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Wie die Schweiz und Deutschland zu Schokoladenländern wurden

Deutschland und die Schweiz gelten als Schokoladen-Länder schlechthin. Auf der Rangliste des höchsten Pro-Kopf-Konusms wechseln sich die beiden Länder auf Platz 1 regelmäßig ab. Foto: Oliver Berg/dpa
Deutschland und die Schweiz gelten als Schokoladen-Länder schlechthin. Auf der Rangliste des höchsten Pro-Kopf-Konusms wechseln sich die beiden Länder auf Platz 1 regelmäßig ab. Foto: Oliver Berg/dpa

Deutschland und die Schweiz gelten Statistikern als die Schokoladenländer schlechthin. Warum eigentlich? Und was bewirkte Corona in Sachen Schokolade?

Bonn/Bern/Kilchberg (dpa) – Süßer die Leute nie essen, könnte es in der Weihnachtszeit eigentlich auch heißen – in Abwandlung des Liedes „Süßer die Glocken nie klingen“.
Schokolade spielt im Advent und an den Feiertagen eine große Rolle, auch wenn sie zum Fest Konkurrenz hat von Plätzchen, Lebkuchen, Stollen, Spekulatius und Zimtsternen.

Im Vergleich werden hierzulande zwar weniger Schoko-Weihnachtsmänner als Schoko-Osterhasen produziert und konsumiert, doch darf Weihnachten wohl trotzdem als Schokofest bezeichnet werden.

Rund 160 Millionen Schokoladen-Nikoläuse und -Weihnachtsmänner stellte die deutsche Süßwarenindustrie für die Weihnachtszeit 2021 her – fünf Prozent mehr als letztes Jahr. 103 Millionen blieben in Deutschland. Schoko-Osterhasen wurden in diesem Jahr laut BDSI (Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie) sogar 214 Millionen produziert, von denen 107 Millionen im Land blieben.

Deutschland ist ein Schokoladenland

Klar ist: Deutschland ist ein Schokoladenland – wie die benachbarte Schweiz. „Wie ein Vergleich der Daten von Caobisco, dem Europäischen Süßwarenverband, der letzten rund 20 Jahre zeigt, bewegen sich die Schweiz und Deutschland im Pro-Kopf-Konsum von Schokolade auf einem ähnlich hohen Niveau und wechseln sich immer wieder auf dem Spitzenplatz dieser Rangliste ab“, sagt in Bern ein Sprecher von Chocosuisse dem Verband Schweizerischer Schokoladenfabrikanten.

In Bonn beim BDSI sagt Torben Erbrath von der Fachsparte Schokolade, der Schoko-Konsum sei in den letzten Jahren in Deutschland stabil geblieben. Es sind demnach stets um die 9 Kilogramm pro Jahr. Das sind also 90 Hundert-Gramm-Tafeln Schokolade pro Person und Jahr.

Manche staunen bei dieser Zahl und finden sie hoch, andere lachen eher über diese Statistik, weil sie selbst viel, viel mehr vertilgen. Der Durchschnittsverbrauch errechnet sich aus der Produktion in einem Land minus Export, plus Import, durch die Einwohnerzahl geteilt. Vor 50 Jahren aß jeder Bundesbürger laut BDSI erst etwa 50 Tafeln.

Corona hat Schoko-Hunger noch höher getrieben

Die Corona-Krise scheint zu mehr Heißhunger auf Snacks geführt zu haben. Schokolade wird in Deutschland bekanntlich gern auch mal als Nervennahrung bezeichnet. In der Pandemie scheint sie vielen häufiger nötig zu sein.

„Der Schokoladenkonsum der Haushalte ist 2021 höher als noch 2019“, sagen in Frankfurt die Schokoladenexpertinnen des Marktforschungsunternehmens Nielsen. Viele Verbraucher seien seit Beginn der Pandemie mehr zu Hause, arbeiteten im Homeoffice oder gingen weniger aus wegen der Beschränkungen und Ansteckungssorgen.

Wie die Schweiz zum ultimativen Schoko-Land wurde

Im Lindt Home of Chocolate einem Museum in Kilchberg bei Zürich, werden Besucherinnen und Besucher darüber aufgeklärt, wie wichtig die Schweiz und Deutschland in der Schokoladenhistorie gewesen sind – auch wenn die Geschichte der Schokolade natürlich schon viel älter ist als die etwa 150 Jahre der in Mitteleuropa erfundenen Milchschokolade.

Schon 1000 Jahre vor der Entdeckung Amerikas durch die Europäer dienten Zubereitungen aus den Früchten des tropischen Kakaobaums den Ureinwohnern dort als Nahrung und Genussmittel.

Die ungesüßten Kakaozubereitungen der Azteken mundeten den Eroberern aus Europa jedoch kaum. Erst nach Zugabe von Honig oder Rohrzucker begann deren Siegeszug. Aus dem aztekischen xocoatl – aus „xococ“ (herb, würzig) und „atl“ (Wasser) – wurde mit der Zeit Schokolade.

Das Kilchberger Schokoladenmuseum geht vor allem der Frage nach, wie es kam, dass „die Schweiz – das kleine, bergige Land im Herzen Europas – zum ultimativen „Schokoladenland“ wurde“. Der Grund sind einige Erfinder, die im 19. Jahrhundert den Schokomarkt reformierten.

Bahnbrechende Schokoladen-Erfindungen

Namen aus der Geschichte, die heute noch in Produktnamen stecken, sind zum Beispiel Theodor Tobler (1876-1941), der die erste Schokolade mit Honig und Mandeln erfand, sowie Philippe Suchard (1797-1884), der als Meister des Schokomythos und der Reklame gilt. Seine Firma produzierte ab 1901 auch in Deutschland (Lörrach) und wurde mit „Milka“ (Markenname aus Milch und Kakao) berühmt.

Als Erfinder der (massentauglichen) Milchschokolade gilt der Schweizer Daniel Peter (1836-1919). Auch wenn es Forschern zufolge schon in den 1830er Jahren in Dresden bei der Firma Jordan & Timaeus erste „Chocolade“ mit Milchanteilen gab, kam der Durchbruch erst ab 1875 in der Schweiz. Nach Versuchen mit Milchpulver gelang Peter eine Verbindung aus Kakao, Zucker und Kondensmilch.

Ohne seinen Unternehmerfreund, den Apotheker Henri Nestlé (1814-1890), der in der französischsprachigen Schweiz Karriere machte, jedoch eigentlich Heinrich Nestle hieß und aus Frankfurt am Main stammte, wäre diese Erfolgsgeschichte kaum denkbar.

Der gebürtige Berner Rudolf Lindt (1855-1909; später auch Rodolphe Lindt genannt) erfand dagegen die Conchiermaschine. Das Rühren in der Conche macht aus Schokomasse erst die mattglänzende, flüssige, aromareiche Masse, die sich leicht in Formen gießen lässt und auf der Zunge zergeht, wie es Milliarden Menschen heute – nicht nur zu Weihnachten – mögen.

© dpa-infocom, dpa:211217-99-420002/4

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