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Corona: USA erlauben Covid-19-Behandlung mit Blutplasma

Behandlung mit Blutplasma: Trump spricht bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus von einer «wirkmächtigen Therapie» mit einer «unglaublichen Erfolgsrate». Foto: Alex Brandon/AP/dpa
Behandlung mit Blutplasma: Trump spricht bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus von einer «wirkmächtigen Therapie» mit einer «unglaublichen Erfolgsrate». Foto: Alex Brandon/AP/dpa

Das Verfahren ist seit über 100 Jahren bekannt, doch Belege für die Wirksamkeit der Corona-Behandlung mit Blutplasma bei Covid-19 sind noch dürftig. In den USA soll es nun häufiger eingesetzt werden. Präsident Trump feiert das als „Durchbruch“.

Die US-Regierung erteilt eine Notfallgenehmigung für die Behandlung der Erkrankung Covid-19 mit Blutplasma, das Antikörper gegen das Corona-Virus enthält.

Bei der sogenannten Immunplasma-Therapie bekommen Patienten Plasma von Menschen, die nach einer natürlichen Infektion Antikörper gebildet hatten. Plasma wird seit über 100 Jahren genutzt und gilt als sicher für Patienten.

Bislang noch unklar ist aber, wie wirksam eine Blutplasma-Behandlung tatsächlich ist, um die Corona-Sterblichkeitsrate zu senken. Der Chef der zuständigen Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA, Stephen Hahn, sprach von begrenzten, aber bislang „vielversprechenden“ Daten zur Wirksamkeit.

US-Präsident Donald Trump, der zuletzt öffentlich Druck auf die Behörde gemacht hatte, um schnellere Fortschritte verkünden zu können, bezeichnete die Notfallgenehmigung als „sehr historischen Durchbruch“. Trump dürfte die Ankündigung sehr gelegen kommen: Am Montagabend begann der Parteitag der Republikaner, bei dem er diese Woche offiziell als Kandidat für die Wahl im November nominiert werden soll.

Wirksamkeit noch unklar

Die Methode der Corona-Behandlung mit Blutplasma ist in den USA aber bereits weit verbreitet. Von einem Durchbruch zu sprechen, scheint daher eher übertrieben. Im Rahmen einer klinischen Sondergenehmigung haben bereits rund 70.000 Menschen Plasma erhalten, wie die FDA erklärte.

Die Notfallgenehmigung entspricht zudem keiner formellen Zulassung, für die wesentlich höhere Hürden gelten. Auch ist das Plasma-Angebot begrenzt, da es nur aus Blutspenden Genesener gewonnen werden kann.
Der Schritt der FDA mache vor allem den Handel mit Plasma einfacher und dürfte Herstellern helfen, ihre Kosten zu decken, wie der frühere FDA-Chef Scott Gottlieb vorab dem Fernsehsender ABC sagte. Es handle sich aber insgesamt nur um einen kleinen Schritt, sagte er.

Die Idee hinter der Corona-Behandlung mit Blutplasma ist naheliegend: Weil es noch keinen Impfstoff gibt, der die Bildung von Antikörpern gegen Sars-CoV-2 anregt, verabreicht man Patienten Antikörper von Menschen, die diese nach einer natürlichen Infektion gebildet haben. Zu dem Verfahren laufen weltweit Studien, auch in Deutschland. Bislang gibt es aber keinen überzeugenden Nachweis, ob und wie sehr Plasma Covid-Patienten tatsächlich hilft.

In den USA haben Forscher Daten aus der Anwendung der Mayo Clinic zu 35.000 zumeist schwer erkrankten Patienten erfasst. Ihre bislang unveröffentlichte Studie zeigt, dass Patienten, die drei Tage nach einer Covid-Diagnose eine Transfusion bekamen, eine etwas geringere Sterblichkeitsrate hatten als jene, die später behandelt wurden. Allerdings gab es bei der Studie keine Kontrollgruppe, die Ergebnisse sind also nur sehr begrenzt aussagekräftig. Weitere Studien, bei denen ein Teil der Probanden nur ein Placebo bekommt, laufen noch.

Trump spricht von „wirkmächtiger Therapie“

US-Präsident Donald Trump wiederum sprach bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus von einer „wirkmächtigen Therapie“ mit einer „unglaublichen Erfolgsrate“.

Seine Aussagen waren aber nicht von der schriftlichen Genehmigung der FDA gedeckt, die angesichts der bislang unzureichenden Datenlage vorsichtig von einer möglichen positiven Wirkung sprach.

Trump war am Wochenende in die Kritik geraten, weil er Druck auf die FDA machte, Behandlungsmöglichkeiten und Impfungen möglichst schnell zu genehmigen. Trump hat wiederholt gesagt, er hoffe, dass es in etwa bis zur Wahl im November einen einsatzbereiten Corona-Impfstoff gebe.

Derzeit laufen mehrere große klinische Studien zu Impfstoffen. Eine Verfügbarkeit vor nächstem Jahr gilt jedoch bei einer Prüfung unter Einhaltung der wissenschaftlichen Kriterien als unwahrscheinlich.

Die Corona-Pandemie ist in den USA weiterhin völlig außer Kontrolle. Die Behörden haben bisher rund 5,7 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 gemeldet, laut der Übersicht der Johns-Hopkins starben bereits über 177.000 Menschen.

Hintergrund:

Die Corona-Behandlung mit Blutplasma, dem sogenannten Rekonvaleszenten-Plasma, hat folgenden biologischen Hintergrund:

Im Verlauf einer Infektion bildet das Immunsystem eines Menschen unter anderem Antikörper, um den eingedrungenen Erreger zu beseitigen. Diese Antikörper bleiben nach einer Infektion zumindest eine Weile im Körper erhalten.

Man kann also aus dem Blut Genesener die Antikörper gewinnen und diese dann akut Erkrankten verabreichen – damit sie auch bei ihnen das Virus bekämpfen und die Schwere der Erkrankung abmildern.

© dpa-infocom, dpa:200824-99-280659/2

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News vom 23. August 2020:

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