Die Suche ist vorbei: Ein Bewaffneter, der tagelang im Schwarzwald bei Oppenau auf der Flucht vor der Polizei war, ist gefasst. Tagelang hatte sich der 31-Jährige – ein Waffennarr, ein Waldläufer, wie ihn die Ermittler nennen – vor Hubschraubern mit Wärmebildkameras, Spezialkräften, Suchhunden versteckt.
Der Mann hatte vier Polizisten bei einer Kontrolle in einer Gartenhütte bedroht, die er illegal genutzt hatte. Er nahm ihnen die Dienstwaffen ab und verschwand im Wald. Spurlos. Jetzt hat die Polizei ihn gefasst, um 17.15 Uhr laut Aussage der Dienststelle Offenburg bei Twitter.
Spezialkräfte fanden ihn am frühen Freitagabend nach einem Hinweis von Zeugen in einem Gebüsch, dort saß er, vier Pistolen „sichtbar vor sich hingelegt“, wie Einsatzleiter Jürgen Rieger am Abend bei einer Pressekonferenz schilderte.
Der Mann habe ein Beil auf dem Schoß und einen Brief dabei gehabt. Bei der Festnahme wurde er leicht verletzt, ebenso wie ein SEK-Beamter. Der genaue Ablauf müsse noch geklärt werden – ob sich der 31-Jährige „leicht gewehrt hat oder aktiven Widerstand geleistet hat“, sagt Rieger.
Nervenaufreibende Woche in Oppenau
Ein Bewaffneter auf der Flucht – für den beschaulichen Ort Oppenau endete mit der Festnahme eine nervenaufreibende Woche. Bürgermeister Uwe Gaiser sagt am Freitagabend: „Ich bin erleichtert, froh und dankbar, dass diese Ausnahmesituation für unsere Stadt beendet wurde.“ Auch die Ermittler sind erleichtert, der öffentliche Druck während der Fahndung sei enorm gewesen.
Es ist ein Fall, der seit Tagen die Schlagzeilen bestimmt. Während der Mann spurlos verschwunden scheint, werden mehr und mehr Details über den Vorfall am Sonntagmorgen und den Flüchtigen bekannt. Der 31-Jährige ohne festen Wohnsitz war 2010 zu einer Jugendstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden. Er hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Pforzheim im Jahr zuvor mit einer Sportarmbrust auf eine Frau geschossen und diese schwer verletzt.
Außerdem war er laut der Offenburger Staatsanwaltschaft als Jugendlicher unter anderem wegen Volksverhetzung verurteilt worden. Er habe mit 15 Jahren das Schild eines Jugendwerks durch Entfernen und Hinzufügen von Buchstaben so verändert, dass die Aufschrift die Worte „Juden weg“ enthielt. Die Jugendstrafe von acht Monaten mit Bewährung wurde nach einer Phase ohne Vorkommnisse erlassen. Danach habe es keine weiteren Ermittlungsverfahren wegen politisch motivierter Straftaten mehr gegeben.
Polizisten entwaffnet
In der Gartenhütte in Oppenau, in der die jüngsten Ereignisse begannen, hatte der Mann sich ohne Erlaubnis häuslich eingerichtet – der Besitzer rief die Polizei. Vier Beamte rückten daraufhin am Sonntagmorgen für eine Kontrolle zu der Hütte aus.
Was dort geschah, schilderten die Ermittler der Öffentlichkeit zwei Tage nach dem Vorfall: Der 31-Jährige habe beim Eintreffen der Beamten hinter einem Tisch gesessen und einen entspannten Eindruck gemacht. In der Hütte befanden sich auch Pfeil und Bogen sowie Munition. Die Situation eskalierte, als die Polizisten ihn aufforderten, die Hütte zu verlassen, und ihn durchsuchen wollten. Da habe der Mann plötzlich eine Schusswaffe gezogen und diese auf einen der Beamten gerichtet.
Er forderte die Einsatzkräfte auf, ihre Waffen auf den Boden zu legen, namhm sie an sich und floh. Der Ablauf warf zunächst Fragen auf. Wie können sich die ausgebildeten Polizisten von dem Mann so entwaffnen lassen? Der Offenburger Polizeipräsident Reinhard Renter hat darauf eine klare Antwort: Die Lage sei zumindest für einen Kollegen lebensbedrohlich gewesen, sagt er. Nur durch das besonnene Verhalten der Polizisten habe es keine Verletzten gegeben. Sie hätten alles richtig gemacht.
Samstag vor Haftrichter
Hunderte Polizisten durchkämmten danach tagelang die Region um Oppenau, Hubschrauber mit Wärmebildkameras sind im Einsatz, Spezialkräfte, Polizeipsychologen.
Noch am Freitagnachmittag appellierte Polizeipräsident Renter schließlich an den 31-jährigen, der als Bewaffneter weiter in der Nähe von Oppenau auf der Flucht war: „Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.“ Das könne auch über Freunde oder Familie geschehen. „Das ist ein Weg, gesund für alle herauszukommen.“ Nur wenige Stunden später dann die Nachricht: Die Polizei hat den Flüchtenden vorläufig festgenommen.
An diesem Samstag soll der Mann einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Ermittler wollen außerdem mehr über den Mann und seine Beweggründe erfahren. Ein Psychiater soll den 31-Jährigen begutachten. Dies sei wegen des „Schwergewichts der Tat“ und der Vorgeschichte des Mannes nötig, sagt Oberstaatsanwalt Herwig Schäfer am Freitag. Zudem werde bei ihm eine Blutprobe entnommen, um zu prüfen, ob der Mann „Substanzen, Medikamente oder Rauschmittel“ eingenommen hatte.
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