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Green Running: Laufschuhe werden nachhaltiger

Nicht nur die Laufschuhe werden «grüner», auch ihre Trägerinnen und Träger zieht es vermehrt ins Grüne. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Nicht nur die Laufschuhe werden «grüner», auch ihre Trägerinnen und Träger zieht es vermehrt ins Grüne. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Immer mehr Laufschuh-Hersteller werben mit mehr Rücksicht auf die Natur. Sind das echte Bemühungen oder nur Marketing-Versprechen? Der Branchenexperte Urs Weber sagt: Das müsse man stets genau prüfen.

Hamburg (dpa/tmn) – Viele Sportarten sind durch die coronabedingten Einschränkungen kaum möglich. Doch Laufen geht immer. Und so haben unzählige Menschen seit Pandemiebeginn mit dem Joggen begonnen.

Die Nachfrage nach Laufschuhen sei 2020 teils explodiert, sagt Urs Weber von der Fachzeitschrift „Runners World“. „Möchte man Corona etwas Positives abverlangen, dann, dass viele Menschen die Bewegung und darüber auch das Laufen entdeckt haben – und viele werden dauerhaft dabei bleiben“, sagt der Branchenexperte.

Was auch zu beobachten ist und mit der Pandemie in Zusammenhang stehen dürfte: Die Läuferinnen und Läufer zieht es immer mehr in die Natur, also in Wälder und Parks, wo sie mehr für sich sind.

Bei den Herstellern wiederum zeigt sich immer mehr das grüne Gewissen, wie Weber im Interview sagt. Das liegt natürlich auch daran, dass sich das gut verkaufen lässt.

Frage: In Corona-Zeiten wollen die Menschen raus und eher für sich sein, auch beim Training. Also ab in den Wald statt auf den Sportplatz. Beobachten Sie das auch mit Blick aufs Laufen?

Urs Weber: Ja, auf jeden Fall. Jeder, der sich in der Natur bewegt, beobachtet das. Egal, wo man unterwegs ist in den Parks und Wäldern: Man sieht deutlich mehr Läuferinnen und Läufer. Das zeigen auch die Zahlen des Laufschuhverkaufs – die haben 2020 insgesamt enorm zugelegt, aber am stärksten im Trailrunning-Segment, also bei den profilierten Schuhen: hier um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist ein gewaltiger Sprung. Das zeigt, dass das Laufen in der Natur noch beliebter geworden ist.

Frage: Ab ins Grüne also. Das scheint auch für viele Hersteller zu gelten – jedenfalls bieten immer mehr von ihnen grüne, also nachhaltigere Modelle an. Oder täuscht das?

Weber: Nachhaltigkeit ist ein großes Thema. Als wir uns vor einigen Jahren intensiv mit dem Thema grünes Laufen auseinandergesetzt haben, bekamen wir relativ wenig Input von den Herstellern. Das hat sich geändert und gerade 2021 scheint sich das stark zu beschleunigen. Deutlich mehr Hersteller springen auf den Nachhaltigkeitszug. Nicht nur mit Marketing, sondern auch mit Produkten.

Frage: Haben Sie Beispiele?

Weber: Es gab etwa einen großen Vorstoß vom Hersteller ON aus der Schweiz. Die haben einen ähnlichen Schritt gemacht wie zuvor schon der französische Hersteller Veja und haben mit dem Cyclon einen komplett recycelbaren Schuh vorgestellt. Der soll nicht normal verkauft, sondern in einem Abo-Modell angeboten werden – das soll im Herbst bis Winter 2021 marktreif sein. Das heißt: Wenn sie verschlissen sind, sendet man die Schuhe zurück zum Hersteller. Der recycelt sie, während der Kunde ein neues Modell zugeschickt bekommt.

Salomon wiederum hat den neuen Schuh Index.01 am Markt. Der soll nach dem Ende seiner Lebensdauer komplett zerlegbar und damit recycelbar sein. Hört sich banal an, ist bei Laufschuhen aber eine komplexe Aufgabe, weil sie aus sehr unterschiedlichen Komponenten bestehen. Das sind zwei Beispiele – und da werden wir noch viel sehen in den kommenden Jahren.

Frage: Manche Hersteller wollen mit ökologischen Materialien wie recyceltem Plastik, Algen oder pflanzlichen Fasern punkten – doch hilft das am Ende wirklich der Natur?

Weber: Man muss sehr vorsichtig sein damit, was wirklich nachhaltig ist, oder wo Hersteller nur aus Gründen des Marketings auf den Zug aufspringen. Ob die Verwendung eines bestimmten Materials oder ein Ansatz zur Wiederverwertung wirklich nachhaltig ist, muss man immer genau prüfen. Auf der anderen Seite sollte man das Bemühen anerkennen und zum Beispiel auch loben, wenn sich Firmen etwa ambitionierte CO2-Ziele setzen.

Frage: Was sind die größten Fehler beim Laufschuh-Kauf?

Weber: Dass die Menschen sich zu sehr von technischen Eigenschaften eines Schuhs beeindrucken lassen und es sich zu kompliziert machen. Das wichtigste Kriterium ist und bleibt die Passform: Schuh anziehen und sich drin wohlfühlen, das zählt. Ob ein Eliteläufer in Schuhen mit Carbonplatten neue Rekordzeiten läuft, davon sollte man sich bei der Auswahl ebenso wenig blenden lassen wie von ausgefallenen Designs.

© dpa-infocom, dpa:210429-99-403650/3

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