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Teamauftrag von Manuel Neuer: Geschenk für Joachim Löw

Teamkapitän Manuel Neuer (vorn) wärmt sich mit Marc-Andre ter Stegen und Bernd Leno (l) auf. Foto: Federico Gambarini/dpa
Teamkapitän Manuel Neuer (vorn) wärmt sich mit Marc-Andre ter Stegen und Bernd Leno (l) auf. Foto: Federico Gambarini/dpa

Die Ansprüche sind hoch: Das 0:6 von Spanien vergessen machen, sich gleich für die EM einspielen und dem Trainer einen tollen Abschluss bereiten. Doch schon vorm ersten Spiel werden Pläne durchkreuzt.

Nach der ersten Teamansprache von Joachim Löw formulierte Kapitän Manuel Neuer umgehend den Auftrag für die finale Phase mit dem Bundestrainer.

„Wir wollen diese erfolgreiche Ära mit einem tollen Abschluss krönen, ihm ein großes Geschenk machen. Das hat unser Trainer verdient“, sagte der Fußball-Nationaltorhüter in Düsseldorf. Doch noch vor dem ersten Training für den Jahresauftakt gegen Island am 25. März (20.45 Uhr/RTL) ging der Blick schon nicht mehr weit voraus Richtung EM-Turnier im Sommer.

Der schon mit Adduktorenproblemen aus Madrid angereiste Toni Kroos musste das Quartier schnell wieder verlassen. Der Mittelfeldspieler fällt für alle drei anstehenden WM-Qualifikationsspiele aus.

„Ich verzichte nur ungern auf ihn“, sagte Löw betrübt. Die DFB-Ärzte sahen aber auch keine Einsatzchance des Real-Stars in den Partien gegen Rumänien und Nordmazedonien. „Auch mit Blick auf das EM-Turnier im Sommer haben wir entschieden, dass die vollständige Genesung dieser Verletzung jetzt Vorrang haben muss“, sagte Löw.

Schon zuvor musste er die fixe Abwehrgröße Niklas Süle (FC Bayern) und Außenverteidiger Robin Gosens (Atalanta Bergamo) zumindest für das Island-Spiel aus seinen Planungen streichen. Beide haben muskuläre Probleme, absolvierten aber immerhin individuelle Laufeinheiten.

Neuer nur unter Löw im DFB-Team

Fallen aus absolvierten aber immerhin individuelle Laufeinheiten: Niklas Süle (l) und Robin Gosens. Foto: Federico Gambarini/dpa
Fallen aus absolvierten aber immerhin individuelle Laufeinheiten: Niklas Süle (l) und Robin Gosens. Foto: Federico Gambarini/dpa

Eine mögliche EM-Wunschelf wird Neuer in seinem 97. Länderspiel in Duisburg damit nicht aufs Spielfeld führen. Der Torwart hat in zwölf Jahren beim Nationalteam nie einen anderen Bundestrainer als Joachim Löw erlebt.

„Ich werde jetzt 35, habe Höhen und Tiefen mit ihm erlebt. Es waren hauptsächlich erfolgreiche Zeiten“, sagte Neuer. „Ich bin 2009 als Baby hierhingekommen“, scherzte der Teamsenior.

Dass Joachim Löw nach seiner Rücktrittserklärung für die Zeit nach der EM nun als Lame Duck, also lahme Ente, in seinen Endspurt gehen könnte, wies Neuer kategorisch zurück. „Man hat in seiner Ansprache gemerkt, dass er sehr motiviert und ehrgeizig ist. Er will unbedingt“, berichtete der Kapitän.

Die Vorbereitung auf den Länderspiel-Dreierpack wird nicht nur von Ausfällen wichtiger Akteure getrübt. Sie wird auch weiter von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erschwert. Für die Profis sind aber auch diese fast schon Alltag, auch wenn „natürlich kein schöner Alltag“, wie Neuer bemerkte.

Die Spieler um Ilkay Gündogan, die aus England anreisten, werden zum Essen und beim Transport zum Stadion sogar noch einmal extra separiert. „Es gibt Schlimmeres, als zehn Tage bei der Nationalmannschaft in einer Blase zu sein“, sagte dennoch der Gladbacher Florian Neuhaus.

Besondere Bedingungen

Bundestrainer Joachim Löw verfolgt entspannt das Training der Nationalmannschaft. Foto: Federico Gambarini/dpa
Bundestrainer Joachim Löw verfolgt entspannt das Training der Nationalmannschaft. Foto: Federico Gambarini/dpa

Angesichts der weitreichenden Auswirkungen vor allem auch nach der jüngsten Zusammenkunft von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten sind die Nationalspieler froh, überhaupt ihre Spiele austragen zu können, wenn auch weiter ohne Fans.

Vielleicht könne man in der Zeit, in der das ganze Land unter der Corona-Last ächzt, „auch ein bisschen Spaß in die Wohnzimmer bringen“, sagte Manuel Neuer: Und sogar „den einen oder anderen zum Jubeln bringen“.

Joachim Löw wird nach der Abreise von Kroos umso glücklicher sein, dass der Münchner Joshua Kimmich nach einer Erkältung verspätet anreisen konnte und sich einsatzbereit meldete. Denn es geht ab sofort darum, gewisse Automatismen einzuschleifen und eine Achse auf dem Feld zu haben.

„Es wird wichtig sein, jede Trainingseinheit und jedes Spiel zu nutzen. Uns darf kein Fehler mehr unterlaufen“, mahnte Manuel Neuer nochmals mit dem Blick zurück auf die jüngste Blamage in Spanien.

Uli Hoeneß als TV-Experte

Das 0:6 zum Jahresabschluss 2020 säte immense Zweifel. Als heißen Titelanwärter sieht auch Uli Hoeneß das Löw-Team nicht. Der frühere Bayern-Boss im Ruhestand wird die drei Länderspiele als TV-Experte begleiten – und will bei RTL Klartext sprechen, ohne alles „in Schutt und Asche“ zu reden.

„Man kann nicht 0:6 in Spanien verlieren und dann sagen, zur EM fahre ich als Favorit. Aber Deutschland als Außenseiter ist vielleicht auch mal eine gute Ausgangsposition“, so Uli Hoeneß.

Löws Rücktrittsentscheidung hält Uli Hoeneß für klug, „weil Jogi damit das Heft des Handelns wieder in die Hand bekommen hat. Er wäre doch zum Spielball geworden“, begründete der 69-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur: „Nach jedem Länderspiel hätte man die Trainerfrage gestellt.“ Löw habe klare Verhältnisse geschaffen.

Hoeneß rät Löw eindringlich zu einem Comeback von Thomas Müller. „Man kann ja nicht auf einen Spieler verzichten, der in der Bundesliga und in der Champions League eine prägende Figur ist beim FC Bayern. Es geht ja nicht um eine Nachwuchsmannschaft, die man aufbauen muss, sondern um eine Mannschaft, die etwas gewinnen soll“, sagte Hoeneß.

Voraussichtliche Aufstellung DFB-Team:

Neuer – Klostermann, Ginter, Rüdiger, Max – Goretzka, Kimmich, Gündogan – Sané, Gnabry, Werner

© dpa-infocom, dpa:210323-99-936880/4

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