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Keine Tore: Schottland wehrt einfallslose Engländer ab

Der Schotte John McGinn (l) ist im Zweikampf vor Raheem Sterling am Ball. Foto: Facundo Arrizabalaga/Pool EPA/AP/dpa
Der Schotte John McGinn (l) ist im Zweikampf vor Raheem Sterling am Ball. Foto: Facundo Arrizabalaga/Pool EPA/AP/dpa

Englands hochgelobte Offensive bleibt auch im zweiten EM-Spiel weitgehend blass. Dennoch können die Three Lions für die nächste Runde planen. Die Schotten feiern das Remis beim Erzrivalen wie einen Sieg.

London (dpa) – Schottlands Fans feierten nach dem Abpfiff eine minutenlange Party auf den Rängen, die meisten englischen Anhänger suchten schnell den Ausgang.

Im Dauerregen von London bejubelten die Anhänger der Bravehearts das 0:0 beim Erzrivalen wie einen Sieg und feierten ihre Mannschaft mit lauten Sprechchören. Während die Engländer die erste Delle bei dieser Fußball-EM abbekamen und den vorzeitigen Sprung ins Achtelfinale verpassten, dürfen die Schotten dank des überraschenden Punktgewinns ebenfalls weiter vom Einzug in die K.o.-Phase träumen. Dafür brauchen sie in ihrem letzten Gruppenspiel am Dienstag gegen Kroatien aber auf jeden Fall einen Sieg. England spielt zeitgleich gegen Tschechien.

Spiel „hart“ und „schwierig“

„Kompliment an Schottland, sie haben sehr gut verteidigt“, sagte Englands Kapitän Harry Kane nach dem wenig glanzvollen, aber durchaus spannenden Klassiker im Wembley-Stadion. Das Ergebnis gehe „in Ordnung“, weil sein Team „nicht die beste Leistung“ gezeigt und sich „nicht genug Chancen“ erarbeitet hätte. Das Spiel sei „hart“ und „schwierig“ gewesen. „Wir wollten dagegenhalten und das überstehen“, sagte der zum Man of the Match gekürte schottische Mittelfeldmann Billy Gilmour. Und das war dem Außenseiter auch gelungen.

Schon vor Beginn der 115. Auflage des Evergreens war die Stimmung aufgeladen. Die Nationalhymne der Schotten begleitete der Großteil der bis zu 22 500 Zuschauer mit gellenden Pfiffen. Als die Spieler beider Teams unmittelbar vor dem Anpfiff wie zuvor angekündigt für einen Moment auf den Rasen knieten, um ein gemeinsames Zeichen gegen Diskriminierung und Rassismus zu setzen, gab es überwiegend Applaus, aber auch wieder einige Buhrufe.

Auf dem Platz übernahmen die favorisierten Engländer früh die Kontrolle. John Stones hätte nach elf Minuten fast für die Führung gesorgt, traf nach einer Ecke per Kopf aber nur den Pfosten. Zwei Minuten später schob Mason Mount den Ball aus kurzer Distanz am Tor vorbei. Das war’s für längere Zeit aber auch schon an guten Chancen. Die Three Lions, deren Startelf im Schnitt 25 Jahre und 31 Tage alt und damit die bislang jüngste der Engländer in einer WM- oder EM-Partie war, hatten mehr Ballbesitz, im Spiel nach vorne aber kaum Ideen. Ihr Auftritt erinnerte an das 1:0 gegen Kroatien zum Start, bei dem sie auch schwungvoll begonnen und dann nachgelassen hatten.

Schottland kampfstark

Die Schotten setzten weitgehend auf ihr Bollwerk um den von einer Verletzung genesenen Arsenal-Profi Kieran Tierney in der Defensive, auf Kampf und Leidenschaft, hin und wieder aber auch auf offensive Akzente. Wie in der vierten Minute, als ein Schuss von Ché Adams nach feiner Kombination gerade noch geblockt wurde. Oder in der 30. Minute, in der Englands Keeper Jordan Pickford stark gegen Stephen O’Donnell parierte. Mit zunehmender Dauer der ersten Hälfte wirkten die Gäste mutiger – und die englischen Fans unzufriedener.

Auch die zweite Hälfte begannen die Engländer flott, richtig gefährlich wurden sie dabei aber selten. Mount scheiterte per Flachschuss an Schottlands Schlussmann David Marshall (48.), Reece James schoss aus aussichtsreicher Position weit drüber (55.). Dann war der Rechtsverteidiger vom FC Chelsea hinten gefordert, rettete bei einem Versuch von Lyndon Dykes spektakulär auf der Linie (62.).

Das Spiel blieb spannend, England vorne aber über weite Strecken zu einfallslos. Coach Gareth Southgate versuchte die Offensive der Hausherren mit frischem Personal anzukurbeln, brachte erst Jack Grealish und dann Marcus Rashford für die glücklosen James Foden und Kane. Dortmunds Jadon Sancho, der anders als beim ersten Spiel gegen Kroatien diesmal immerhin im Kader der Engländer stand, blieb aber auf der Bank. In der 78. Minute hätte Adams fast noch für den Sensationssieg der Braveherats gesorgt, schoss aber drüber. So endete die Neuauflage des ältesten Fußball-Duells der Welt letztlich wie seine Premiere vor 149 Jahren in Glasgow: 0:0.

© dpa-infocom, dpa:210618-99-55175/3

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