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Englands einmalige Titel-Chance: Wembley-Rückkehr mit Traum

Pure Freude bei Englands Raheem Sterling und Harry Kane - im Halbfinale dürfte es härter werden. Foto: Jonathan Moscrop/CSM via ZUMA Wire/dpa
Pure Freude bei Englands Raheem Sterling und Harry Kane - im Halbfinale dürfte es härter werden. Foto: Jonathan Moscrop/CSM via ZUMA Wire/dpa

Mit einem lockeren 4:0 gegen die Ukraine zieht England ins EM-Halbfinale ein. Gegen Dänemark dürfen die Three Lions nun wieder auf dem heiligen Rasen in Wembley spielen.

Rom (dpa) – Wenn die Engländer diese Chance jetzt nicht nutzen, wann denn dann? Der 4:0-Spaziergang ins Halbfinale der Europameisterschaft lässt Kapitän Harry Kane von einer einmaligen Gelegenheit schwärmen, die Zeitungen träumen schon vom ganz großen Coup.

„Noch zwei Spiele vom Ruhm entfernt“, titelte der „Sunday Express“ nach dem lockeren Viertelfinal-Sieg gegen die überforderte Ukraine. 55 Jahre nach dem WM-Gewinn im eigenen Land hofft eine ganze Nation mehr denn je auf eine erneute Krönung im Wembley-Stadion am 11. Juli. Schon für das Halbfinale am Mittwoch gegen Dänemark kehren die Three Lions zu ihren Fans in den Fußball-Tempel zurück.

„Es wird unglaublich“

„Es wird unglaublich. Was für ein Moment für uns als Team, als Nation. Viele von uns werden so eine Gelegenheit bei einem großen Turnier in Wembley nicht nochmal bekommen“, sagte Starstürmer Kane. „Wir müssen diese Chance mit beiden Händen greifen und genießen. Hoffentlich können wir die Energie am Mittwoch noch einmal nutzen.“

Bis zu 67.500 hauptsächlich englische Anhänger werden die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate gegen die Dänen nach vorne brüllen, dänische Anhänger können aufgrund der Corona-Pandemie kaum in der Arena sein. Wann also, wenn nicht jetzt? Das Halbfinale soll für die Engländer nur ein Zwischenschritt sein.

„Wir waren noch nie in einem EM-Finale. Das ist die nächste Gelegenheit für uns, Geschichte zu schreiben“, sagte Southgate. „Es ist wunderschön, Teil von diesem Spiel sein zu können. Als Team in Wembley zu spielen ist besonders, in einem Halbfinale noch mehr. Wir wollen gewinnen, wir spielen zuhause und haben eine großartige Chance.“

Von Rom zurück nach Wembley

Wie eine perfekt geölte Maschine rollt seine Mannschaft bislang durch dieses Turnier, das sie nach dem kurzen Rom-Ausflug im Viertelfinale nun zurück nach London führt. Southgate hat ein Team entwickelt, das nicht immer begeistert, aber funktioniert: Noch immer haben die Three Lions nicht ein Gegentor bei der EM kassiert.

EM-übergreifend sind sie nun sogar seit sieben Partien ohne Gegentreffer, was zuvor noch nie einem englischen Team gelungen ist. Aber nicht nur die Abwehr überzeugt, auch der hochkarätig besetzte Sturm kommt in der entscheidenden Phase des Turniers immer besser in Schwung. Der in der Vorrunde noch torlose und stark kritisierte Kane steht nach zwei K.o.-Spielen bei drei Treffern. Gegen die Ukrainer erzielte der 27-Jährige einen Doppelpack (4./50. Minute), für die weiteren Treffer sorgten Abwehrchef Harry Maguire (46.) und der kurz zuvor eingewechselte Jordan Henderson (63.). Sogar Dortmunds Jadon Sancho durfte erstmals bei der EM von Beginn an spielen.

Der kurz vor einem Wechsel zu Manchester United stehende Sancho dient gewissermaßen als Sinnbild für das Offensivpotenzial der Engländer, auch wenn er im Viertelfinale weitgehend unauffällig blieb. Weitere Top-Spieler wie Phil Foden oder Jack Grealish wurden dagegen nicht mal eingewechselt, Bukayo Saka stand leicht angeschlagen nicht im Kader. Southgate kann aus einem riesigen Pool schöpfen, was sein Team auch für die bisher so starken Dänen schwer ausrechenbar macht. Dass der 50-Jährige erstmals Sancho von Beginn an wirbeln ließ, dürfte einige Fans überrascht haben. Dass er gegen Dänemark wieder eine andere Aufstellung wählt, wäre dagegen keine Überraschung.

Nun gegen unerschütterliche Dänen

Aber wen auch immer Southgate aufstellt: England wird gegen Dänemark an seine Grenzen gehen müssen. „Dänemark ist viel stärker als die Ukraine“, schrieb der portugiesische Star-Trainer José Mourinho in einer Kolumne für die Zeitung „The Sun“. „Sie haben das Gefühl, dass der Titel nach Hause kommen kann. Aber das wird ein großes Halbfinale.“ Nach dem Drama um Spielmacher Christian Eriksen, der im ersten EM-Spiel zusammengebrochen war und wiederbelebt werden musste, sind die Dänen zu einer scheinbar unerschütterlichen Einheit zusammengewachsen. „Sie reiten auf einer Welle der Emotionalität nachdem, was mit Christian passiert ist“, sagte Southgate.

Diese Welle soll die Three Lions aber nicht stoppen. Im Gegenteil: Mit der Energie der bis zu 67.500 Fans in Wembley soll nach Jahren der Titel-Sehnsucht nun auch der letzte Schritt gelingen. „Wir hatten großartige Nächte, aber auch schmerzhafte Nächte. Wir haben daraus gelernt“, sagte Southgate auch mit Blick auf den bitteren Halbfinal-K.o. bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Das wollen die Engländer diesmal mit aller Macht verhindern. Oder wie Abwehrchef Maguire sagt: „Wir sind nicht zufrieden mit dem Halbfinale. Wir wollen weiter kommen.“

© dpa-infocom, dpa:210704-99-251624/4

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