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Streit USA- Russland: Joe Biden mit Warnung an Wladimir Putin

Macht noch keine Angaben dazu, was für Konsequenzen die Erkenntnisse für Russland haben könnten: Joe Biden. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa
Macht noch keine Angaben dazu, was für Konsequenzen die Erkenntnisse für Russland haben könnten: Joe Biden. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa

US-Präsident Biden wird in einem Interview gefragt, ob er Kremlchef Putin für einen „Killer“ halte. Seine Antwort fällt deutlich aus. Die Spannungen zwischen Washington und Moskau steigen.

Nach vernichtender Kritik von US-Präsident Joe Biden an Kremlchef Wladimir Putin eskaliert der Streit zwischen Washington und Moskau. Biden antwortete in einem ausgestrahlten Interview des Senders ABC auf die Frage, ob er denke, dass Putin ein „Killer“ sei: „Das tue ich.“

Der US-Präsident löste damit sofort Kritik in Moskau aus. „Biden hat mit seinen Aussagen die Bürger unseres Landes beleidigt“, schrieb Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin im Nachrichtenkanal Telegram. „Putin ist unser Präsident, Angriffe auf ihn sind Angriffe auf unser Land.“ Wolodin sprach im Zusammenhang mit den Aussagen von Joe Biden von „Hysterie“ und „Ohnmacht“.

Joe Biden selbst nahm das Wort „Killer“ nicht in den Mund und machte auch nicht deutlich, worauf er sich mit seiner zustimmenden Äußerung konkret bezog. Er drohte Wladimir Putin aber wegen einer angeblichen Einmischung Russlands in die US-Wahl im vergangenen November Konsequenzen an.

„Er wird einen Preis bezahlen“, sagte Joe Biden. In einem Telefonat Ende Januar habe er Wladimir Putin mit Blick auf eine mögliche Einmischung Moskaus bereits gesagt: „Ich kenne Sie und Sie kennen mich. Wenn ich feststelle, dass dies geschehen ist, dann seien Sie vorbereitet.“ Der Kreml wies die Vorwürfe vehement zurück.

US-Geheimdienste beschuldigen Russland

Der amerikanische Geheimdienst kommt zu dem Schluss, dass Präsident Wladimir Putin und seine Regierung den Ausgang der US-Wahl beeinflussen wollten. Foto: Alexei Druzhinin/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
Der amerikanische Geheimdienst kommt zu dem Schluss, dass Präsident Wladimir Putin und seine Regierung den Ausgang der US-Wahl beeinflussen wollten. Foto: Alexei Druzhinin/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Nach Ansicht der US-Geheimdienste hat sich Russland bei der Wahl im November für den damaligen US-Präsidenten Donald Trump eingesetzt und sich bemüht, Joe Biden zu schaden.

Moskau habe den Ausgang der Wahl beeinflussen und Unfrieden im Land säen wollen, hieß es in einem am Dienstag vom Büro von US-Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines veröffentlichten Bericht.

Wladimir Putin und seine Regierung hätten die Maßnahmen „genehmigt und durchgeführt“. Russland habe sich dabei auf Desinformation konzentriert, anders als bei der Wahl 2016 aber nicht versucht, die Wahlinfrastruktur in den USA direkt zu untergraben.

Der Kreml wies den US-Geheimdienstbericht zurück. Der Bericht sei „falsch, absolut unbegründet und haltlos“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der Agentur Interfax in Moskau. Russland habe sich weder in die US-Wahlen 2020 noch in die davor eingemischt. Eine derartige Behauptung seitens der USA schade nur „den ohnehin schon angeschlagenen russisch-amerikanischen Beziehungen“.

Der US-Präsident machte keine Angaben dazu, welche Konsequenzen die Geheimdiensterkenntnisse für Putin haben könnten. Joe Biden machte zugleich deutlich, dass eine Zusammenarbeit Washingtons mit Moskau bei gemeinsamen Interessen dennoch möglich sei.

Kritiker hatten Donald Trump einen zu Putin-freundlichen Kurs vorgeworfen. Joe Biden hatte bereits im Wahlkampf eine härtere Gangart gegenüber Moskau angekündigt.

Vorwürfe gegen Hunter Biden im Fokus

In dem US-Bericht hieß es, Russland habe sich bei seiner Kampagne auf seinen Geheimdienst, staatliche Medien, Internet-Trolls und Verbündete in der Ukraine gestützt. Eine der wichtigsten Strategien Moskaus sei es gewesen, Joe Biden und seiner Familie im Zusammenhang mit der Ukraine Korruption vorzuwerfen.

