In Moskau, der größten Stadt Europas, erfolgte am Samstag der Start einer großangelegten Impfung gegen das Corona-Virus in Russland. In 70 Kliniken der Stadt starteten am Morgen die Impfungen mit dem in Russland entwickelten Vakzin „Sputnik V“.
Den Start der Corona-Impfung teilte der operative Stab der Hauptstadt in Russland mit. Zuerst wurden demnach Mitarbeiter des Bildungs- und des Gesundheitswesens sowie sozialer Dienste gegen die Lungenkrankheit Covid-19 geimpft. Tausende Menschen hatten sich für den offiziellen Impfstart einen Termin geben lassen.
Die Impfungen sind kostenlos und freiwillig. Zugelassen waren aber zunächst nur Freiwillige, die von Berufs wegen viel Kontakt mit anderen Menschen haben und deshalb einem besonderen Risiko ausgesetzt sind, sich mit dem Coronavirus anzustecken.
Zwei Millionen Impfdosen im Dezember
Nötig ist nach der ersten Impfdose nach 21 Tagen eine zweite Injektion. Moskau verzeichnete am Samstag 7993 Neuinfektionen – so viele wie noch nie an einem Tag.
Kremlchef Wladimir Putin hatte zuvor den Start der Corona-Massen-Impfung in Russland für kommende Woche angekündigt. Demnach sollten noch im Dezember rund zwei Millionen Impfdosen verabreicht werden. Allerdings hat Russland Probleme, das Vakzin in großen Mengen zu produzieren.
Russland hatte als erstes Land der Welt einen Impfstoff zur breiten Anwendung zugelassen und bereits Zehntausende Freiwillige impfen lassen. Das Riesenreich entwickelt weitere Vakzine. Die Wirksamkeit von „Sputnik V“ wird mit 95 Prozent angegeben. Unabhängige Studien zu dem russischen Impfstoff sind aber bisher nicht bekannt.
Bundesregierung arbeitet an Impfstrategie
Nach der Zulassung eines Corona-Impfstoff sollen in Deutschland zuerst Bevölkerungsgruppen geimpft werden, die ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere oder tödliche Krankheitsverläufe haben – die Bundesregierung arbeitet derzeit an einer Impfstrategie. Denn die Anzahl der Dosen wird wegen Produktionsengpässen nicht sofort für die gesamte Bevölkerung reichen.
Der Deutsche Ethikrat, die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina und die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) haben deshalb Anfang November im Auftrag der Bundesregierung Empfehlungen abgegeben, wer sofort immunisiert werden soll.
Das sollen alte Menschen sein, vor allem in Pflegeheimen, dazu Menschen mit Vorerkrankungen sowie Mitarbeiter in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Ebenso sollen Menschen in Schlüsselstellungen in der Gesellschaft und für die öffentliche Ordnung bevorzugt geimpft werden, also zum Beispiel Mitarbeiter von Gesundheitsämtern und Sicherheitsbehörden, Polizisten, Feuerwehrleute, Lehrer und Erzieher.
Auch Menschen, die etwa in Heimen für Obdachlose oder Asylbewerber sehr beengt untergebracht seien, sollen dazuzählen. Zwischen privat und gesetzlich Versicherten soll dabei nicht unterschieden werden. Auch Menschen ohne Versicherungsschutz sollen Anspruch auf Impfung haben.
Noch seien genaue Feststellungen zur Priorisierung aber nicht getroffen, also nicht alle bevorzugten Gruppen genau identifiziert, hieß es. Denn es fehlten noch Daten. Bis spätestens Ende des Jahres sollen die Empfehlungen konkret werden. Der Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums für eine “Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus Sars-CoV-2”, wird derzeit noch innerhalb der Regierung abgestimmt.
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