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Scholz sagt Litauen Verstärkung für Nato-Ostflanke zu

Bundeskanzler Olaf Scholz ist in Vilnius zu Gast beim litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda (r). Foto: Michael Kappeler/dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz ist in Vilnius zu Gast beim litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda (r). Foto: Michael Kappeler/dpa

So nah war Olaf Scholz Russland seit Beginn des Ukraine-Kriegs noch nie: Der Bundeskanzler reist nach Litauen und spricht mit den baltischen Regierungschefs. Und er besucht die an der Nato-Ostflanke stationierten deutschen Soldaten.

Vilnius/Prabade (dpa) – Bundeskanzler Olaf Scholz hat Litauen zusätzliche militärische Unterstützung für die Verteidigung gegen einen möglichen russischen Angriff zugesagt.

„Wir haben uns fest vorgenommen, dass wir unseren Beitrag verstärken werden“, sagte der SPD-Politiker nach Gesprächen mit dem litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda und den Regierungschefs aller drei baltischen Staaten in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Das deutsche Engagement solle „in Richtung einer robusten Kampfbrigade“ entwickelt werden.

„Als Verbündete in der Nato fühlen wir uns einander verpflichtet und wir werden im Falle eines Angriffs jeden Zentimeter des Nato-Territoriums verteidigen“, versprach Scholz. Einzelheiten des verstärkten deutschen Engagements nannte er zunächst nicht.

Litauens Präsident nennt Russland „terroristischen Staat“

Nauseda wies darauf hin, dass die baltischen Staaten „an der Frontlinie der Nato“ liegen. „Maximale Abwehrbereitschaft und verstärkte Einsatzkräfte in unserer Region sind der Schlüssel zur Sicherheit des gesamten Bündnisses.“ Mit Russland dürfe es „keinen Dialog oder keine Zusammenarbeit geben, keine Beschwichtigung oder Nachgeben gegenüber diesem terroristischen Staat“.

Derzeit ist ein von Deutschland geführtes Nato-Bataillon mit 1600 Soldaten in Litauen stationiert – davon gehören mehr als 1000 der Bundeswehr an. Eine Brigade besteht in der Regel aus etwa 3000 bis 5000 Soldaten.

Die baltischen Staaten dringen seit längerer Zeit auf die Stationierung jeweils einer Nato-Brigade in den drei Ländern. Unklar ist aber wie viele Soldaten davon tatsächlich vor Ort stationiert werden sollen, und wie viele außerhalb bereitgehalten werden sollen. Die finale Entscheidung über die Verstärkung der Nato-Ostflanke soll auf dem Nato-Gipfel in Madrid vom 28. bis 30. Juni fallen.

Scholz zum ersten Mal seit Kriegsbeginn an der Nato-Ostflanke

Mit Litauen besuchte Scholz erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs ein Nato-Land, das an Russland grenzt und sich durch die Atommacht besonders stark bedroht fühlt. In der Hauptstadt traf er neben Nauseda die Regierungschefs aller drei baltischen Staaten – neben Litauen und Lettland gehört noch Estland dazu. Anschließend wollte der Kanzler die Bundeswehrsoldaten besuchen, die in Litauen zur Sicherung der Nato-Ostflanke stationiert sind.

Auf dem keine 200 Kilometer Luftlinie von der russischen Exklave Kaliningrad entfernten Truppenübungsplatz bei Prabade wollte Scholz sich auch ein Bild von der Ausrüstung der Bundeswehr machen, zu der Schützen- und Kampfpanzer, schwere Artillerie sowie Aufklärungsdrohnen zählen. Litauen zählt neben Lettland, Estland, Polen und Norwegen zu den fünf Nato-Staaten, die eine Landgrenze mit Russland haben. In Kaliningrad sind Raketen stationiert, die das gesamte Baltikum, ganz Polen und sogar Berlin erreichen können.

Scholz: Keine Anfrage Spaniens zum Export von Panzern

Spanien hat indessen nach Scholz‘ Angaben noch keine Anfrage für den Export von Leopard-2-Panzern aus deutscher Produktion in die Ukraine gestellt. Sollte es noch einen solchen Antrag geben, werde er geprüft, sagte der SPD-Politiker in Vilnius.

Spanien will nach einem Bericht der Zeitung „El País“ der Ukraine deutsche Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A4 liefern. In der Regel muss die Bundesregierung solche Rüstungsexporte genehmigen, weil die Kaufverträge sogenannte Endverbleibsklauseln enthalten, die das für den Fall einer Weitergabe vorsehen.

Bei einer Lieferung von Leopard 2 wäre es das erste Mal, dass die Ukraine im Kampf gegen die russische Armee moderne westliche Panzer erhielte. In Deutschland haben Politiker der Regierungspartei SPD bisher betont, es gebe eine informelle Übereinkunft zwischen den Nato-Staaten, solche Waffen nicht zu liefern. Dem Zeitungsbericht zufolge könnten rund 40 von 108 Leopard-Panzer, die Spanien 1995 gebraucht in Deutschland gekauft habe, wieder einsatzbereit gemacht werden.

© dpa-infocom, dpa:220607-99-569136/8

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