Taipeh (dpa) – Die USA sollten Taiwan nach Ansicht des früheren US-Außenministers Mike Pompeo als souveränes Land anerkennen. Die demokratische Inselrepublik müsse gar nicht ihre Unabhängigkeit erklären, da sie bereits ein unabhängiges Land sei, sagte Pompeo während eines Besuches in Taiwan in einer Rede in der südtaiwanischen Hafenstadt Kaohsiung.
Es gehe darum, die unverkennbare und bereits existierende Realität anzuerkennen. Pompeo warf der kommunistischen Führung in Peking aggressives Verhalten vor – sowohl diplomatisch als auch militärisch und wirtschaftlich.
Der Ex-Außenminister, der bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr in Taiwan ist, gehört zu einem Strom von US-Politikern, die ungeachtet des Widerstands aus Peking die Insel besuchen. Am Sonntag werden auch sechs Bundestagsabgeordnete in Taipeh erwartet. Der „Freundeskreis Berlin-Taipeh“ mit Vertretern aller Fraktionen wird bis Donnerstag nächster Woche Gespräche in Taiwan führen. Ende Oktober plant auch der Menschenrechtsausschuss des Bundestags einen Besuch.
Die Spannungen um die 23 Millionen Einwohner zählende Insel hatten zugenommen, nachdem Anfang August die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, Taiwan besucht und Peking sehr verärgert reagiert hatte. China betrachtet Taiwan als Teil der Volksrepublik und lehnt offizielle Kontakte anderer Länder zu Taipeh entschieden ab. Die Visite der Nummer drei der USA war die ranghöchste seit einem Vierteljahrhundert. China reagierte mit Militärmanövern, bei denen eine See- und Luftblockade sowie eine Eroberung Taiwans geübt wurden.
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