Russlands Agenten hätten dafür auch gezielt Amerikaner angesprochen, die Verbindungen zu Trumps Regierung hatten, um ein Einleiten von Untersuchungen gegen Joe Biden zu fordern. Es habe auch Bemühungen gegeben, Beamte der Trump-Regierung und bestimmte Medien dahingehend zu manipulieren.

Der Bericht nannte die Ziele der russischen Einflussnahme in den USA nicht namentlich. Die von Moskau verbreiteten Theorien zur angeblichen Korruption Bidens vertrat unter anderem Trumps persönlicher Anwalt, Rudy Giuliani. Konservative Medien wie Fox News griffen diese ebenfalls immer wieder auf. Auch der Republikaner Trump warf dem Demokraten Biden und dessen Sohn Hunter mehrfach vor, sich mit krummen Geschäften bereichert zu haben.

Hunter Biden hatte zwischen 2014 und 2019 einen lukrativen Posten im Aufsichtsrat des ukrainischen Gaskonzerns Burisma inne. Sein Vater war bis Ende 2016 als Vizepräsident federführend für die US-Politik gegenüber der Ukraine zuständig. Donald Trump wiederum wird vorgeworfen, die Ukraine 2019 unter Druck gesetzt zu haben, um Korruptionsermittlungen gegen Joe Biden zu erwirken. Trump habe damit seinem politischen Rivalen schaden wollen, so Kritiker.

Das Vorgehen von Donald Trump gegenüber der Ukraine führte zur Einleitung des ersten Amtsenthebungsverfahrens gegen Trump wegen Machtmissbrauchs. Das von Demokraten kontrollierte Repräsentantenhaus klagte ihn an, der Senat sprach ihn aber mit der Mehrheit der Republikaner frei.

USA: Russland wollte Spaltung fördern

Wladimir Putin, Präsident von Russland, und Donald Trump, Präsident der USA, unterhalten sich 2017 auf dem G20-Gipfel. Foto: Evan Vucci/AP/dpa
Wladimir Putin, Präsident von Russland, und Donald Trump, Präsident der USA, unterhalten sich 2017 auf dem G20-Gipfel. Foto: Evan Vucci/AP/dpa

In dem neuen Bericht der Geheimdienste zur Wahl 2020 hieß es weiter, Moskau habe „die öffentliche Wahrnehmung der Kandidaten in den USA beeinflussen“ wollen. Langfristiges Ziel sei es, „das Vertrauen in das US-Wahlsystem zu untergraben und die gesellschaftliche Spaltung der Menschen in Amerika zu verstärken“.

Russland habe einen Wahlsieg von Joe Biden als „nachteilig für russische Interessen“ betrachtet. China hingegen habe nicht versucht, die Wahl zu beeinflussen. Der Iran wiederum habe versucht, den Wahlkampf zu beeinflussen, um die Chancen für eine Wiederwahl von Donald Trump zu verringern und die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft zu verstärken, hieß es.

Bei der Wahl 2016 hatte Russland nach Überzeugung der US-Sicherheitsbehörden zugunsten des Kandidaten Donald Trump interveniert, um die Demokratin Hillary Clinton auszubremsen.

Ein Sonderermittler untersuchte später mögliche illegale Absprachen zwischen Russland und Trumps Team. Dafür gab es keine ausreichenden Hinweise, Ermittler Robert Mueller schloss aber eine Behinderung der Ermittlungen der Justiz durch Trump nicht aus. Donald Trump verurteilte die Russland-Ermittlungen stets als „Hexenjagd“.

Sanktionen angekündigt

Nach der Verhängung von US-Sanktionen wegen der mutmaßlichen Vergiftung des Kremlkritikers Alexej Nawalny kündigte die US-Regierung an, die Exportbeschränkungen für Russland auszuweiten.

Das Handelsministerium in Washington teilte mit, die Ausfuhr von Gütern, die aus Gründen der nationalen Sicherheit kontrolliert würden, werde nach Russland von Donnerstag an weitgehend blockiert. Ausnahmen gebe es bis zum 1. September für bestimmte Waren, die etwa der Sicherheit der zivilen Luftfahrt dienten.

Russland drohte mit Gegenmaßnahmen. „Ich schließe nicht aus, dass es eine angemessene beiderseitige Sanktionspolitik geben wird, da wir zweifellos spiegelbildlich reagieren werden“, sagte der Vize-Chef des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, Juri Schwytkin, der Agentur Interfax zufolge. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte: „Wir werden die Interessen unseres Landes so gut wie möglich schützen.“

© dpa-infocom, dpa:210317-99-853200/7

weiterführende Informationen:
➡️ Bericht der US-Geheimdienste [en]
➡️ Bericht des US-Heimatschutzministeriums [en]
➡️ ABC zu dem Biden-Interview [en]
➡️ Mitteilung des US-Handelsministeriums [en]



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