Ausland News Politik Topthemen Verbrechen

Nach Studenten-Entführung: Ex-Generalstaatsanwalt verhaftet

43 junge Männer wurden von der mexikanischen Regierung acht Jahre nach ihrer Entführung für tot erklärt. Foto: Brian Torres/Zuma Press/dpa/Archiv
43 junge Männer wurden von der mexikanischen Regierung acht Jahre nach ihrer Entführung für tot erklärt. Foto: Brian Torres/Zuma Press/dpa/Archiv

2014 hatten korrupte Polizisten 43 junge Männer einem Verbrechersyndikat übergeben. Die Hintergründe sind teils immer noch unklar. Nun wurde der ehemalige Generalstaatsanwalt festgenommen.

Mexiko-Stadt (dpa) – Im Fall der 43 verschwundenen Studenten in Mexiko ist der frühere Generalstaatsanwalt Mexikos verhaftet worden. Die Polizei habe einen Haftbefehl gegen den ehemaligen Top-Ermittler vollstreckt, teilte die Generalstaatsanwalt mit. Jesús Murillo Karam war 2014 für die ersten Ermittlungen in dem Fall verantwortlich. Erst am Donnerstag hatte eine Wahrheitskommission den Behörden vorgeworfen, damals Beweise gefälscht zu haben, um die Wahrheit zu vertuschen.

Murillo Karam werden Verschwindenlassen von Menschen, Folter und Vergehen gegen die Justizverwaltung vorgeworfen, wie es in der Mitteilung weiter hieß. Murillo wurde an seinem Wohnsitz in Mexiko-Stadt festgenommen, er habe keinen Widerstand geleistet. Den ersten Ermittlungen unter seiner Leitung zufolge waren die Studenten getötet und in einer Müllkippe verbrannt worden. Diese These wurde später von unabhängigen Experten verworfen. Zudem sollen Zeugen gefoltert worden sein.

Regierung erklärte die Studenten für tot

Zuvor hatte die Regierung die jungen Männer für tot erklärt. Alle Hinweise deuteten auf diese „traurige Realität“ hin, sagte der Staatssekretär für Menschenrechte, Alejandro Encinas. Das sei den Angehörigen der Studenten bei einem „schmerzhaften Treffen“ mit Präsident Andrés Manuel López Obrador mitgeteilt worden.

Bislang hatte die mexikanische Regierung stets zugesagt, die verschwundenen jungen Männer unter der Annahme zu suchen, dass sie noch leben. Seit ihrem Verschwinden riefen die Eltern bei Kundgebungen immer wieder: „Lebend habt ihr sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück.“ Bislang wurden allerdings nur Knochenfragmente von drei der Vermissten identifiziert.

Präsident: Fall noch nicht abgeschlossen

Der Fall soll jedoch noch nicht zu den Akten gelegt werden. Die Generalstaatsanwaltschaft werde weiter daran arbeiten, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sagte Staatschef López Obrador in der nördlichen Stadt Tijuana bei seiner täglichen Pressekonferenz.

Eine sogenannte Wahrheitskommission hatte zuvor einen Bericht vorgelegt und die Tat als Staatsverbrechen bezeichnet. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir die Wahrheit sagen, wie schmerzhaft sie auch sein mag“, sagte López Obrador.

Korrupte Polizisten hatten die Studenten des Lehrerseminars Ayotzinapa in Iguala im Bundesstaat Guerrero im September 2014 verschleppt und dem Verbrechersyndikat Guerreros Unidos übergeben. Die Hintergründe der Tat sind noch immer nicht vollständig aufgeklärt.

© dpa-infocom, dpa:220819-99-442772/7


[plista widgetname=plista_widget_belowArticle]

Hinterlasse einen Kommentar