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Fackellauf als Hoffnungsfunke: Olympia weiter Sorgenfall

Der olympische Fackellauf startet am Donnerstag. Foto: Rodrigo Reyes Marin/ZUMA Wire/dpa
Der olympische Fackellauf startet am Donnerstag. Foto: Rodrigo Reyes Marin/ZUMA Wire/dpa

Ein Jahr nach der Olympia-Verschiebung soll der Beginn des Fackellaufs die Stimmung in Japan drehen. Doch die Sommerspiele in Tokio bleiben in Zeiten der Pandemie ein Sorgenfall.

Der Fackellauf durch das olympiamüde Japan ist für Tokios problemgeplagte Organisationschefin Seiko Hashimoto fast schon der letzte Funke Hoffnung.

Ein Jahr nach der schmerzhaften Verschiebung der Sommerspiele soll das olympische Feuer auf seinem Weg durch alle 47 Präfekturen von Donnerstag an doch noch einen Stimmungswandel entfachen.

„Die Leidenschaft der Leute war da. Wir wollen dieses Gefühl zurückbringen, so dass wir ihre Sorgen in Vorfreude verwandeln können“, sagte Seiko Hashimoto (56) vor dem symbolträchtigen Start des Fackellaufs in Fukushima.

Das mit der neuen Begeisterung dürfte alles andere als leicht werden. In vielen Ländern rollt die nächste Corona-Welle, das Impftempo ist auch in Japan eher schleppend. Ausländische Fans und Athletenfamilien werden deshalb ebenso von den Spielen ausgesperrt wie die meisten internationalen Helfer.

Hinzu kamen der Skandal um frauenfeindliche Sätze von Hashimotos Vorgänger und der ebenfalls erzwungene Rücktritt von Tokios Kreativdirektor nach erniedrigenden Äußerungen über eine bekannte japanische Entertainerin. Kein Wunder, dass viele Japaner nichts vom milliardenteuren Olympia-Wagnis in diesem Sommer halten.

Bach: Keine Gründe für Zweifel

Für Thomas Bach indes stellt sich nicht die Frage, ob die Spiele stattfinden, sondern nur wie. Das betonte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees zuletzt bei jedem seiner Auftritte.

„Tokio bleibt die am besten vorbereitete Olympiastadt überhaupt und wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln, dass die Eröffnungsfeier am 23. Juli stattfinden wird“, sagte der IOC-Chef.

So ähnlich klang Bach (67) allerdings auch in den stürmischen Wochen des Vorjahres, bevor am 24. März 2020 doch die Verlegung der Spiele um ein Jahr verkündet wurde.

Noch am 12. März war im antiken Olympia das Feuer für die Tokio-Spiele entzündet worden, acht Tage später kam es in Japan an. Seither brannte das Feuer meist auf Sparflamme im Olympischen Museum von Tokio, mit zwölf Monaten Verspätung soll es nun endlich die Reise durch das Gastgeber-Land antreten.

Symbolische Zeichen geplant

Das geht wegen der Pandemie aber nur mit erheblichen Einschränkungen. Zuschauer werden ermuntert, den 121 Tage dauernden Fackellauf nur im Internet zu verfolgen.

Solange es nicht zu Überfüllungen kommt, können die Bürger nahe ihrer Häuser zwar auch mit Masken vom Straßenrand aus zuschauen. Doch sollen die Zuschauer lediglich klatschen, die Läufer aber nicht laut anfeuern. Bei übermäßigen Menschenansammlungen entlang der Route droht der Abbruch des Laufs.

Fürs große Gefühl sollen symbolische Zeichen sorgen. Der Auftakt ist in Fukushimas J-Village vorgesehen, einem Fußballtrainingszentrum, das während der Atomkatastrophe im März 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis als Hauptquartier für die Krisenmanager des Super-Gaus gedient hatte.

Eine kurze Etappe des Fackellaufs soll Kane Tanake, der älteste Mensch der Welt, absolvieren. Sie wäre am geplanten Tag ihres Einsatzes 118 Jahre und 129 Tage alt.

Hashimoto: „Alles tun, was nötig ist“

Für die Rettung des olympischen Geistes werde man „alles tun, was nötig ist“, versicherte Organisationschefin Seiko Hashimoto.

Vor allem mit umfangreichen Corona-Schutzmaßnahmen wollen die Olympia-Macher das Vertrauen der Japaner zurückgewinnen. Rund 760 Millionen Euro sollen allein in die Vermeidung von Infektionen fließen.

Angesichts ansteckenderer Virusvarianten und der jüngsten Häufung von Coronfällen bei der Hallen-EM der Leichtathleten in Polen und dem Fecht-Weltcup in Budapest wächst auch in der Athletengemeinde wieder die Sorge.

„Insgesamt ist es unwahrscheinlich, dass sich Infektionen komplett vermeiden lassen werden. Das IOC muss daher transparent kommunizieren, unter welchen Bedingungen die Spiele stattfinden können und unter welchen nicht“, schrieb der Verein Athleten Deutschland in einem achtseitigen Positionspapier zu Wochenbeginn.

Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, räumte ein „Restrisiko“ für die Sportler ein. „Wer auf Nummer sicher gehen möchte, muss in letzter Konsequenz verzichten“, sagte Hörmann (60) dem TV-Sender Sky. „Es wird niemand zur Teilnahme an Olympischen Spielen gezwungen.“ Die Debatte um den Sorgenfall Tokio dürfte noch ähnlich lang andauern wie der olympische Fackellauf.

© dpa-infocom, dpa:210323-99-934787/2

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