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Letztes Triell: Scholz und Baerbock gegen Laschet

Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) und Armin Laschet (CDU/CSU) diskutieren im letzten TV-Triell vor der Bundestagswahl. Foto: Willi Weber/Prosieben/Seven.One/dpa
Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) und Armin Laschet (CDU/CSU) diskutieren im letzten TV-Triell vor der Bundestagswahl. Foto: Willi Weber/Prosieben/Seven.One/dpa

Noch einmal treffen Scholz, Baerbock und Laschet zum Dreikampf aufeinander. Diesmal sind sich zwei einig, den Dritten in die Opposition schicken zu wollen. Scholz gewinnt erneut in der Blitz-Umfrage.

Sieben Tage vor der Bundestagswahl haben die Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen beim letzten TV-Triell die Wähler zu mobilisieren versucht. 

Erneut schlug sich nach einer Blitz-Umfrage unter Zuschauern SPD-Bewerber Olaf Scholz am besten. Auffällig in dem Schlagabtausch bei ProSieben, Sat.1 und Kabeleins: Scholz übte sich immer wieder im Schulterschluss mit den Grünen, während Unionskandidat Armin Laschet von Scholz und der Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock in die Zange genommen wurde.

In der noch am Abend veröffentlichten Blitz-Umfrage stimmten auf die Frage, wer alles in allem das TV-Triell gewonnen habe, 42 Prozent für Scholz. Auf Platz zwei landete Laschet mit 27 Prozent. Baerbock von den Grünen kam auf 25 Prozent. Thematisch dominierten Mindestlohn, Hartz IV, Klimaschutz, Corona und innere Sicherheit.

Insgesamt 4,07 Millionen Zuschauer verfolgten den letzten Dreikampf der drei Kanzlerkandidaten im Fernsehen. Der Schlagabtausch hatte damit weniger Publikum als die zwei Vorgänger-Runden. Eine Woche zuvor hatte die parallel bei ARD und ZDF ausgestrahlte Polit-Sendung „Das Triell – Dreikampf ums Kanzleramt“ 11,13 Millionen Fernsehzuschauer erreicht. Die Sendung hatte dabei aber auch davon profitiert, dass sie nicht gegen einen „Tatort“ antreten musste.

Armin Laschet

Der CDU-Vorsitzende kam weniger als in den beiden Triell-Ausgaben davor zum Angriff, obwohl er laut Stoppuhr lange Zeit den größten Redeanteil hatte. Immer wieder musste er sich gegen Attacken von Scholz und Baerbock wehren. 

So lehnte Laschet gleich zu Beginn als Einziger eine Anhebung des Mindestlohns durch den Gesetzgeber ab und war bei diesem Thema in der Defensive. Er versuchte es mit Attacken auf Scholz, warf diesem Wahltaktik vor.

Gleich darauf musste sich der NRW-Ministerpräsident gegen den Vorwurf von Baerbock zur Wehr setzen, er wolle Kinder nicht aus Hartz-IV herausholen. Laschet kam erstmal gar nicht zu Wort, machte aber dann doch noch seinen Punkt: „Das größte Problem von Armut ist, wenn Eltern keine Arbeit haben“, betonte der CDU-Chef. „Stimmt“, kam von Scholz zurück.

Auch beim Grünen-Kernthema Klimaschutz ging Baerbock Laschet frontal an – er kam zeitweise nur noch dazu, ihr mit erhobenem Zeigefinger das Wort „Verbote“ entgegen zu halten. 

Kurz vor Schluss versucht Laschet dann, den Spieß umzudrehen und einen Spaltpilz zwischen Baerbock und Scholz zu bringen: Er fragte Baerbock, was sie von Scholz an diesem Montag bei dessen Aussage im Finanzausschuss des Bundestags zu den laufenden Geldwäsche-Ermittlungen erwarte. Antwort Baerbock: „Dass volle Transparenz erfolgt.“ Den erhofften Wirkungstreffer bei Scholz dürfte Laschet über den Umweg Baerbock wohl kaum erzielt haben.

