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Garmisch-Partenkirchen: Corona-Massentests und Ermittlungen

Nach einem heftigen Corona-Ausbruch im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen ist noch unklar, mit welchen Konsequenzen die mutmaßliche Verursacherin rechnen muss. Foto: Lino Mirgeler/dpa
Nach einem heftigen Corona-Ausbruch im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen ist noch unklar, mit welchen Konsequenzen die mutmaßliche Verursacherin rechnen muss. Foto: Lino Mirgeler/dpa

Quarantäne missachtet – und andere gefährdet: Der Fall der möglichen Superspreaderin von Garmisch-Partenkirchen soll Konsequenzen haben. Zuerst einmal geht es aber um die Frage: Hat die Frau wirklich viele Menschen angesteckt?

Nach einem schweren Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen werd heute die ersten Ergebnisse der Massentests erwartet, die Staatsanwaltschaft München II hat unterdessen Ermittlungen gegen eine mutmaßliche „Superspreaderin“ aufgenommen. Dabei gehe es um den Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung, teilt Oberstaatsanwältin Andrea Mayer mit.

„Was im Raum steht, ist eine mögliche Verletzung der Quarantänevorschriften“, so Mayer. Zuerst hatte der Münchner Merkur berichtet. Die 26-jährige US-Amerikanerin, die in Garmisch-Partenkirchen lebt, soll trotz Krankheitszeichen durch Kneipen gezogen sein und dabei mehrere Menschen angesteckt haben.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte Konsequenzen für die mutmaßliche Verursacherin. „Garmisch-Partenkirchen ist ein Musterfall für Unvernunft“, sagte Söder nach einer Kabinettssitzung in München. Der Fall sei Beispiel dafür, wie schnell sich Infektionen verbreiten könnten. „Dieser Leichtsinn muss auch Konsequenzen haben.“ Es sei deshalb sinnvoll, mit entsprechend „hohen Bußgeldern“ zu agieren.

Quarantäne missachtet

Die 26-Jährige hatte nach Angaben des Landratsamts auf der Kneipentour bereits Krankheitssymptome. Sie hatte einen Corona-Test gemacht und hätte bis zum Ergebnis in Quarantäne blieben sollen.

In Bayern kann bei Verstößen gegen Quarantäne-Auflagen ein Bußgeld von 2000 Euro verhängt werden. Söder erklärte jedoch, dass geprüft werden müsse, inwiefern dies auch für die US-Amerikanerin gelte.

Die Anklagebehörde geht bei ihren Ermittlungen zunächst davon aus, dass die deutsche Justiz zuständig ist. „Es ist, soweit ich das im Moment sehe, auch seitens der amerikanischen Behörden unstrittig, dass die deutsche Justiz zuständig ist“, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dem Bayerischen Rundfunk.

„Nach meinen Informationen – aber ich will da vorsichtig sein – ist sie eine Zivilangestellte der US-Armee und unterliegt damit nicht dem Nato-Truppenstatut. Wir sind aber in Verbindung mit den US-amerikanischen Behörden, weil wir mit denen grundsätzlich ein partnerschaftliches Verhältnis haben“, erläutert Herrmann.

Die Frau habe bei ihrer Kneipentour „besonders rücksichtslos gehandelt“, sagte Herrmann. Es sei wichtig, dass deutlich gemacht werde: „So geht es nicht. Wir sind nicht bereit das hinzunehmen und zwar nicht wegen formalen Gesetzesvollzugs, sondern weil hier Menschen in ihrer Gesundheit gefährdet werden, wenn sich andere so aufführen.“

Heute erste Ergebnisse der Massentests erwartet

Seit Freitag hatten sich bis Montag etwa 1000 Menschen in Garmisch-Partenkirchen auf das Corona-Virus testen lassen, die ersten Ergebnisse werden für den heutigen Dienstag erwartet.

Die Frau, gegen die nun Ermittlungen wegen Verstoß gegen die Corona-Quarantäne eingeleitet wurden, arbeitete in einem Hotel für US-Soldaten und deren Familien in Garmisch-Partenkirchen. Die Ferienunterkunft wurde am Montag für zwei Wochen geschlossen, nachdem mehrere Beschäftigte positiv getestet wurden, wie das Hotel auf seiner Homepage mitteilte.

Dem Landratsamt zufolge wurden in dem Hotel 24 Menschen positiv auf Corona getestet. Unklar ist jedoch, ob die Frau, die sich nun laut Landratsamt in Quarantäne befindet, sie angesteckt hat – oder ob jemand anders der erste Fall war.

Die 26-Jährige war nach Angaben der Behörde aus einem Urlaub in Griechenland zurückgekehrt. Ob sie sich auf der Reise angesteckt hat oder in Garmisch, war ebenfalls unklar. Als Superspreader gilt bei einer Epidemie, wer eine ungewöhnlich hohe Zahl von anderen Menschen ansteckt – Forscher haben auch den Ausbruch in der Fleischfabrik Tönnies auf einen möglichen Superspreader zurückführen können.

Garmisch-Partenkirchen über 50er-Wert

In den vergangenen sieben Tagen gab es nach Angaben der Behörden im Landkreis Garmisch-Partenkirchen 49 neue Corona-Fälle. Der Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner lag bei 55,39 und damit über dem kritischen Wert von 50.

Bei diesem Wert müssen nach Vereinbarung von Bund und Ländern Maßnahmen umgesetzt werden. Dem Landratsamt zufolge gibt es im Landkreis derzeit 56 Infizierte. Eingeschlossen seien auch Menschen, die nicht im Landkreis wohnen, sich derzeit aber dort aufhalten.

Bereits am Freitag hatte das Landratsamt für die rund 26.000 Einwohner zählenden Marktgemeinde Beschränkungen für das öffentliche Leben verhängt. Alle Gaststätten müssen um 22 Uhr schließen. Nur noch maximal fünf Personen dürfen sich im öffentlichen Raum gemeinsam treffen – das gilt auch für alle Gastronomiebetriebe.

„Wir versuchen das Nachtleben einzudämmen, die normale Gastronomie aber nicht zu blockieren“, sagte ein Sprecher. Für Privatveranstaltungen wird die Teilnehmerzahl auf höchstens 50 Personen in geschlossenen Räumen oder 100 Personen unter freiem Himmel beschränkt.

© dpa-infocom, dpa:200914-99-560100/7
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➡️ Homepage Landkreis Garmisch-Partenkirchen

News vom 23. Juli 2020:

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