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Wintersport-Check: Starke Skispringer und Alpine

Karl Geiger glänzte bei der Heim-WM. Foto: Daniel Karmann/dpa
Karl Geiger glänzte bei der Heim-WM. Foto: Daniel Karmann/dpa

Die deutschen Wintersportler machen ein Jahr vor Olympia in Peking eine Saison mit Höhen und Tiefen durch. Für Höhepunkte sorgen Skispringer und Skirennfahrer, woanders ist die Weltspitze vorbeigezogen.

Berlin (dpa) – Die goldenen Zeiten im Biathlon, Eisschnelllauf oder der Nordischen Kombination sind vorbei.

Ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen in Peking erlebten die einstigen Medaillengaranten bei ihren Saison-Höhepunkten in diesem Winter viele Enttäuschungen. Dafür gibt es in anderen Bereichen jede Menge Grund zur Hoffnung: Sowohl auf den Alpin-Hängen, der Skisprungschanze oder im Eiskanal sind die Deutschen in der Weltspitze dabei. Die Deutsche Presse-Agentur macht kurz vor dem Ende der Saison den Olympia-Formcheck.

SKI ALPIN: Deutschlands Skirennfahrer haben in diesem Winter vor allem bei der WM gezeigt, dass sie als Außenseiter auch mal für große Überraschungen sorgen können. Neben den drei Silbermedaillen war im Weltcup der einzige Saisonsieg durch Slalomfahrer Linus Straßer der Höhepunkt. Außerdem zeigte Alexander Schmid, dass er der Weltspitze näher kommt. Zur großen Ski-Nation wird Deutschland dadurch freilich nicht. Wenn die Athleten aber ihre Form über den Sommer bewahren und vor allem Abfahrts-Ass Thomas Dreßen nach seiner Verletzung wieder topfit wird, ist das Team auch im Olympia-Winter für Erfolge gut.

BIATHLON: Zwei Silbermedaillen waren für die Ansprüche der Skijäger bei der WM im slowenischen Pokljuka viel zu wenig. Nur einmal hatte es zuvor seit der Wiedervereinigung so wenige Medaillen gegeben. Ein Jahr vor den Winterspielen in Peking gibt es einige Sorgen, vor allem der fehlende Nachwuchs bereitet den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Routinier Arnd Peiffer (33) war in diesem Winter bei den Männern am stärksten, Denise Herrmann (32) musste ihre Hoffnungen auf den Sieg im Gesamtweltcup schnell aufgeben. Den Biathleten fehlte es insgesamt an Konstanz, die Leistungen schwankten zu stark, auch wenn es in der Vorwoche in Nove Mesto zu einem Sieg der Männerstaffel reichte.

SKISPRINGEN: Die Skispringer sind absolute Großereignis-Experten. Bei der Heim-WM in Oberstdorf trumpfte Lokalmatador Karl Geiger mit vier Medaillen in vier Wettbewerben auf – darunter zweimal Gold. Die DSV-Springer zeichnen sich durch starke Einzelkönner wie Geiger oder Markus Eisenbichler aus, aber auch durch ihre Team-Power. Schwächelt ein Leistungsträger oder fällt verletzt aus, liefert ein anderer Top-Platzierungen bei WM und Olympia. Mit Blick auf Peking muss Bundestrainer Stefan Horngacher um seine Athleten nicht bange sein.

NORDISCHE KOMBINATION: Mit zwei WM-Medaillen waren die Kombinierer nicht zufrieden. Im Weltcup konnten sie zwar punktuell glänzen, um Dauersieger Jarl Magnus Riiber herauszufordern, waren aber vor allem die Leistungen auf der Skisprungschanze oft zu schwach. Die Zeiten, in denen die Schützlinge von Bundestrainer Hermann Weinbuch bei Großereignissen Gold in Serie einheimsen, scheint erst einmal vorbei. „Wenn man die Weltspitze anschaut, muss man die Ansprüche wahrscheinlich ein bisschen zurückschrauben“, sagte Weinbuch.

LANGLAUF: Im Kampf um Medaillen spielen die deutschen Langläufer weiterhin keine Rolle. Bei der WM blieben die Sportlerinnen und Sportler von Teamchef Peter Schlickenrieder häufig hinter den Erwartungen zurück. „Wir haben gedacht, dass der eine oder andere Athlet schon weiter ist“, sagte Schlickenrieder. Die Hoffnung für Olympia ist nun, dass sich die Langläufer zumindest so verbessern, dass sie in den Teamwettbewerben konkurrenzfähiger sind.

