Berlin (dpa) – Erst Astrazeneca und als zweite Dosis Biontech/Pfizer
hat für Impflinge laut einer vorläufigen Charité-Auswertung wohl
keine Nachteile bei Wirksamkeit und Verträglichkeit. Eine Kombination
der Präparate in einem Abstand von zehn bis zwölf Wochen sei laut der
Studie gut verträglich und rufe vergleichbare Immunantworten wie eine
Impfserie mit zweimal Biontech hervor, schrieb der
Charité-Wissenschaftler Leif Erik Sander auf Twitter.
Hintergrund der gemischten Impfserie ist eine Empfehlung der
Ständigen Impfkommission (Stiko) nach dem Bekanntwerden von seltenen,
aber schweren Komplikationen nach Astrazeneca-Erstimpfungen vor allem
bei Jüngeren. Aus Risiko-Nutzen-Abwägungen heraus wird Menschen unter
60 Jahren, die schon eine Astrazeneca-Impfung haben, eine
Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff wie Biontech/Pfizer empfohlen.
Allerdings sahen Experten noch einen Mangel an verlässlichen Daten zu
Sicherheit und Wirksamkeit.
Die Charité Zwischenauswertung ist als sogenanntes Preprint
veröffentlicht worden. Das bedeutet, dass eine Überprüfung durch
externe Experten und die Publikation in einer Fachzeitschrift noch
ausstehen. Das Team um Sander erhob und verglich Daten von rund 340
Mitarbeitern des Gesundheitswesen, die zwischen Ende 2020 und 21. Mai
geimpft wurden – davon eine Gruppe zweifach mit dem Impfstoff von
Biontech/Pfizer im Abstand von drei Wochen und eine weitere mit
Astrazeneca bei der Erst- und Biontech bei der Zweitimpfung.
Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek schrieb auf Twitter, es
handle sich um „wichtige Daten“. Sie kommentierte: „Kurz
zusammengefasst: Immunantwort ist (wie erwartet) sehr gut und
vergleichbar mit homologer Impfung mit mRNA Impfstoff.“
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach twitterte: „Diese Kombi wird
gut vertragen und wirkt noch etwas stärker als doppelte BionTech
Impfung. Die Kombination kann man empfehlen.“
Die Forscher selbst schränken ein, dass es sich nicht um eine
randomisierte kontrollierte Studie handle, also mit zufälliger
Zuordnung der Probanden zu den Gruppen. Unklar sei, inwieweit
beobachtete Unterschiede auch mit dem längeren Impfintervall der
Gruppe mit den verschiedenen Impfstoffen zusammenhängen könnten.
Die Ergebnisse scheinen im Widerspruch zu einer kürzlich
veröffentlichten „Lancet“-Studie zu stehen, derzufolge Impflinge bei
zwei unterschiedlichen Impfstoffen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit
für milde und moderate Nebenwirkungen nach der zweiten Dosis haben.
Die Charité-Wissenschaftler weisen aber auf Unterschiede beim
Studiendesign, dem Alter der Probanden und unterschiedliche
Impfintervalle hin. Der längere Abstand zwischen den beiden Dosen in
der Berliner Untersuchung könne mit den weniger stark ausgeprägten
Impfreaktionen zu tun haben, so die Vermutung.
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