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Hockey-Herren erstmals seit 2000 ohne Olympia-Medaille

Jan Christopher Ruhr war nach der Niederlage gegen Indien bitter enttäuscht. Foto: Swen Pförtner/dpa
Jan Christopher Ruhr war nach der Niederlage gegen Indien bitter enttäuscht. Foto: Swen Pförtner/dpa

Die deutschen Hockey-Herren haben zuletzt viermal nacheinander eine Olympia-Medaille gewonnen. Doch in Tokio gehen sie leer aus. Für einige Spieler ist es der bittere Schlusspunkt ihrer Karriere.

Tokio (dpa) – Deutschlands frustrierte Hockey-Herren schmissen die Schläger von sich und sanken enttäuscht zu Boden. Nach einem Hitze-Drama ohne Happy End kehrt die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes erstmals seit 21 Jahren ohne Medaille von Olympischen Spielen in die Heimat zurück.

Das DHB-Team verlor in Tokio das kleine Finale gegen Indien mit 4:5 (3:3) und ging als Vierter leer aus. „Für uns ist heute eine kleine Welt untergegangen“, beschrieb Bundestrainer Kais al Saadi die Gefühlslage.

Zuletzt war Deutschland 2000 in Sydney ohne Edelmetall geblieben. Danach hatte es 2004 in Athen und 2016 in Rio jeweils Bronze sowie 2008 in Peking und 2012 in London Gold gegeben. Nachdem zuvor schon die Damen eine Medaille verpasst hatten, steht der ansonsten sehr erfolgreiche Verband dieses Mal mit leeren Händen da.

Temperaturen von 33 Grad Celcius

„Wir hätten hier viel mehr verdient gehabt. Es ist unfassbar bitter und unglaublich traurig, dass wir uns für die harte Arbeit nicht belohnt haben“, sagte Stürmer Florian Fuchs mit gequälter Miene. In einem hitzigen Match bei Temperaturen von 33 Grad erzielten Timur Oruz in der 2. Minute, Niklas Wellen (24.), Benedikt Furk (25.) und Lukas Windfeder (48.) die deutschen Tore. Für Indien trafen Simranjeet Singh (17./34.), Hardik Singh (27.), Harmanpreet Singh (29.) und Rupinder Pal Singh (31.) per Siebenmeter.

„Dieses Spiel dürfen wir eigentlich nicht verlieren. Wir waren zu blöd“, haderte Routinier Martin Häner nach seinem 270. und letzten Länderspiel. Auch für Kapitän Tobias Hauke war es ein bitterer Auswahl-Abschied. „Für mich war es das. Ich werde nicht mehr für die Nationalmannschaft spielen“, verkündete der 33-Jährige und gewährte danach Einblick in sein Innerstes: „Ich bin gerade absolut leer. Das ist die härteste Niederlage, die ich in meinem Leben hatte. Es tut richtig weh.“

Auch wenn in der Mannschaft eine Zäsur ansteht, sieht Hauke gute Perspektiven für die Zukunft. „Der deutsche Hockey ist super aufgestellt, aber es gibt einige Baustellen. Die müssen in den nächsten drei Jahren aufgearbeitet werden.“ Al Saadi rechnet durchaus mit weiteren Rücktritten. „Die ältesten Spieler, die über Jahre ihre Knochen hingehalten haben, gehen jetzt in den verdienten Hockey-Ruhestand. Wir verabschieden Riesen-Persönlichkeiten“, sagte der Bundestrainer.

Mächtig Druck zu Beginn

Seine Schützlinge hatten sich kurz vor dem Anpfiff im Oi Hockey Stadium mit lautem Gebrüll noch einmal auf den Kampf um Bronze eingestimmt. Und der EM-Zweite war gleich auf Betriebstemperatur. In der Anfangsphase wurde mächtig Druck gemacht und der Mut schon nach 99 Sekunden belohnt. Mittelfeldspieler Oruz vom deutschen Meister Rot-Weiss Köln schloss einen energischen Angriff erfolgreich ab und sorgte damit für frühen Jubel. Doch die Führung war kurz nach Beginn des zweiten Viertels wieder dahin.

Der Ausgleich hinterließ aber überhaupt keine Wirkung bei der deutschen Mannschaft, die sich kurz schüttelte und die Partie weiter kontrollierte. Das Engagement wurde schnell belohnt: Nach schöner Vorarbeit von Jan Christopher Rühr traf Wellen, nur eine Minute später erhöhte Furk. Der achtmalige Olympiasieger aus Indien, der sein bisher letztes Gold allerdings vor 41 Jahren holte, schlug jedoch erneut zurück. Zwei Strafecken wurden verwandelt – zur Halbzeit war das Match wieder völlig offen. „Wir haben die erste Halbzeit dominiert und holen die Inder mit haarsträubenden Fehlern ins Spiel zurück“, kritisierte al Saadi.

Damit nicht genug: Gleich nach Wiederbeginn gerieten die DHB-Herren durch einen Siebenmeter erstmals in Rückstand, der wenig später sogar auf zwei Tore anwuchs. Jetzt war Moral gefragt. Das deutsche Team mobilisierte die letzten Kräfte und kam durch Windfeder zu Beginn des Schlussabschnittes zum Anschluss. Doch der Ausgleich gelang trotz großen Kampfes nicht mehr. „Wir sind vor dem Tor zu ungefährlich und kassieren zu viele Gegentore“, bilanzierte Häner. Das Schlusswort gehörte dann dem Bundestrainer: „Wir stehen mit leeren Händen da, aber ich bin trotzdem stolz auf die Mannschaft, wie sie hier aufgetreten ist.“

© dpa-infocom, dpa:210805-99-715794/7

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