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Mann für „ganz großen Sieg“? – Nils Politt erstmals WM-Kapitän

Nils Politt formt nach seinem Tagessieg bei der Tour de France mit den Händen im Ziel ein Herz. Foto: David Stockman/BELGA/dpa
Nils Politt formt nach seinem Tagessieg bei der Tour de France mit den Händen im Ziel ein Herz. Foto: David Stockman/BELGA/dpa

Tour-Coup, Deutschland-Tour-Triumph: Nils Politt ist der Star des deutschen Radsports 2021. Nun wartet ein brisantes Double auf den Kölner. Vor dem WM-Rennen wird er mit einem Vertrauensvorschuss ausgezeichnet.

Ungläubiges Kopfschütteln, die Hände zu einem Herz geformt und dann der Gefühlsausbruch: Die überwältigenden Bilder von Nils Politt aus Nimes sind in der Radsport-Szene unvergessen.

Geht es nach dem deutschen Team, soll es für den Tour-de-France-Tagessieger bei der Straßenrad-WM in Flandern am Sonntag (ab 10.20 Uhr/Eurosport) wieder ähnlich laufen.

Der 27 Jahre alte Kölner führt den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) erstmals als WM-Kapitän an und will nach dem emotionalen Gold-Schlusspunkt von Tony Martin auf dem 267,7 Kilometer langen Kurs für ein weiteres deutsches Highlight sorgen.

„Nils fährt seine beste Saison“

„Er ist auch mal gut für einen ganz großen Sieg, in Richtung eines Klassikers. Nils fährt seine beste Saison. Die Binde hat er sich auf jeden Fall verdient“, sagte Bora-hansgrohe-Teamchef Ralph Denk vor dem knallharten Flandern-Rennen von Antwerpen nach Löwen der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Tour-Etappensieg und Gesamttriumph bei der Deutschland-Tour ist die Marschroute klar: Nils Politt fährt aus einer Außenseiterrolle heraus auf die Medaille, auf die der BDR im Straßenrennen schon seit André Greipel 2011 wartet.

„Ich soll das deutsche Team anführen, das wurde mir so gesagt. Das ist für mich eine große Ehre, zumal wir ein sehr starkes Team haben mit Max Schachmann, Pascal Ackermann, John Degenkolb und Georg Zimmermann“, sagte Nils Politt dem Kölner Stadt-Anzeiger und nannte damit auch seine zahlreichen Helfer.

In Klassikerspezialist Schachmann, Routinier Degenkolb und Sprinter Ackermann ist das deutsche Team vielseitig aufgestellt – vollenden soll aber Politt, der für seine couragierte Fahrweise und seine furiosen Antritte im Feld gefürchtet wird.

Der Sportliche Leiter Jens Zemke, der Nils Politt von Bora-hansgrohe bestens kennt, ist optimistisch. „Unsere Hoffnung liegt auf Nils, dass er einen guten Tag hat und wir ihn in die Ausgangslage bringen können. Er ist der Kapitän, das hat er sich auch verdient. Er ist topmotiviert“, sagte der Funktionär.

Zum engsten Favoritenkreis um Titelverteidiger Julian Alaphilippe aus Frankreich und Belgiens Lokalmatador Wout van Aert zählt Nils Politt zwar nicht, doch das kann renntaktisch auch von Vorteil sein.

Politt: Zähle mich „nicht zu den Top-Top-Favoriten“

„Was meine Chancen betrifft: Das ist schwer zu sagen. Ich habe mich in diesem Jahr schon selbst überrascht und die Rennen in Flandern liegen mir sehr“, sagte Nils Politt.

Er zähle sich „nicht zu den Top-Top-Favoriten“, beteuerte der Familienvater, für den gerade das große dreiteilige Saisonfinale läuft. Eschborn-Frankfurt ging für Bora-hansgrohe am vergangenen Sonntag schief, nun soll im WM-Rennen und bei seinem Lieblingsklassiker Paris-Roubaix am 3. Oktober ein furioses Ende des Jahres gelingen.

„Es war für mich die beste Saison, die ich als Profi bisher hatte. Die Saison hat mir Selbstbewusstsein gegeben. Ich bin motiviert. Zurzeit habe ich ziemlich viel Spaß am Radfahren“, sagte Nils Politt dem ZDF. Die gelungene Saison und die starken Resultate in den vergangenen Monaten stimmen den Kölner zuversichtlich, dass es beim rasanten Auf und Ab quer durchs radsportverrückte Flandern mit einem Coup klappen kann.

„Wenn der Kopf stimmt, dann stimmen die Beine. Das hab ich 2019 schon gehabt. Das habe ich dieses Jahr wieder zurückgefunden“, beschrieb Nils Politt. Wie populär er in seiner Heimat geworden ist, zeigte jüngst ein Foto auf seinen Social-Media-Kanälen: Der 1. FC Köln überraschte ihn mit einem Trikot mit Name und der Rückennummer 10 sowie einer Vereinsmitgliedschaft. Seinen Anhängern versicherte er aber direkt: „Keine Sorge, ich bleibe auf dem Rad und wechsel nicht die Sportart.“

© dpa-infocom, dpa:210923-99-324630/3



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