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WHO: Jeder Zweite voreingenommen gegen ältere Menschen

Eine Senioren-Wandergruppe unterwegs auf dem Hohen Gras bei Kassel. Foto: Uwe Zucchi/dpa
Eine Senioren-Wandergruppe unterwegs auf dem Hohen Gras bei Kassel. Foto: Uwe Zucchi/dpa

Ein Drittel der über 65-Jährigen hat bereits Altersdiskriminierung erlebt. Die Folgen können für Betroffene erheblich sein, so die WHO. Doch auch junge Menschen müssen Stereotype erdulden.

Jeder zweite Erwachsene weltweit ist nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) voreingenommen gegen ältere Menschen.

Das gehe aus einer Analyse mit 83.000 Befragten in 57 Ländern hervor, berichtet die WHO in einem großen Bericht über Altersdiskriminierung, den sie am Donnerstag vorlegte.

Manchmal behinderten sich ältere Menschen auch selbst mit Stereotypen: Sie glaubten nicht, dass sie in fortgeschrittenem Alter noch neue Fähigkeiten lernen oder ein neues Hobby beginnen könnten.

In einer EU-Studie hätten 2012 ein Drittel der über 65-Jährigen angegeben, sie hätten Altersdiskriminierung schon erlebt. Die Folgen können für Betroffene erheblich sein, so die WHO: Ihr Leben könne kürzer, ihre Gesundheit schlechter sein. Auch könnten sie sich langsamerer von körperlichen Einschränkungen erholen und geistig schneller abbauen. Die WHO definiert „ältere Menschen“ als solche über 50.

Menschen würden aufgrund ihres Alters manchmal medizinische Behandlungen vorenthalten oder sie würden gegen ihren Wunsch in Rente geschickt, sagte Alana Officer, bei der WHO für „Gesundes Altern“ zuständig. Sie würden bei medizinischen Studien nicht berücksichtigt, obwohl sie später oft die Hauptnutzer der Medikamente seien.

„Altersdiskriminierung reduziert die Lebensqualität von älteren Menschen, führt zu sozialer Isolation und Einsamkeit“, so der Bericht. Sie könne auch zu Armut und finanzieller Unsicherheit führen.

Altersdiskriminierung gibt es demnach aber auch gegenüber jungen Leuten. Die Definition der WHO lautet: „Altersdiskriminierung liegt vor, wenn das Alter benutzt wird, um Menschen auf eine Art zu kategorisieren und einzuteilen, die zu Schaden, Nachteilen und Ungerechtigkeiten führt und die Solidarität zwischen Generationen untergräbt.“

Verallgemeinerungen über Alte oder Junge seien in der Coronavirus-Pandemie besonders deutlich zu Tage getreten, so die WHO. „Ältere Menschen wurden oft als durchgehend gebrechlich und verletzlich gesehen“, schreibt sie. Jüngere seien dagegen pauschal als leichtsinnig und unverantwortlich dargestellt worden.

„Stereotype (wie wir denken), Vorurteile (wie wir fühlen) und Diskriminierung (wie wir handeln) aufgrund des Alters sind nicht neu, aber Covid-19 hat schädlichen Haltungen noch verstärkt“, so die WHO.

Dass die WHO trotz Corona-Krise Zeit für Berichte dieser Art hat, liegt an den Mitgliedstaaten: Sie hatten die Organisation 2016 bei ihrer Jahresversammlung beauftragt, eine globale Kampagne gegen Altersdiskriminierung zu starten. Im vergangenen Jahr haben die Länder einen WHO-Aktionsplan für das UN-Jahrzehnt für gesundes Altern 2021–2030 abgesegnet.

© dpa-infocom, dpa:210318-99-869667/3

weiterführende Informationen:
➡️ EU-Studie zu Altersdiskriminierung (2012)
➡️ Studie zu Diskriminierung 2020
➡️ weitere News rund um die WHO



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