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Wasserqualität: Regelmäßige Kontrollen der Badestellen

Julia Wittmann geht über einen Stag, um dort eine Wasserprobe zu entnehmen. Foto: Daniel Vogl/dpa
Julia Wittmann geht über einen Stag, um dort eine Wasserprobe zu entnehmen. Foto: Daniel Vogl/dpa

Fast überall in Deutschland sind Sommerferien, und die Hitze treibt die Menschen an die Badeseen. Zum Glück ist die Wasserqualität fast überall gut. Doch wie wird das eigentlich überprüft?

Pleinfeld (dpa/lby) – Zwei Schwimmer ziehen begleitet von Schwänen an einem heißen Vormittag im Brombachsee ihre Bahnen. Kinder planschen mit ihren Eltern im niedrigen Wasser. Am Anleger packt Julia Wittmann ihre Ausrüstung aus. „Beim Schwimmen schluckt jeder Mensch Wasser“, sagt sie.

Damit das keine gesundheitlichen Folgen hat, kontrollieren überall in Deutschland Fachleute wie Wittmann gemäß der EU-Badegewässerrichtlinie die Wasserqualität an den fast 2300 ausgewiesenen Badestellen an Seen, Flüssen und der Küste.

„Zuerst messe ich die Sichttiefe“, sagt Wittmann, die als Hygienekontrolleurin beim Gesundheitsamt des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen in Mittelfranken arbeitet. Dafür lässt sie eine schwarz-weiße Messscheibe an einem Seil ins Wasser hinunter und schaut, wie lange sie die weiße Farbe noch sehen kann. An Markierungen am Seil liest sie dann die Tiefe ab: zwei Meter. „Ideal“, sagt die 34-Jährige. „Umso mehr man in ein Wasser hineinschauen kann, umso besser ist es zum Baden.“ Denn wenn jemand ertrinke, könne dieser schneller entdeckt und gerettet werden.

Auch klares Wasser kann mit Bakterien belasted sein

Doch ob ein Badegewässer gut oder schlecht ist, lässt sich so allein nicht erkennen. „Trübes Wasser muss nicht unbedingt ein Zeichen für eine schlechte Badegewässerqualität sein. Andererseits kann aber auch klares Wasser bakteriologisch belastet sein“, heißt es beim Bundesumweltministerium. Deshalb untersuchen Labore das Wasser auf mögliche Erreger.

Dafür misst Wittmann erst die Wassertemperatur: angenehme 25 Grad. Dann kommt sie zur eigentlichen Gewässerprobe. Dafür greift sie einen Behälter mit einer langen Zange, taucht diesen kopfüber in den See und dreht ihn in 30 Zentimeter Tiefe so um, dass er voll Wasser läuft. Danach schreibt sie Ort, Datum, Uhrzeit und die Wassertemperatur auf die Probe und stellt diese in eine Kühlbox zu den anderen.

Später gehen diese zur Untersuchung ans Landesamt für Gesundheit. Im Fokus haben die Fachleute dabei die Fäkalbakterien intestinale Enterokokken und Escherichia coli. Die Bakterien gelangen unter anderem aus Abwässern, der Landwirtschaft oder über Wasservögel ins Wasser. Beim Menschen können diese zum Beispiel Durchfall oder Erbrechen verursachen. Die Wasserqualität hängt deshalb von der Menge der nachgewiesenen Bakterien ab.

Meisten Gewässer mit exzellenter Wasserqualität

In Deutschland können Badende in dieser Hinsicht fast an allen offiziellen Badestellen bedenkenlos ins Wasser springen. Nach dem aktuellen Badegewässerbericht der Europäischen Umweltagentur haben mehr als 90 Prozent der im vergangenen Jahr analysierten Gewässer in der Bundesrepublik eine exzellente Wasserqualität. 14 Badestellen fielen als mangelhaft durch, unter anderem die an der Elbe bei Brokdorf in Schleswig-Holstein, Nordseestrand Wremen in Niedersachsen oder der Mainparksee in Unterfranken.

In der Badesaison ist Wittmann viel unterwegs. In der Zeit müssen die Gesundheitsämter in Deutschland nach den Vorgaben der EU die Badestellen alle vier Wochen kontrollieren. Elf Badestellen an vier Seen sind es in der Zuständigkeit von Wittmann und ihrem Team. Bei Auffälligkeiten fahren sie ein, manchmal sogar zweimal die Woche raus. An diesem Morgen war Wittmann schon am Kleinen Brombachsee. Dort trüben gerade Blaualgen das Badevergnügen. Auch der nahe gelegene Altmühlsee ist betroffen.

Blaualgen-Blüte kommt und geht oft schnell wieder

Blaualgen sind eigentlich Cyanobakterien, die sich bei hohen Wassertemperaturen im Sommer massenhaft vermehren und als blaugrüne Schlieren oder Teppiche im Wasser treiben. Diese bilden Giftstoffe, die beim Menschen unter anderem allergische Reaktionen, Atemnot oder Übelkeit auslösen können. In diesem Sommer mussten die Behörden deshalb schon mancherorts in Deutschland vorübergehend Badestellen sperren.

Doch so schnell wie Cyanobakterien-Blüten kommen, gehen diese meist auch wieder. „Blaualgen sind immer eine Momentaufnahme“, sagt Wittmann. „Es hängt viel vom Klima ab, von der Hitze, vom Wind und der Strömung.“ Ihre Gewässerproben geben dann später teilweise Entwarnung: Die Badeverbote beziehungsweise Badewarnungen können an einigen Stellen wiederaufgehoben werden.

© dpa-infocom, dpa:220728-99-191032/2

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