Die deutschen Skirennfahrer haben bei den Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo durch Andreas Sander die nächste Sensation geschafft: Der Sportler aus Ennepetal gewann in der Abfahrt Silber und sicherte dem DSV-Team damit bereits die dritte Medaille in Italien.
Fast hätte es für den 31-Jährigen sogar zum ganz großen Triumph gereicht: Auf den neuen Weltmeister Vincent Kriechmayr aus Österreich fehlte nur eine Hundertstelsekunde. Bronze ging an den Schweizer Mitfavoriten Beat Feuz (+0,18 Sekunden).
Vor Sander hatten schon Romed Baumann im Super-G und Kira Weidle in der Abfahrt ebenfalls Silber geholt. Die bislang letzte deutsche Männer-Medaille in einer WM-Abfahrt hatte Florian Eckert 2001 mit Bronze gewonnen; Hansjörg Tauscher war 1989 Weltmeister geworden.
Sander: „Sensationell“
Als Andreas Sander im Sonnenschein der Dolomiten die Sensations-Silbermedaille in die Höhe reckte, konnte er seinen historischen Abfahrts-Coup noch nicht ganz fassen.
„Das ist sensationell, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. So richtig begreifen kann ich es nicht“, sagte Andreas Sander in der ARD. „Wahnsinn, absolut! Das hätte ich mir nicht erträumen können. Das war ein perfekter Tag.“
Der erfahrene Sportler gehört seit Jahren zur erweiterten Weltspitze, hatte in der Karriere aber noch nie ein Podium im Weltcup erreicht. Drei fünfte Plätze – unter anderem in diesem Winter beim Super-G in Gröden und der Abfahrt in Kitzbühel – waren seine besten Resultate.
Im völlig verblüfften deutschen Ski-Team gehen derweil langsam die Superlative für das Wintermärchen in Cortina d’Ampezzo aus. Nach Jahren der vergeblichen Podestjagd im Weltcup raste der Sportler aus Ennepetal ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft in der Königsdisziplin auf das Treppchen.
Eine Hundertstel fehlte nur auf Gold
Dass Sander dabei Gold nur um die Winzigkeit einer Hundertstelsekunde hinter dem Österreicher Vincent Kriechmayr verpasste, minderte die Euphorie und die Freude kein bisschen.
„Für uns ist das gleichzusetzen mit einer Goldmedaille“, sagte der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier, der nach so vielen Jahren im Skirennsport schon lange nicht mehr derart erleichtert wirkte. „Für unser Team ist das ein absolutes Sensationsergebnis.“
Fast alle Favoriten patzten auf der kniffeligen Vertigine-Strecke, gelang dem 31-Jährigen ein fast fehlerloser Lauf. „Ich hatte heute einen sensationellen Tag und ein Mega-Gefühl am Start“, berichtete er. Er ließ den drittplatzierten Beat Feuz aus der Schweiz ebenso hinter sich wie Favorit Dominik Paris, der Vierter wurde.
Dreßen 18., Baumann stürzt im Ziel
Auch die anderen deutschen Starter wurden abgehängt. Thomas Dreßen verpatzte beim Comeback den entscheidenden Streckenteil und wurde 18. (+1,68).
„Ich habe mir vorgenommen, das Beste zu probieren“, sagte er und erinnerte daran, dass der Sonntag erst sein elfter Skitag nach einer Hüft-OP im November und der folgenden Reha war. Wenn nun irgendwer meine, er könne klug daherreden, „dann sag ich ihm, fahre doch selbst mal mit zehn Skitagen da runter“.
Baumann landete auf Platz 14 (+1,30). Er rutschte nach der Zieldurchfahrt weg, schlitterte unter die Abgrenzung und erlitt Schnittverletzungen an Mund und Nase. Laut einer ersten Untersuchung verletzte er sich nicht schwer. Dominik Schwaiger wurde 22. (+2,11).
Sander Mann des Tages im DSV-Team
Mann des Tages im DSV-Team war aber Sander. In 147 Weltcups, drei Olympia-Rennen und acht Weltmeisterschafts-Events hatte er es nie auf ein Podest geschafft. Drei fünfte Plätze – unter anderem in diesem Winter beim Super-G in Gröden und der Abfahrt in Kitzbühel – waren seine besten Resultate. Und nun gelang das Happy End von Cortina.
Dabei war er hinter Kriechmayr mit der Startnummer zwei ins Rennen gegangen und musste dann lange zittern, ehe der Triumph perfekt war. Er habe zwar nach fünf Fahrern schon dran gedacht, dass es klappen könnte mit Edelmetall.
„Aber das waren die Emotionen, die habe ich unterdrückt“, erzählte er in der ARD. Die weiteren Spitzenfahrer beobachtete Sander dann aufgeregt und mit Sonnenbrille im Ziel von Cortina, bis ihm der Erfolg nicht mehr zu nehmen war.
Der Sportler aus dem Sauerland, der inzwischen im Allgäu lebt, schrieb auch ein kleines Kapitel deutscher Skigeschichte: Die bislang letzte deutsche Männer-Medaille in einer WM-Abfahrt hatte Florian Eckert 2001 mit Bronze gewonnen; Hansjörg Tauscher war 1989 Weltmeister geworden.
Dreimal Edelmetall bei den ersten vier Rennen einer WM war einem deutschen Team letztmals vor 43 Jahren bei den Heim-Titelkämpfen 1978 in Garmisch-Partenkirchen gelungen.
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