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Jens Spahn und Lothar Wieler: Dritte Welle so flach halten wie möglich

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef Lothar H. Wieler bei der Pressekonferenz zur Corona-Lage. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef Lothar H. Wieler bei der Pressekonferenz zur Corona-Lage. Foto: Kay Nietfeld/dpa

„Die Lage bleibt angespannt“, sagt Gesundheitsminister Spahn bei der Pressekonferenz zu aktuellen Corona-Lage. Doch die Impfkampagne gewinne deutlich an Dynamik. RKI-Chef Wieler warnt erneut vor der dritten Welle.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat angesichts wieder steigender Infektionszahlen zu Vorsicht in der Corona-Krise gemahnt, setzt aber auch auf weiter anziehende Impfungen. „Die Lage bleibt angespannt“, sagte der CDU-Politiker in Berlin.

Man müsse sich noch „auf einige sehr herausfordernde Wochen“ einstellen, in denen um die Balance zwischen Gesundheitsschutz und der ersehnten Rückkehr in die Normalität mit vorsichtigen Öffnungen zu ringen sei.

Jens Spahn sagte, die Impfkampagne gewinne deutlich an Dynamik. Mehr als sieben Prozent der Bevölkerung seien nun mindestens einmal geimpft. Zuletzt habe es bundesweit mehr als 270.000 Impfungen am Tag gegeben.

Auch die Arztpraxen sollten so früh wie möglich routinemäßig mitimpfen – spätestens ab Mitte April. Angesichts von Rufen nach einem früheren Start erläuterte Spahn erneut, dass zunächst genügend Impfstoff verfügbar sein müsse, um Praxen und parallel die Impfzentren zu beliefern, die Länder und Kommunen weiterbetreiben wollten.

Auch in den Arztpraxen könne nicht gleich auf Priorisierungen bei der Reihenfolge von Impfungen zunächst für gefährdete Gruppen verzichtet werden, sagte Jens Spahn. Mit wachsender Impfstoffmenge könnten Übergänge zusehends fließend gestaltet werden.

Wieler warnt vor dritter Corona-Welle

Angesichts einer beginnenden dritten Corona-Welle ruft der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, die Bürger zum weiteren Einhalten der Schutzmaßnahmen auf.

„Diese dritte Welle müssen wir gemeinsam so flach halten wie möglich“, sagte Wieler in Berlin. Es gelte zu verhindern, in eine Situation wie vor Weihnachten zu kommen, als es viele Erkrankungen, schwere Verläufe und Todesfälle sowie eine starke Belastung des Gesundheitssystems gegeben habe. Die Pandemie sei ein Marathon, so Wieler – man sei nun im letzten, besonders anstrengenden Drittel.

Es werde noch dauern, bis der Großteil der Bevölkerung geimpft ist. „Bis dahin bitte ich uns alle, halten wir uns weiter an die AHA+L-Regeln“, appellierte Lothar Wieler. Die Abkürzung steht für Abstand, Hygiene, Maskentragen und Lüften.

Auch Kontakte gelte es weiterhin zu reduzieren. Die Impfung sei neben „unserem verantwortungsvollen persönlichen Verhalten“ das mächtigste Werkzeug, sagte der RKI-Chef. „Der beste Schutz ist eine niedrige Inzidenz.“

Fallzahlen steigen

Die Fallzahlen in Deutschland hätten sich seit einiger Zeit auf zu hohem Niveau eingependelt, führte der RKI-Chef aus. Die Inzidenzen stiegen bei den unter 60-Jährigen wieder an – und seit Mitte Februar bei den Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren „sehr rasant“.

Beobachtet würden wieder mehr Kita-Ausbrüche, sogar mehr als vor Weihachten. Es könne sein, dass die ansteckendere Variante B.1.1.7 hier eine Rolle spiele. In einigen Bundesländern nähmen auch die Fallzahlen auf Intensivstationen wieder leicht zu.

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen liegt nun mit 72,4 deutlich höher als am Vortag (69,1), wie das RKI am Freitag bekanntgab.

Vor vier Wochen, am 12. Februar, hatte diese Sieben-Tage-Inzidenz noch bei 62,2 gelegen. Binnen eines Tages wurden 12 834 Corona-Neuinfektionen gemeldet – 2254 mehr als vor genau einer Woche.

Astrazeneca wird weiter verwendet

Zur Aussetzung von Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca in einigen Ländern verwies Jens Spahn auf die Europäische Arzneimittelbehörde EMA. Diese habe nach Beratung der Experten erklärt, dass es keine auffällige Häufung von Thrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gebe.

Das für Deutschland zuständige Paul-Ehrlich-Institut komme zu derselben Einschätzung. „Ich bedaure es, dass auf dieser Grundlage – Wissensstand jetzt Freitagvormittag – einige Länder in der Europäischen Union das Impfen mit Astrazeneca ausgesetzt haben“, so Jens Spahn.

„Mit dem was wir bisher wissen, ist der Nutzen (…) bei weitem höher als das Risiko“, fügte der Bundesgesundheitsminister hinzu. Es gebe nach derzeitigem Stand und nach Angaben der zuständigen Behörden auch in den Ländern, die die Impfung ausgesetzt hätten, keinen Hinweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Impfung und Erkrankungen.

Der Präsident des Robert Koch-Insituts, Lothar Wieler, sagte, es gebe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Hinweis, dass diese Geschehnisse statistisch auffällig wären.

Dänemark hatte entschieden, vorübergehend niemanden mehr mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca zu impfen. Als Grund wurden Berichte über einen Todesfall und schwere Erkrankungen durch Blutgerinnsel nach der Impfung genannt. Man könne jedoch noch nicht feststellen, ob ein Zusammenhang zwischen dem Vakzin und den Blutgerinnseln bestehe, hieß es. Norwegen, Island und Thailand folgten der Entscheidung Dänemarks.

© dpa-infocom, dpa:210312-99-792289/6

weiterführende Informationen:
➡️ Dashboard des Robert-Koch-Instituts
➡️ aktuelle Lageberichte des RKI
➡️ aktuelle Impfzahlen laut Robert Koch-Institut
➡️ weitere News rund um das Thema Corona

Beachten Sie auch, Corona-Zahlen vom 12.03.2021:



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