Doping

Doping-Prozess: Arzt Mark S. will Anti-Doping-Kämpfer werden

Gegen den Thüringer Arzt Mark S. wird am Landgericht München II verhandelt. Foto: Peter Kneffel/dpa
Gegen den Thüringer Arzt Mark S. wird am Landgericht München II verhandelt. Foto: Peter Kneffel/dpa

Mark S. dopt über mehrere Jahre Sportler. Dann fliegen er und sein kleines Netzwerk auf, es droht dem Erfurter eine Haftstrafe. Der Arzt gibt sich reumütig und hat für die Zeit danach eine Idee: Er will seine Erfahrungen für den Kampf gegen Doping nutzen.

Nach jahrelangem Blutdoping will der aufgeflogene Arzt Mark S. sein Insiderwissen künftig dem Kampf gegen die Manipulationen im Sport zur Verfügung stellen.

Damit möchte der Thüringer „etwas zurückgeben“ und „Ausgleich schaffen“ für den Schaden, für den er verantwortlich sei. Das sagte der 42-Jährige vor dem Landgericht München II, bei dem ihm und vier weiteren Angeklagten seit September der Prozess gemacht wird.

In seiner vierten, ausführlichen Einlassung zeigte sich der Erfurter reumütig. „Es tut mir unendlich leid, dass ich die mit reingezogen habe“, sagte der Arzt zu den vier ebenfalls angeklagten Helfern. „Ich würde lieber nur allein hier sitzen.“ Am 15. Januar wird ein Urteil erwartet. Mark S. als Haupttäter sowie seinem wichtigsten Adjutanten drohen Haftstrafen, den anderen Bewährungs- oder Geldstrafen.

Mit seinen umfangreichen Aussagen hofft Mark S., die vom Gericht prognostizierte Haftstrafe von viereinhalb bis fünfeinhalb Jahren zu beeinflussen. Dazu teilte er der Kammer mit, was er sich für die Zeit nach der Haft wünsche.

Mark S. stellt Sühne in Aussicht

Um der Gesellschaft etwas zurückzugeben, könne er sich vorstellen, in Corona-Impfzentren auszuhelfen. Weil er in den nächsten Monaten aber womöglich im Gefängnis bleiben müsse, habe er sich auch einen längerfristigen Plan zurechtgelegt.

Mark S. will seine Erfahrungen als Doping-Doktor nutzen und die Seite wechseln. Er verglich seine Situation mit der eines Computer-Hackers, der später vom Staat beschäftigt wird, um Sicherheitslücken aufzudecken. So ähnlich stellt er sich auch seine Zukunft in Freiheit vor.

„Ich kenne jetzt ja die Schnittstellen des Systems“, sagte er. So könne er etwa den Anti-Doping-Behörden mit Hinweisen helfen. Zudem wisse er, was Sportler zum Dopen treibt, „wo muss man präventiv schauen, dass sie nicht falsch abbiegen“. Auch dabei könne er helfen.

Und glaubt man den weiteren Ausführungen des Erfurters, könnte im Anti-Doping-Kampf jede Hilfe bitter nötig sein. Doping sei nämlich seiner Erfahrung nach im Spitzensport „immer ein offenes Thema. Es ist – verzeihen Sie den Begriff – ein Wettrüsten“, sagte er.

Weitere Details oder gar die Namen anderer Doping-Ärzte nannte Mark S. auch auf Nachfrage des Gerichts nicht. Zuvor hatten schon Sportler als Zeugen in dem Prozess angedeutet, dass Doping allgegenwärtig sei.

Nun also möchte der Arzt gegen Manipulationen helfen. „Ich würde gerne loslegen, lieber gestern als heute. Aber da gibt es noch so ein paar Hürden dazwischen“, führte Mark S. aus. Er wisse nicht, inwieweit er für die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada überhaupt arbeiten dürfe. Zu Athleten oder Trainern dürfe er laut internationalen Sportregularien keinen Kontakt mehr haben. Das bedauere er sehr, sagte er. „Da habe ich viel zerstört.“

© dpa-infocom, dpa:201215-99-701477/3

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