Olaf Scholz

Der Kandidat, dessen Partei die Umfragen seit rund drei Wochen anführt, hatte es im Vergleich zum letzten TV-Schaukampf leicht.

Als erstes Thema kam Armut in Deutschland auf den Tisch, nicht die Geldwäsche-Razzia oder Wirecard, was Scholz beim ARD/ZDF-Triell gleich unter Druck gebracht hatte. Scholz konnte in Ruhe seinen Wahlkampfschlager 12 Euro Mindestlohn durchbuchstabieren. Viele Frauen profitierten davon – wie es Baerbock ja schon gesagt habe. 

Als Baerbock und Laschet über Steuern stritten, demonstrierte der Finanzminister mit einem Grinsen, dass er sich gerne über den Streit stellt. Er umriss die Steuer-Gemeinsamkeiten von SPD und Grünen und kanzelte nebenbei die Unionspläne für Entlastungen als „unfinanzierbar“ ab.

Baerbocks Angriffe wegen ihrer Ansicht nach zu lahmen Kohleausstiegsplänen versuchte Scholz an sich abperlen zu lassen: Tempo komme nicht nur von Zielen, sondern von Gesetzen.

Als Scholz doch noch zum Thema Geldwäsche gefragt wurde, nämlich von Baerbock, konnte er in Ruhe aufzählen, was die Regierung bereits alles gemacht habe. Staatstragend wies Scholz auf die Gemeinsamkeit hin, dass alle ein Bündnis mit der AfD ausschlössen. „Und dann will ich auch keinen Hehl machen daraus, dass ich am liebsten natürlich eine Regierung bilden würde zusammen mit den Grünen.“

Annalena Baerbock

Baerbock zeigte in der Sozialpolitik Schnittmengen mit Scholz auf. Beim grünen Kernthema Klimaschutz warf sie Scholz und Laschet als den Vertretern der großen Koalition Tatenlosigkeit vor. „Wenn wir jetzt nichts tun, dann wird es in Zukunft unbezahlbar.“ 

Erneut stritten Baerbock und Laschet über die Bedeutung eines Verbots umweltschädlicher Technologien – für sie eine notwendige politische Leitplanke, aus seiner Sicht eine Innovationsbremse. „Ich frage mich, was mit Ihnen eigentlich los ist, Herr Laschet“, gab sich Baerbock entgeistert.

Insgesamt wirkte Baerbock ruhig und gut sortiert. Gezielte Stiche setzte sie insbesondere gegen Laschet. „Können Sie mal bitte bei den Fakten bleiben?“, forderte sie den CDU-Chef in der Neuauflage einer Debatte aus dem vorigen Triell um das Hartz-IV-System auf. 

Erneut setzte Baerbock neben der Klimapolitik Akzente vor allem im Sozialen – immer wieder verwies sie auf die schwierige finanzielle Lage alleinerziehender Eltern und auf Kinderarmut. Und wie ist das mit Jamaika oder Schwarz-Grün nach der Wahl? Baerbock äußerte sich skeptisch zu einem möglichen Bündnis mit der Union. Aus ihrer Sicht sei es Zeit, „dass die Union in die Opposition geht“. Das sagte Scholz zuvor ähnlich.

Reaktionen vor Ort

Die Teams feierten direkt nach der Sendung vor Ort ihre jeweils eigenen Kandidaten. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Olaf Scholz hat wieder einmal überzeugt in diesem Triell, er ist der klare Sieger.“ Anhand der Themen sei deutlich geworden, dass es viel Überschneidung zwischen SPD und Grünen gebe. „Aber natürlich kämpft jeder jetzt für sich.“ 

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak sagte der dpa über Laschet: „Er war der einzige mit Kanzlerformat, und er war der einzige, der über die Menschen gesprochen hat, die jeden Tag aufstehen, arbeiten und Steuern zahlen.“ Und Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner meinte: „Annalena Baerbock hat Armin Laschet sehr gut auseinandergenommen, und Olaf Scholz wirkte so ein bisschen wie ein Sidekick dabei.“

© dpa-infocom, dpa:210920-99-282853/5


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