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Julian Nagelsmann: „Spieler sind alle alt genug und mündig“

Sieht sich nicht als «Papa oder Erzieher» der Spieler: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann. Foto: Matthias Balk/dpa
Sieht sich nicht als «Papa oder Erzieher» der Spieler: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann. Foto: Matthias Balk/dpa

Am Tag von Emotionen und Ehrungen erwartet Julian Nagelsmann keine Reaktion der Bayern-Stars auf die Ibiza-Reise – aber einen Sieg vor der Feier mit der Meisterschale.

Julian Nagelsmann lächelte, als er die lästige Debatte um die Ibiza-Reise seiner Bayern-Stars fürs Erste hinter sich gebracht hatte.

„Unsere Spieler sind alle alt genug und mündig, und dürfen sehr gerne auch entscheiden, was sie in ihren freien Tagen machen“, sagte der Trainer zwei Tage vor der nächsten Münchner Meisterfeier mit der Schale.

„Wenn sie sich dazu entscheiden, als sehr große Gruppe geschlossen dahinzufliegen, dann sollen sie das machen. Sie sind alt genug, ich bin nicht ihr Papa oder Erzieher“, so Nagelsmann.

Salihamidzic: „Team bildende Maßnahme“

Zwei Tage vor dem letzten Heimspiel der Saison ging Nagelsmann nicht näher auf die von Sportvorstand Hasan Salihamidzic als „Team bildende Maßnahme“ bezeichnete Tour auf die spanische Party-Insel ein, bei der zumindest die Kapitäne Manuel Neuer und Thomas Müller gefehlt hatten.

Der 34 Jahre alte Trainer wies aber darauf hin, dass er seiner Mannschaft aus Gründen der Belastungssteuerung zwei freie Tage gegeben habe. „Die Spieler dürfen die freien Tage nutzen, wie sie wollen“, sagte Nagelsmann, der selbst nach seinem Meisterstück keineswegs ruhige Wochen beim Rekordmeister erlebt.

Für einen Bayern-Trainer gibt es eigentlich nie richtig entspannte Phasen. Dies bekommt Nagelsmann durch die Spekulationen um die Zukunft von Weltfußballer Robert Lewandowski, bei dem der Coach von einem guten Gespräch mit der Beraterseite berichtete, offene Vertragsfragen oder eben die Ibiza-Reise zu spüren.

Der abstiegsbedrohte VfB Stuttgart dürfte nun am 8. Mai (17.30 Uhr/DAZN) vermutlich schmerzhaft erfahren, dass der Auftritt der Münchner nach der Balearen-Tour im Anschluss an das 1:3 in Mainz und nach der Kritik von Hertha-Trainer Felix Magath genau begutachtet werden wird.

„Ich erwarte keine Reaktion auf die Ibiza-Reise“, wiegelte Julian Nagelsmann jedoch ab. „Wir versuchen unser letztes Heimspiel vor ausverkauftem Haus, an dem Tag, an dem wir die Schale kriegen, auch zu gewinnen.“

„Ich freue mich, wenn wir die Schale bekommen“

Nach dem Vorglühen gegen den VfB soll dann nach zwei Jahren Pandemie endlich wieder mit 75.000 Zuschauern stimmungsvoll gefeiert werden.

Kapitän Neuer bekommt im Münchner Konfettiregen erstmals von der neuen DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen die Meisterschale überreicht. Vom Rathaus-Balkon aus wird eine Woche später nach dem Saisonende mit Tausenden auf dem Marienplatz gefeiert.

Man wolle mit den Fans, das nachholen, „was in den letzten zwei Jahren nicht möglich war. Da haben wir die Titel in leeren Stadien gewonnen“, erinnerte Bierduschen-Experte Benjamin Pavard an ein Stück Titel-Tristesse. Der Weltmeister war es, der Nagelsmann nach dem gesicherten Titelgewinn beim 3:1 gegen Borussia Dortmund als Erster das Riesen-Weißbierglas über den Kopf gekippt hatte.

„Ich freue mich, wenn wir die Schale bekommen“, sagte Julian Nagelsmann und scherzte. „Ich glaube, dass ich es im Kreuz habe, sie hochzuheben. Vielleicht mache ich noch ein paar Stabi-Übungen, dass es auch sicher ist.“

Es wird nicht nur wegen der Trophäen-Übergabe emotional. Der Club wird sich auch von Nationalspieler Niklas Süle und Weltmeister Corentin Tolisso nach fünf Jahren verabschieden. „Da versuchen wir mit der Kaderplanung, dass jeder Spieler den gebührenden Rahmen bekommt“, versprach Nagelsmann, der Süle nach dem „Zuckerl“ gegen Mainz aber nicht für die Startelf eingeplant hat.

Lewandowski „unbedingt behalten“

Nagelsmann zeigte sich zuversichtlich, dass die Bayern-Fans nicht den letzten Heim-Auftritt von Lewandowski zu sehen bekommen.

Zwar hatte Salihamidzic einen Wechsel in diesem Sommer ohnehin ausgeschlossen. Doch bei den branchenüblichen Gepflogenheiten könnte ein üppiges Millionen-Angebot eine Neubewertung der Situation zur Folge haben.

Der Vertrag von Lewandowski (33) ist bis zum 30. Juni 2023 datiert. Zuletzt gab es Kontakt zwischen der Bayern-Führung und dem Berater des Polen. „Ich habe schon nachgefragt, ob das ein gutes Gespräch war. Das war es wohl“, sagte Nagelsmann. „Aber es gibt nichts zu vermelden, in keine Richtung. Mein Stand hat sich nicht verändert, dass wir ihn unbedingt behalten und unbedingt verlängern wollen.“

Die Vertragsverlängerung von Müller (32) als „Leistungsträger und Symbolfigur“ um eine weitere Saison bis zum Sommer 2024 könnte „sicherlich auch andere mitziehen“, sagte Julian Nagelsmann. Die Verträge von Manuel Neuer und Serge Gnabry laufen ebenfalls im Sommer 2023 aus.

© dpa-infocom, dpa:220506-99-180851/3


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