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Fußball bei Olympia: Dezimiertes Deutschland will in Tokio überraschen

Reist mit 18 Spielern nach Tokio: DFB-Coach Stefan Kuntz. Foto: Ina Fassbender/AFP POOL/dpa
Reist mit 18 Spielern nach Tokio: DFB-Coach Stefan Kuntz. Foto: Ina Fassbender/AFP POOL/dpa

Die deutschen Fußballer reisen mit einem Mini-Kader zu den Olympischen Spielen. Nur 18 statt der erlaubten 22 Spieler umfasst der Kader. Trainer Kuntz will aus der Not eine Tugend machen und setzt auf eine Trotzreaktion.

Mit einem verschworenen Häuflein von 18 Aufrechten machte sich Stefan Kuntz am Dienstag mit der Nationalmannschaft aus Deutschland auf den Weg zur Medaillen-Mission nach Olympia in Tokio.

Seine gute Laune und Zuversicht wollte sich der U21-Nationaltrainer durch die akuten Personalprobleme nicht nehmen lassen. „Es hätte mich natürlich gefreut, wenn der eine oder andere mehr mitgekommen wäre. Aber diese Jungs brennen für Olympia. Ich bin überzeugt, dass sie entsprechend Gas geben werden“, sagte Kuntz wenige Stunden vor dem Abflug über seinen Mini-Kader.

Mit nur 18 Spielern nach Tokio

Am Vortag hatte den 58-Jährigen die nächste Absage ereilt. Ismail Jakobs verzichtet wegen seines Wechsels vom 1. FC Köln zum französischen Erstligisten AS Monaco auf die Sommerspiele, weshalb nur 18 statt der erlaubten 22 Spieler den rund elfstündigen Flug antraten.

„Es ist enttäuschend, wenn du nicht die nötige Unterstützung erhältst. Letztlich ist es so, dass du mit diesem Kader auch begrenzt bist. Wenn irgendwas passiert, kann es dünn werden“, sagte der Sportliche Leiter Joti Chatzialexiou.

Eine Nachnominierung für Jakobs wird es nicht geben. „Wir mussten im Januar eine 100er Liste erstellen. Wir haben alle Spieler auf dieser Liste abtelefoniert. Diese 18 sind übrig geblieben“, sagte Stefan Kuntz. Mehr Profis ließen sich angesichts der bevorstehenden Bundesliga-Saison nicht finden.

„Einige Spieler wollten nicht, und dann haben wir einige Vereine, die mit der Unterstützung hinter dem Berg gehalten haben“, sagte Stefan Kuntz. „Ich finde, das ist kein optimales Zeichen. Es gibt sonst wohl keine Sportart, in der nicht alle möglichen Kaderplätze besetzt werden.“

Routinier Max Kruse kann die Absageflut ebenfalls nicht nachvollziehen. „Ich glaube, es wird ein einmaliges Erlebnis. Eine Olympia-Medaille in den Händen zu halten, ist für viele Sportler das Größte. So sollte es auch für uns Fußballer sein“, sagte der Offensivmann vom 1. FC Union Berlin und fügte mit Trotz in der Stimme hinzu: „Solange wir elf Leute auf den Platz bekommen, werden wir alles versuchen, die Goldmedaille zu holen. Die ist mehr Wert als jedes Geld.“

Diese Einstellung soll das Team durch das Turnier tragen und wurde vom Mannschaftsrat bei der Prämienverhandlung untermauert. „Die Jungs haben das erste Angebot angenommen und bekommen soviel wie die anderen Athleten. Denen geht es nicht um die Kohle, die wollen Olympia spielen“, lobte Stefan Kuntz. „Das war ein geiles Zeichen von der Mannschaft.“ Für Gold gibt es in Tokio 20.000 Euro.

Erstes Ziel: Olympisches Dorf

Zunächst muss das DFB-Team die schwere Vorrunde mit den Spielen gegen Olympiasieger Brasilien, Saudi-Arabien und die Elfenbeinküste überstehen.

„Unser Ziel ist erst einmal das Erreichen des Viertelfinales“, sagte Stefan Kuntz mit Blick auf die Olympia-Ziele der Fußball-Auswahl aus Deutschland. Dabei setzt er auf „eine gewisse Lockerheit und den Teamspirit“.

Bei einem Gruppensieg lockt der Umzug ins Olympische Dorf, über das die ehemaligen Handball-Stars Stefan Kretzschmar und Christian Schwarzer am Montag bei einem geselligen Abend manche Anekdote erzählten. Das Dorfleben wollen die Fußballer – wenn auch nur in abgespeckter Corona-Form – nun auch kennenlernen.

„Es sollte das Ziel sein, dass wir dorthin kommen. So gehen wir das auch an“, sagte Mittelfeldspieler Maximilian Arnold vom VfL Wolfsburg. An der nötigen Motivation ließ er keine Zweifel aufkommen: „Für uns ist es eine Auszeichnung, bei Olympia zu spielen. Wir haben alle Bock darauf.“

© dpa-infocom, dpa:210713-99-365927/4

Nr Name Geb. Verein
Torhüter
12 Svend Brodersen 22.03.1997 Yokohama FC
1 Florian Müller 13.11.1997 VfB Stuttgart
22 Luca Plogmann 10.03.2000 SV Werder Bremen
Defensive
2 Benjamin Henrichs 23.02.1997 RB Leipzig
5 Amos Pieper 17.01.1998 DSC Arminia Bielefeld
3 David Raum 22.04.1998 TSG 1899 Hoffenheim

Keven Schlotterbeck 28.04.1997 SC Freiburg
15 Jordan Torunarigha 07.08.1997 Hertha BSC
4 Felix Uduokhai 09.09.1997 FC Augsburg
Offensive

Ragnar Ache 28.07.1998 Eintracht Frankfurt
11 Nadiem Amiri 27.10.1996 Bayer 04 Leverkusen
8 Maximilian Arnold 27.05.1994 VfL Wolfsburg
10 Max Kruse 19.03.1988 1. FC Union Berlin
18 Eduard Löwen 28.01.1997 VfL Bochum
13 Arne Maier 08.01.1999 Hertha BSC
7 Marco Richter 24.11.1997 FC Augsburg
17 Anton Stach 15.11.1998 SpVgg Greuther Fürth
9 Cedric Teuchert 14.01.1997 1. FC Union Berlin
Trainer

Stefan Kuntz 30.10.1962



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