Berlin (dpa/tmn) – Viele stecken ihre OP-Maske unterwegs in die Jackentasche oder hängen sie im Auto an den Rückspiegel. Doch sollte man die medizinischen Gesichtsmasken mehrfach aufsetzen? Sie sind ja eigentlich Einmalprodukte.
Die Antwort lautet: Das ist schon möglich. In die Jackentasche steckt man sie aber dazwischen lieber nicht.
Im privaten Alltag könne man den chirurgischen Mund-Nasen-Schutz unter bestimmten Voraussetzungen länger tragen, sagt der Infektiologe Peter Walger: „Wenn sie nur durch Atemfeuchte befeuchtet wurde, kann man sie durchaus trocknen und wiederverwenden, allerdings immer nur jeder seine eigene Maske.“
Die Betonung liegt auf Trocknen: Im Ofen oder in der Waschmaschine haben die Masken nichts verloren. Man könne sie durchaus mehrere Tage nutzen, wenn man sie nach der Nutzung immer zum Trocknen aufhängt, sagt der Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene.
Nur im Privatbereich
Er stellt klar: „Einen konkreten Maßstab gibt es dafür nicht, denn wir bewegen uns hier in einem Bereich, wo die OP-Masken nicht bestimmungsgemäß eingesetzt werden, da sie ja eigentlich Einmalprodukte sind.“ Im medizinischen Einsatz wäre das ein No-Go.
Im privaten Bereich muss man ebenfalls achtsam sein: Ist die OP-Maske verschmutzt oder stark durchfeuchtet, gehört sie entsorgt. Das gilt auch, wenn man angehustet oder angeniest wurde. Wer länger unterwegs ist, sollte mehrere OP-Masken dabei haben, rät Walger. „Denn auch wenn man selbst hineinhustet oder niest, tauscht man sie besser.“
Vorsicht beim Abnehmen
Wichtig ist außerdem: Wer die OP-Maske mehrfach benutzen möchte, muss beim Aufsetzen und Abnehmen vorsichtig sein. An der Außenseite können Schmutz und Viren haften – sie sollte also keinesfalls mit der Innenseite, in die man atmet, in Berührung kommen. Auch die Hände dürfen Maskenrand und Innenseite nicht berühren, da auch dort Viren anhaften können.
Vielerorts sind medizinische Masken, oder alternativ FFP2-Masken und Modelle mit vergleichbarem Standard, in Bus und Bahn sowie beim Einkaufen Pflicht. In anderen Situationen ist aber auch die Alltagsmaske aus Stoff weiterhin erlaubt. Walger hält diese ebenfalls für effektiv beim Verhindern der Ausbreitung des Coronavirus. „Wir haben keinen Grund, an der grundsätzlichen Empfehlung zu Alltagsmasken zu rütteln – insbesondere, wenn alle die Masken tragen, auch das Gegenüber.“
Kritik an FFP2-Masken
FFP2-Masken für Laien sieht Walger indes kritisch: Sie würden eigentlich dem Arbeitsschutz dienen, durch ihre Dichtigkeit sei die Atmung grundsätzlich behindert oder erschwert. Damit sie Viren effektiv abhalten, müssen sie eng am Gesicht anliegen, weil die Luft beim Atmen sonst durch die Lücken zieht. Ältere und geschwächte Menschen, denen das Atmen schwerfällt, könnten durch die Nutzung der FFP2-Masken geschädigt werden, so Walger.
Darum kritisiert er auch die Pflicht in Bayern, wo in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen nur FFP2-Masken oder Masken mit einem vergleichbaren oder höheren Standard erlaubt sind.
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin begrüßte zwar in einer Stellungnahme kürzlich die Initiative der Bundesregierung und der Länder, „grundsätzlich die Empfehlung zum Tragen von FFP-Masken in der Bevölkerung auszusprechen.“ Allerdings sieht die Fachgesellschaft das Problem, dass durch inkorrekte Handhabung beziehungsweise Anwendung und mangelhafte Passform keine ausreichende Schutzwirkung erzielt werde. Daher müsse mehr Aufklärung in der Bevölkerung erfolgen, wie die Masken zu tragen sind.
Kleines Leck, große Wirkung
Schon ein kleines Leck, durch das die Atemluft strömt, kann die Filterleistung der FFP2-Maske enorm reduzieren. Träger sollten darauf achten, dass sich die Maske beim Einatmen ans Gesicht saugt. Spürt man einen Luftstrom, sitzt sie nicht gut. Dann hilft nur, eine andere Passform auszuprobieren. Bartträger sollten sich im Zweifel rasieren, wenn die Haare den engen Sitz verhindern.
Bei richtiger Anwendung bieten FFP2-Masken einen hohen Fremdschutz und auch einen guten, wenn auch nicht hundertprozentigen Eigenschutz für ihren Träger vor Viren in der Luft. Die OP-Masken bieten weniger Eigenschutz, weil sie nicht so eng anliegen. Je fester sie sitzen, desto besser schützen sie auch den Träger.
Egal, welche Maske man letztlich trägt: Abstand, Händewaschen und Lüften in Innenräumen sind ebenso wichtig, um die Pandemie einzudämmen. Walger betont: „Nur das gesamte Maßnahmen-Bündel garantiert einen weitgehenden Schutz.“
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