Fußball

Stefan Kuntz mit EM-Vorfreude – „Kein Druck“ in Bundestrainer-Frage

Trainer Stefan Kuntz bereitet die deutsche U21-Auswahl auf die EM vor. Foto: Marton Monus/dpa
Trainer Stefan Kuntz bereitet die deutsche U21-Auswahl auf die EM vor. Foto: Marton Monus/dpa

Kurz vor dem wichtigen EM-Auftakt der U21 gegen Ungarn wird weiter über die Löw-Nachfolge diskutiert – und damit auch über die Zukunft von U21-Trainer Stefan Kuntz. Zum Start in sein wohl ungewöhnlichstes Turnier steht der 58-Jährige besonders im Fokus.

Das Bundestrainer-Gerede aus Deutschland ließ Stefan Kuntz vor dem Start der U21-EM in Ungarn nicht an sich heran.

„Wenn ich mir keine Gedanken über die Bundestrainer-Frage mache, dann macht das auch keinen Druck“, sagte der Trainer in Ungarn am Abend vor dem EM-Auftakt mit seinem Team am 24. März (21.00 Uhr/ProSieben) gegen den Mit-Ausrichter.

Er mache sich „nullkommanull“ Gedanken über die Spekulationen um seine Zukunft. „Ich bin jetzt hier bei meinen Jungs“, betonte der 58-Jährige vor dem Turnierstart.

Trotz der immer wiederkehrenden Fragen nach Kuntz‘ Zukunft ist die Stimmung im DFB-Team um BVB-Talent Youssoufa Moukoko (16) bestens. Den Turnier-Countdown startete Kuntz mit seiner Auswahl nach der Ankunft in Ungarn mit einer Gute-Laune-Einheit.

„Ich habe gesagt, wenn wir da rausgehen und ich sehe nicht, dass wir Spaß am Fußball haben, dann haben wir was falsch gemacht“, sagte Stefan Kuntz grinsend. Die schwierige Pandemie-Lage im Hochrisiko-Land Ungarn, die schon für mehrere Corona-Fälle beim Gegner sorgte, soll den EM-Zweiten Deutschland im Kampf um den Viertelfinal-Einzug ebenso wenig beeinflussen wie die verstärkten Spekulationen um Kuntz‘ Zukunft.

Stefan Kuntz im Blickpunkt

Nach dem Lob von DFB-Direktor Oliver Bierhoff zum Start in die Turnierwoche rückt Stefan Kuntz unwillkürlich in den Blickpunkt. Bierhoff hatte angesprochen auf die Chancen von Kuntz auf die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw im Sommer zwar nicht explizit geantwortet.

„Wir haben auch DFB-intern gute Lösungen. Das lässt einen ruhiger sein“, sagte Oliver Bierhoff aber, der seinen 1996er Europameister-Kollegen Stefan Kuntz als „starken Kommunikator“ lobte. Es mache ihn natürlich „stolz“, dass er für den „wichtigsten Trainer-Posten in Deutschland“ gehandelt werde, sagte Kuntz der Bild-Zeitung. „Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass mir das alles egal ist.“

Doch erst einmal will sich der 58-Jährige, der vor vier Jahren mit der U21 um Serge Gnabry Fußball-Europameister wurde, auf die EM mit seiner aktuellen Mannschaft konzentrieren. Das Minimalziel lautet Viertelfinale – dazu braucht es in der Gruppe mit den Niederlanden und Rumänien im Idealfall einen Auftaktsieg gegen Ungarn.

„Im ersten Spiel müssen wir uns komplett auf uns konzentrieren“, forderte Stefan Kuntz auch mit Blick auf die schwierige Vorbereitung. Nur drei Trainingseinheiten in Ungarn hat der Coach zur Verfügung.

„Gestern standen Spaß und Kennenlernen im Fokus, heute dann die Spielvorbereitung“, berichtete Stefan Kuntz vor dem Abschlusstraining. Und die vier Neulinge um Moukoko fühlten sich sichtlich wohl. Der 16-Jährige, der am Mittwoch jüngster deutscher U21-Nationalspieler werden könnte, ging beim Training gleich mal voran.

„Er verhält sich bis jetzt super im Team“, lobte Stefan Kuntz das Dortmunder Talent. Sein Ziel sei es, „ihm ein Wohlfühlgefühl zu geben, damit er uns dann möglichst frei und intuitiv zeigen kann, was er drauf hat.“

„Besondere Zeiten, besonderes Team“

Durch die knappe Vorbereitung und die schwierige Corona-Lage in Ungarn ist Kuntz zum Start der EM-Mission besonders gefordert – als Motivator und als Teambuilder. Der Ex-Nationalspieler hat in seinen inzwischen über vier Jahren als U21-Coach immer wieder bewiesen, dass er einen besonderen Draht zu den jungen Spielern hat und mit seiner emotionalen Art gut funktionierende Mannschaften formen kann.

Auf Kuntz‘ Auftreten und das Abschneiden seiner Mannschaft in Ungarn, wo sich die DFB-Elf für die K.o.-Phase Ende Mai qualifizieren will, wird daher besonders genau geschaut. Dass ihm dieses Mal die großen Stars fehlen, macht die Aufgabe nicht einfacher.

Einzig Ridle Baku sammelte aus dem aktuellen Aufgebot Erfahrung im A-Nationalteam. „Das registrieren wir, und das wollen wir widerlegen“, sagte Stefan Kuntz mit Blick auf die geringen Marktwerte seiner Spieler im Vergleich zu anderen Top-Nationen wie England, Frankreich oder den Niederlanden.

Die Corona-Lage, kaum Vorbereitung, die Spekulationen um Kuntz‘ Zukunft: Das Turnier in Ungarn ist das wohl bislang ungewöhnlichste in Kuntz‘ Amtszeit. „Besondere Zeiten, besonderes Team“, lautet der Slogan der DFB-Auswahl für die EM. „Wir sagen einfach, das gehört jetzt zu den besonderen Zeiten dazu, und wenn wir wirklich dieses besondere Team sind, dann gehen wir auch damit um“, forderte Kuntz.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Ungarn:

Demjen (Zalaegerszegi/23 Jahre/17 U21-Länderspiele) – Hinora (Vasas/23/7), Balogh (FC Parma/18/2), Varju (MTK Budapest/19/0), Deutsch (Puskás Akadémia/22/1) – Csonka (Budafoki MTE/20/3) – Skribek (Budafok/19/0), Mezei (MTK Budapest/20/2), Szendrei (Budapest Honvéd/20/1), Kiss (Puskás Akadémia/20/3) – Baranyi (Debrecen/20/1)

Deutschland:

Dahmen (FSV Mainz 05/22/2) – Baku (VfL Wolfsburg/22/8), Pieper (Arminia Bielefeld/23/4), Schlotterbeck (1. FC Union Berlin/ 21/7), Raum (SpVgg Greuther Fürth/22/2) – Maier (Arminia Bielefeld/ 22/12), Dorsch (KAA Gent/23/8) – Berisha (Red Bull Salzburg/22/7), Özcan (1. FC Köln/23/11), Burkardt (FSV Mainz 05/20/5) – Nmecha (RSC Anderlecht/22/14)

Schiedsrichter: Guillermo Cuadra Fernandez (Spanien)

© dpa-infocom, dpa:210323-99-936043/4



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