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Konzepte keine Garantie gegen Corona-Fälle im Sport

Christina Schwanitz hat an der Hallen-EM in Torun teilgenommen. Foto: Leszek Szymanski/PAP/dpa
Christina Schwanitz hat an der Hallen-EM in Torun teilgenommen. Foto: Leszek Szymanski/PAP/dpa

Die dritte Corona-Welle schürt auch Ängste bei den Topathleten. Je näher die geplanten Sommerspiele in Tokio rücken, desto weniger können sie sich eine Ansteckung und verlorene Trainingszeit leisten.

Selbst das beste Konzept schützt vor Corona-Fällen nicht: Auf dem schwierigen Weg zu den Olympischen Spielen machen immer mehr Spitzensportler diese Erfahrung.

So schreckte die Nachricht, dass das deutsche Team sieben positive Tests nach der Rückkehr von der Hallen-EM in Polen hat, die Leichtathleten auf. „Corona ist halt eine hinterhältige Krankheit“, sagte Kugelstoß-Ass Christina Schwanitz. Die große Frage, die sich alle mit Blick auf die Trainingslager und Tokio stellen, sei eben: „Was ist, wenn das einer in die Bubble rein trägt?“

Bei den Titelkämpfen am ersten März-Wochenende in Torun hatte es unter anderem von Schwanitz Lob für die Hygienemaßnahmen gegeben. „Ich bin nicht überrascht. Man kann sich das überall einfangen, selbst am Eingang zum Testzentrum vor einer Halle“, sagte die Bronzemedaillengewinnerin nun.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) meldete sieben Corona-Fälle bei Nachkontrollen in Deutschland unter den 48 Startern und 19 Betreuern – ohne Namen zu nennen. Bei den britischen Teilnehmern gab es nach einem Bericht von „The Times“ neun positive Tests. Dies habe eine „tiefe Besorgnis“ bei den Sportlern mit Blick auf die Sommerspiele in Tokio ausgelöst.

Wie der polnische Sender Radiozet auf seiner Webseite berichtete, seien auch unter den 35 niederländischen Leichtathleten neun Fälle festgestellt worden. Der Generaldirektor des Organisationskomitees, Krzysztof Wolszynski, verwies darauf, dass man ein rigoroses Hygienekonzept umgesetzt habe. Man habe aber darauf verzichtet, vor den Hotels Polizeistreifen zu platzieren, die das Verhalten der Sportler überwachen.

Bedenken nehmen zu

In Deutschland wachsen die Bedenken angesichts der massiv steigenden Infektionszahlen.

Die Sportler befürchten vor allem, dass eine Erkrankung in der Zeit vor Olympia sie völlig aus der Form bringen könnte. Fälle wie der von Weltklasse-Ringer Frank Stäbler – „Corona hat mich 20 Prozent meiner Leistungsfähigkeit gekostet“ – sind ihnen ein warnendes Beispiel.

Im Tischtennis gab es im Nachgang der beiden Turniere der neuen internationalen Serie Anfang März in Katar bislang keine bekannten Corona-Fälle im deutsche Team, aber Bundestrainer Jörg Roßkopf hatte damals gesagt: „Es graut einem fast, in die Trainingshalle zu gehen, so eng tummelt sich alles aufeinander.“

Ähnliche Erfahrungen machte der deutsche Athletensprecher und Fechter Maximilian Hartung jüngst beim Weltcup in Budapest. „Ich glaube, dass man Sportveranstaltungen ausrichten kann, dass es aber Verbesserungspotenzial gibt.“

„Man kann internationale Wettbewerbe recht sicher machen. In Budapest gab es allerdings einen Teilnehmerrekord. Es war zu voll“, sagte Hartung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Am Donnerstag meldete der Deutsche Fechter-Bund vier positive Corona-Tests nach der Rückkehr nach Deutschland.

Der 31 Jahre alte Hartung glaubt eher nicht daran, noch vor den Olympischen Spielen geimpft zu werden. „Die reduzierte Lieferprognose und der vorläufige Impfstopp von Astrazeneca sind schlechte Nachrichten.“

Trotzdem regte der Vorsitzende der Interessenvertretung Athleten Deutschland an, darüber zu sprechen, „wann in der Priorisierung Sportler an der Reihe sein können.“

„Letztendlich geht es darum, ob Deutschland während der Pandemie eine Mannschaft sicher zu den Olympischen Spielen in Tokio schicken will oder ob die Entscheidung über die Teilnahme und das Risiko bei uns Sportlern liegt“, so Max Hartung auch mit Blick auf das Vorgehen anderer Nationen im Wettlauf der Olympia-Teilnehmer um Impfungen.

Auch Handball und Wintersport betroffen

Zunehmend gebeutelt von Corona ist auch die Handball-Bundesliga und die 2. Fußball-Bundesliga. Im Handball sorgten positive Tests bei Rückkehrern aus der dänischen Nationalmannschaft für mehrere Quarantänen und eine Spielabsage.

Etwas einfacher und weniger anfälliger ist es bei den Wintersportarten unterm freiem Himmel, auch wenn es auch da immer wieder positive Fälle gibt.

Bei den Biathleten wurden vor dem Weltcupfinale an diesem Wochenende in Schweden rund 14 300 Tests seit Ende November durchgeführt, dabei traten 54 positive Fälle auf, nach denen eine Quarantäne nötig war.

Teilweise wurden aber auch ganze Delegationen isoliert und konnten nicht an Rennen teilnehmen. „Wir und die Sportler haben das Gefühl, dass es gut funktioniert“, sagte der deutsche Mannschaftsarzt Jan Wüstenfeld der Deutschen Presse-Agentur. Für die Eiskunstläufer wird die am Montag beginnende WM in Stockholm zum Praxis-Test.

IOC sieht Beweis

Seit September 2020 sind nach IOC-Angaben 270 Sport-Großveranstaltungen auf der Welt mit rund 30 000 Athleten veranstaltet worden – unter ihnen beispielsweise auch die Handball-WM in Ägypten.

„Keine einzige dieser Veranstaltungen ist zum Ausgangspunkt der Virus-Verbreitung geworden“, sagte Präsident Thomas Bach bei IOC-Session in der vergangenen Woche.

„Wir haben also den schlagenden Beweis, dass größere internationale Sportanlässe sicher organisiert werden können.“ Zudem werde sich bis zur Olympia-Eröffnung die Situation bei den Impfungen der Teilnehmer deutlich verbessern.

Derweil wird Japans Regierung den Corona-Notstand für die Olympia-Stadt trotz großer Sorgen vor einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen wie geplant am Sonntag aufheben. Die Opposition kritisierte die Entscheidung der Regierung als verfrüht.

© dpa-infocom, dpa:210318-99-873293/5

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