BOB: Bei der Heim-WM in Altenberg haben die Deutschen erneut dominiert. Vor allem Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich ist nicht zu stoppen. Auch Johannes Lochner schaffte es mit eher durchwachsenen Leistungen im Zweier und Viererbob aufs Podest, mit Blick auf Peking muss er noch zulegen. Bei den Frauen war die erfahrene Kaillie Humphries aus den USA im Zweierbob und bei der WM-Premiere im Monobob nicht zu schlagen. Die vier deutschen Pilotinnen sind jedoch nah dran und liefern sich ein internes Duell auf Weltklasse-Niveau. Materialtechnisch und auch bei den Startleistungen sind sie schon besser. Allerdings fehlen noch Sicherheit und Konstanz an den Lenkseilen.

RODELN: Vier WM-Titel, zwei Weltcup-Gesamtsiege und ein strahlender Felix Loch, der acht von neun Weltcuprennen gewann, aber den WM-Titel mit Platz zwei knapp verpasste – die deutschen Rodler zeigten sich in der abgelaufenen Saison in verbesserter Form. Für eine großartige Leistung sorgten Natalie Geisenberger und Dajana Eitberger. Nach einem Jahr Babypause kehrten beide im Gesamtklassement aufs Podium zurück. Geisenberger gewann die Weltcupserie, Eitberger kam auf Platz drei. „Ich kann stolz darauf sein, was ich in dieser Saison erreicht habe“, sagte Geisenberger nach einem anstrengenden Winter.

SNOWBOARD: Die Fahrerinnen von Snowboard Germany sind seit einigen Jahren Weltklasse und aktuell sogar das Maß der Dinge. Auch wenn Parallel-Riesenslalom-Weltmeisterin Selina Jörg nach diesem Winter ihre Karriere beendet, schmälert das die Podesterwartungen für die Olympia-Saison nur gering. Ramona Hofmeister ist die Nummer eins im Weltcup und auch Cheyenne Loch hat die Klasse für ganz vorn. Aufholen müssen die männlichen Raceboarder. Im Freestyle haben die jungen Annika Morgan, Andre Höflich und Leon Vockensperger in dieser Saison gezeigt, dass nicht mehr viel fehlt zur absoluten Weltspitze.

SKELETON: Mit zwei WM-Titeln für Tina Hermann und Christopher Grotheer sowie zwei weiteren Medaillen haben die Skeletonis in Altenberg ihr Soll übererfüllt. Neu-Cheftrainer Christian Baude hatte nur zwei Medaillen als Vorgabe angepeilt. Allerdings leisteten sich viele Favoriten eine Menge Patzer. In Peking wird die Dichte der Weltklasse größer werden. Vor allem die Russen um Ex-Bundestrainer Dirk Matschenz, der nach seiner Entlassung beim deutschen Verband nun seine Expertise dort weitergibt, werden immer stärker.

EISSCHNELLLAUF: Die Deutschen habe ihr Tief noch nicht überwunden. In einer auf vier Veranstaltungen beschränkten Kurz-Saison in der Blase von Heerenveen waren selbst Top-10-Platzierungen Mangelware. Lichtblick war der dritte EM-Rang von Joel Dufter bei der Sprint-EM, vier Wochen später konnte der Inzeller bei der WM ähnliche Form aber nicht nachweisen. Auch der sonstige Medaillengarant Patrick Beckert kam mit dem veränderten Saisonablauf nicht gut zurecht. Bezeichnend für die Situation in der einstigen Erfolgssportart: Die inzwischen 49 Jahre alte Claudia Pechstein sorgte mit Top-10-Plätzen im Massenstart und im 5000-Meter-Rennen für die besten WM-Resultate.

SHORTTRACK: Anna Seidel weckte Hoffnungen: Gleich drei Medaillen bei der EM in Danzig waren ein Novum. Um so bitterer, dass sich die Dresdnerin beim Training vor der WM in Dordrecht einen Bruch des Schien- und Wadenbeins zuzog und operiert werden musste. Das verbliebene Trio schlug sich achtbar und erkämpfte durch Christoph Schubert über 1500 Meter sogar eine Top-10-Platzierung.

© dpa-infocom, dpa:210308-99-734516/3

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