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Claudia Roth sichert Odessa Unterstützung für Unesco-Welterbe zu

Claudia Roth schaut sich mit Bürgermeister Hennadij Truchanow (r) und dem ukrainischen Kulturministers Olexandr Tkatschenko (l) Odessa an. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Claudia Roth schaut sich mit Bürgermeister Hennadij Truchanow (r) und dem ukrainischen Kulturministers Olexandr Tkatschenko (l) Odessa an. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Seit Beginn des russischen Angriffs macht sich Kulturstaatsministerin Roth für Kulturschaffende der Ukraine stark. Nun verschafft sie sich selbst ein erstes Bild an einem auch strategisch wichtigen Ort.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth will der Stadt Odessa in der Ukraine bei der Bewerbung zum Unesco-Welterbe helfen.

Das sicherte die Grünen-Politikerin bei einem Besuch in der Hafenstadt dem ukrainischen Kulturminister Olexandr Tkatschenko und Bürgermeister Hennadij Truchanow zu.

„Deutschland unterstützt diese Bewerbung“, sagte Roth im Namen der Bundesregierung. Sie ist das erste deutsche Regierungsmitglied, das nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in Odessa zu Gast ist.

Die Stadt sei offensichtlich in einer Notsituation, überall sei zu sehen, wie Kunstwerke vor den Angriffen beschützt würden. „Die ukrainische Regierung ist nicht allein“, versicherte Roth. Sie wolle sich auch bei ihren Kolleginnen und Kollegen anderer Länder für die Bewerbung Odessas stark machen.

Zweitägiger Besuch in der Stadt

Claudia Roth war am Montag zu einem zweitägigen Besuch in Odessa eingetroffen, sie ist auf Einladung Tkatschenkos dort.

Die Stadt gilt nicht nur als Kulturmetropole, sondern ist vor allem wegen ihres großen Hafens auch von strategischer Bedeutung. Zuletzt gab es erneut Meldungen über Raketenangriffe im Raum Odessa.

Die Stadt habe unheimlich viel Kultur, sagte Claudia Roth zum Auftakt der Reise. „Wir wollen zeigen, dass wir da sind“, sagte sie, „wir wollen zeigen, wie die Kultur angegriffen wird“. Sie wolle in Odessa erfahren, wie das Gesicht des Krieges jenseits der Frage von schweren Waffen aussehe. Humanitäre Hilfsangebote kämen in den Debatten noch zu selten vor.

In Moskau und Kiew ist immer wieder zu hören, Russland habe auch die Einnahme der Hafenstadt im Süden des Landes zum Ziel, um die Ukraine komplett vom Schwarzen Meer abzutrennen. Das Land hätte dann keinen Zugang mehr zu den Weltmeeren.

Die Ukraine ist einer der größten Getreideproduzenten der Welt. Der Export über die ukrainischen Seehäfen ist zum Erliegen gekommen. Russland blockiert die Ausfuhr von rund 20 Millionen Tonnen Getreide, ein Großteil davon liegt im Hafen von Odessa.

Kanzler-Besuch in Ukraine bleibt weiter aus

Vonseiten des Bundeskabinetts hatten zuvor Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Anfang Mai und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) Ende Mai jeweils die ukrainische Hauptstadt Kiew besucht. Auch Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) sowie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) waren bereits in Kiew.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat bislang im Gegensatz zu mehreren anderen westlichen Staats- und Regierungschefs auf einen Ukraine-Besuch verzichtet. Dies war auch eine Reaktion darauf, dass die ukrainische Seite zunächst einen Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier abgelehnt hatte. Diese Verstimmungen gelten als ausgeräumt.

Claudia Roth hat sich bereits mehrfach für die Unterstützung von ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern in ihrem Land und von geflüchteten Kulturschaffenden in Deutschland sowie von ukrainischen Kulturinstitutionen stark gemacht.

© dpa-infocom, dpa:220606-99-565883/4


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