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Menschenkette gegen Braunkohle am Tagebau Garzweiler

Umwelt- und Klimaschützer sowie Bewohner der angrenzenden Dörfer bilden am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler eine Menschenkette. Foto: Malte Krudewig/dpa
Umwelt- und Klimaschützer sowie Bewohner der angrenzenden Dörfer bilden am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler eine Menschenkette. Foto: Malte Krudewig/dpa

Das neue „Hambi“ heißt Garzweiler: Der Tagebau im Rheinischen Revier ist Brennpunkt der Proteste gegen die Kohleverstromung geworden. Klimaschützer fordern einen schnelleren Ausstieg aus der Kohle.

Mehrere Tausend Menschen haben am Tagebau Garzweiler für einen schnelleren Ausstieg aus der Braunkohleförderung demonstriert. Bei der Protestaktion verbanden die Teilnehmer mit einer Menschenkette die vier Kilometer voneinander entfernten Dörfer Lützerath und Keyenberg.

Damit sollte zugleich symbolisch die Abbaugrenze gezeigt werden, mit der die Ziele des Pariser Klimaabkommens eingehalten werden könnten.

Zu der Protestaktion hatten unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die örtliche Organisationen wie „Alle Dörfer bleiben“ aufgerufen. Der BUND gab die Zahl der Demonstranten mit 2500 an. Von einem „kraftvollen, friedlichen Protest“ sprach die Polizei. Angemeldet waren 3000 Teilnehmer.

Laschet in der Kritik

Die Kette der Demonstranten schlängelte sich in einer bunten Reihe, unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen, durch grüne Wiesen, an Grünland und weidenden Kühen vorbei.

Zahlreiche Teilnehmer trugen Transparente wie „Stoppt Braunkohle“, „Klimaschutz heißt Kohleausstieg“ oder „Stoppt die Grünflächenzerstörung“. Bei trockenem Wetter waren viele mit Fahrrädern unterwegs.

Immer wieder wurde Armin Laschet, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident und Unions-Kanzlerkandidat, kritisiert. Am Rand der Menschenkette hüpfte ein großer Ballon mit seinem Porträt im Wind auf und ab.

„Wenn wir jetzt hier die Chance verpassen, dann werden wir dafür bitter bezahlen“, erklärte Verena Graichen für den BUND. Für Greenpeace verlangte deren Energie-Experte Bastian Neuwirth, die „schmutzigen Kohlemeiler“ müssten schneller vom Netz. Hier entscheidet sich, ob Deutschland seine Verpflichtung aus den Pariser Klimazielen einhalte.

Eine Frau aus einem nahen Ort meinte, die Unsicherheit und der Druck in den Dörfern seien kaum auszuhalten. Lützerath soll als erstes Dorf am Tagebau Garzweiler für den Kohleabbau verschwinden.

Ob die zur Stadt Erkelenz gehörenden Dörfer Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestrich und Berverath noch weichen müssen, soll bis Ende 2026 entschieden werden. Der Betrieb in den drei Tagebauen im Rheinischen Revier soll nach und nach auslaufen und bis spätestens 2038 beendet sein.

Garzweiler neues Zentrum der Proteste

Lange war der Hambacher Forst am Tagebau Hambach das Symbol für den Protest gegen die Kohleverstromung.

Doch nachdem entschieden ist, dass der an der Abbaukante gelegene Wald erhalten bleibt und der Abbau früher enden soll, steht „Hambi“ nicht mehr im Brennpunkt. Stattdessen ist der Tagebau Garzweiler mit den angrenzenden Dörfern das Zentrum der Proteste. David Dresen, Sprecher von „Alle Dörfer bleiben“, sieht das gerne: „Ich bin froh, dass sich der Widerstand hierüber verlagert hat“.

Kürzlich meldete sich sogar der Aachener Bischof Helmut Dieser zu Wort: Er verlangte einen früheren Entschluss für den Erhalt der Dörfer im rheinischen Braunkohlerevier. Fünf weitere Jahre Ungewissheit seien für die Menschen schwer zu ertragen. Eine Verlängerung des Schwebezustands lasse die Menschen „mit ihrem Lebensglück dafür bezahlen“, erklärte der katholische Geistliche.

© dpa-infocom, dpa:210807-99-760167/2



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