Reisen

Corona: Pflichttest für alle Rückkehrer aus Risikogebieten

Die Rufe nach einer Verschärfung der Maßnahmen gegenüber Reiserückkehrern werden lauter. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Die Rufe nach einer Verschärfung der Maßnahmen gegenüber Reiserückkehrern werden lauter. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Wer aus einem Risikogebiet nach Deutschland einreist, muss sich von diesem Samstag an einem Pflichttest auf Corona unterziehen. Das geht Einigen aber nicht weit genug.

Nach der Ankündigung der Einführung eines Pflichttest auf das Corona-Virus für Rückkehrer aus Risikogebieten werden Rufe nach schärferen Maßnahmen im Kampf gegen das Virus laut. Eine zweite Corona-Welle müsse unbedingt verhindert werden, hieß es zur Begründung.

Der CDU-Wirtschaftsrat forderte ein generelles Reiseverbot für Corona-Hotspots. „Reisen in Risikogebiete müssten konsequenterweise auch untersagt werden“, sagte Wolfgang Steiger, der Generalsekretär des CDU-nahen Verbands, der Bild-Zeitung. „Das Reiserecht kann nicht höher bewertet werden als die Rechte von Millionen Deutschen, denen ansonsten ein erneuter Lockdown droht.“

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Mongomery, forderte eine generelle Quarantäne. Tests seien nur „eine Momentaufnahme“. Deshalb sollte alle Reiserückkehrer aus Risikogebieten in Quarantäne gehen. „Eine Woche bis zehn Tage. Ein negativer Test kann nicht vor der Quarantäne schützen“, sagte Montgomery der Passauer Neuen Presse. Um eine Infektion sicher auszuschließen, sei ein zweiter Test nach mindestens 72 Stunden notwendig.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte in der Sendung ARD extra, die verpflichtenden Tests für Reiserückkehrer stellten eine Verbesserung im Vergleich zur bisherigen Lage dar. „Besser geht immer, perfekter geht immer“, sagte der CDU-Politiker. Es gehe aber darum, eine Balance zwischen den Kapazitäten und dem, „was Sicherheit bringt“ zu erreichen.

Angst vor „Reisewelle“

Derzeit gebe es vermehrt positive Corona-Tests bei Rückkehrern – etwa 2 bis 2,5 Prozent der Einreisenden würden positiv getestet. Vor allem bei der Landeinreise aus Risikogebieten – etwa mit dem Auto – sei vielen Menschen gar nicht bewusst, dass es bereits jetzt eine Verpflichtung zur Quarantäne gibt.

Montgomery sagte, es gelte erneut, chaotische Zustände im Gesundheitssystem zu verhindern. Der Anstieg der Corona-Infektionen sei mit der Rückkehr der Urlauber zu erwarten gewesen. „Wir müssen jetzt sehr viel konsequenter bei Rückkehrern auf die Einhaltung von Quarantäne und Testung achten“, sagte er. „Deutschland ist in einer Corona-Dauerwelle.“

CDU-Wirtschaftsrat-Chef Steiger betonte, das Arbeits- und Schulleben ein zweites Mal wegen hoher Neuinfektionszahlen herunterzufahren, könne sich die Bundesrepublik „nur unter erheblichsten Schwierigkeiten nochmal leisten können. Das muss allen klar sein. Deshalb erwarte ich von der Politik mehr vorausschauendes Handeln als jetzt bei der schon lange erwartbaren Rückreisewelle aus den Ferien“, sagte Steiger.

Pflichttest für Rückkehrer aus Corona-Risikogebieten

Urlauber aus Corona-Risikogebieten müssen sich ab diesem Samstag bei der Rückkehr nach Deutschland auf das Virus testen lassen – außer, sie haben schon ein frisches negatives Ergebnis dabei. Die Türkei, für die die Reisewarnung teilweise aufgehoben wurde, lässt beispielsweise Touristen nur mit einem negativen Test ausreisen.

Welche Länder als Risikogebiete gelten, geht aus einer Liste des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor – aktuell stehen darauf etwa 130 der weltweit knapp 200 Staaten von Ägypten über Russland bis zu den USA. Aus der EU sind derzeit Luxemburg, die belgische Provinz Antwerpen und die spanischen Regionen Aragón, Katalonien und Navarra auf der Liste.

Der deutschen Wirtschaft machen die weltweiten Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie zunehmend zu schaffen. „Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft sind Geschäftsreisen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Folgen der Reiseeinschränkungen sind daher erheblich“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, der dpa.

Aufgrund der vielen Grenzschließungen und Quarantänemaßnahmen könnten Unternehmen häufig ihre Manager, Techniker oder Vertriebsmitarbeiter nicht zu ihren Kunden oder Lieferanten in andere Länder schicken. „Für Geschäftsanbahnungen sowie Montagen oder Reparaturen von Maschinen ist der persönliche Kontakt vor Ort häufig aber unerlässlich“, sagte Wansleben.

Der deutsche Export ist unterdessen auf dem Weg aus der Krise, im Vergleich zum Juni 2019 nahmen die Warenausfuhren zwar um 13,4 Prozent ab, im Vergleich zum Vormonat wies der Export im Juni 2020 mit einem Plus von 14,9 Prozent aber einen klaren Aufwärtstrend auf.

© dpa-infocom, dpa:200807-99-74156/3

➡️ weitere News aus der Themenwelt „Reisen“

[plista widgetname=plista_widget_belowArticle]

Hinterlasse einen Kommentar