte nach fast vier Jahren sein 300 Millionen Kilometer entferntes Ziel. Die Sonde landete später auf Ryugu und sammelte Proben von der Oberfläche sowie erstmals auch aus einem Bereich unter der Oberfläche eines solchen Asteroiden.

Die beiden Bodenproben wurden in getrennten Kammern in der Kapsel verstaut. Ziel der japanischen Raumfahrtagentur war es, 0,1 Gramm einzusammeln. Das wäre genug, um alle geplanten Forschungen durchzuführen, hieß es.

‚Hayabusa2‘ trennte die Kapsel am Samstag beim Vorbeiflug an der Erde ab. Sobald der Behälter mit einer Geschwindigkeit von zwölf Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre eintrat, wurde er durch die Lufthülle bei großer Hitzeentwicklung von bis zu etwa 3000 Grad Celsius abgebremst.

In rund zehn Kilometern Höhe über Australien öffnete sich dann ein Fallschirm, an dem die Kapsel zur Erde schwebte und dabei Funksignale abgab, anhand derer ein Jaxa-Team sie mit einem Hubschrauber ausfindig machte.

Anders als die erste ‚Hayabusa‘, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglüht war, setzt ‚Hayabusa2‚ ihre Mission fort: Sie ist nun unterwegs zu dem erdnahen Asteroiden ‚1998KY26‘. Dort soll die Sonde in zehn Jahren ankommen.

Die nach sechs Jahren im Weltall und mehr als fünf Milliarden zurückgelegten Kilometern erfolgte Rückkehr der Kapsel zur Erde gelang Japan wenige Wochen, nachdem die Nasa-Sonde ‚Osiris Rex‘ bei einem komplizierten Manöver als erster US-Flugkörper eine Probe von einem Asteroiden entnommen hatte. Diese Probe vom Asteroiden Bennu soll in rund drei Jahren zurück zur Erde kommen.

© dpa-infocom, dpa:201205-99-579936/8

Beachten Sie auch:



[plista widgetname=plista_widget_belowArticle]

Hinterlasse einen Kommentar