So beeindruckt war Trainer Julian Nagelsmann nach einem schnöden Pflichtsieg von RB Leipzig selten zuvor, er wertete diesen als Nachweis für die Bereitschaft im Kampf um den Meister-Titel.
„Wir können gegen ganz große Gegner mithalten, machen aber auch unsere Hausaufgaben“, sagte der Trainer von RB Leipzig nach dem 2:0 gegen ein überfordertes Werder Bremen.
Nagelsmann feierte damit die Rückkehr in den Bundesliga-Alltag nach einer Premiumwoche mit Spielen bei Bayern München und gegen Manchester United. „Die Art und Weise, wie die Jungs das angenommen haben, stellt mich sehr zufrieden.“
Von außen betrachtet war der Erfolg durch Tore von Marcel Sabitzer (26. Minute/Foulelfmeter) und Dani Olmo (41.) völlig unspektakulär. Doch genau das ist der Kern – RB Leipzig ist reifer geworden und damit gefährlicher im Kampf um den Meister-Titel.
„Wir waren auch letztes Jahr bereit, haben aber ein paar Federn zu viel gelassen“, sagte Nagelsmann. „Wir müssen diese Gier in allen Spielen auf den Platz bringen, um lange oben mitzuspielen. Bisher haben wir kein Spiel auf die leichte Schulter genommen. Und das sollten wir auch in den letzten beiden Spielen des Jahres nicht machen.“
Nächste Aufgaben: Hoffenheim und Köln
Bereits am Mittwoch folgt für RB Leipzig der Auftritt bei 1899 Hoffenheim, drei Tage später empfängt RB den 1. FC Köln – dort sollen weitere Schritte in Richtung Meister-Titel gemacht werden.
Eigentlich soll am 22. Dezember noch das Pokalspiel in Augsburg stattfinden. Doch hier fordert Leipzig eine Verlegung ins neue Jahr und damit dasselbe Recht wie die Bayern und Leverkusen. Noch sperrt sich Augsburg.
„Bisher gibt es keine Einigung. Wir haben das beim DFB hinterlegt und wären bereit, ähnlich wie Leverkusen, Klage einzureichen“, sagte Vorstandschef Oliver Mintzlaff. Nagelsmann betonte, es gehe ihm dabei weniger um die aktuelle Belastung, als vielmehr darum, die Spieler ihre Familien etwas länger sehen zu lassen.
Leipzig will bestens ausgeruht und frisch motiviert auf die Jagd nach der Schale gehen. Die Voraussetzungen sind besser als im vergangenen Jahr, als man Herbstmeister war und nach der Corona-Pause vor allem im eigenen Stadion schwächelte.
RB hat drei Punkte mehr auf dem Konto, stellt mit nur neun Gegentoren nach elf Spielen die beste Abwehr und hat alle sechs Heimspiele gewonnen. „Wir stehen ein bisschen besser da, als man kalkulieren konnte“, sagte Nagelsmann. Man hatte sich aufgrund der vielen englischen Wochen schwer getan mit einer Prognose, weil unklar war, wie sich die Belastung auswirkt.
Hier zahlt sich der qualitativ breiter aufgestellte Kader aus. Und der wird sehr wahrscheinlich noch im Winter mit dem ungarischen Top-Talent Dominik Szoboszlai verstärkt. „Das ist tatsächlich jemand, den wir sehr interessant finden“, sagte Mintzlaff. Diese Zurückhaltung amüsiert. Denn es gilt als offenes Geheimnis, dass der 25 Millionen Euro schwere Deal mit Schwesterclub Salzburg längst fix sein soll und binnen der kommenden zehn Tage offiziell verkündet werden soll.
Man dürfte in der Leipziger Chefetage zufrieden grinsen, dass die Bayern ihren Anteil daran haben. Denn durch die Siege gegen Salzburg trug der Rekordmeister dazu bei, dass die Österreicher in der Champions League scheiterten. Für Szoboszlai ein Argument, bereits im Winter seine Koffer zu packen.
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