Fußball

Thomas Müller hat Lust: Mit Salami-Taktik zum EM-Comeback

Thomas Müller steht einer Rückkehr in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft aufgeschlossen gegenüber. Foto: Sven Hoppe/dpa-POOL/dpa
Thomas Müller steht einer Rückkehr in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft aufgeschlossen gegenüber. Foto: Sven Hoppe/dpa-POOL/dpa

Thomas Müller hat sich den 15. Juni offenbar schon rot im Kalender angestrichen. Ziemlich offen redet der Ex-Weltmeister mittlerweile über seinen Comeback-Wunsch für diesen Sommer im DFB-Trikot. Die Signale von Bundestrainer Joachim Löw können ihn zumindest ermutigen.

Joachim Löw macht die Tür für ein EM-Comeback wie mit den Zehenspitzen immer noch ein bisschen weiter auf und Thomas Müller lässt längst keine Zweifel mehr aufkommen, dass er schon bald mit Schwung durch diese hindurchmarschieren will.

„Ich habe Lust, im nächsten Sommer nach Titeln zu jagen. Was dann am Ende passiert, das werden wir sehen“, sagte der bislang 100-malige Nationalspieler nach dem 4:2 des FC Bayern München gegen Borussia Dortmund bei Sky über eine von niemandem mehr ausgeschlossene Rückkehr ins DFB-Trikot.

Genau zwei Jahre nach der damals sensationellen Ausbootung von Thomas Müller und seinen Weltmeister-Kollegen Mats Hummels und Jérôme Boateng verfolgt die Dauer-Debatte den Bundestrainer unverändert.

Mit seinen jüngsten Interview-Aussagen hat Joachim Löw ihr nun selbst nochmal richtig Fahrt gegeben. Auch als Tribünengast beim Gipfeltreffen weichte er seine Wortwahl im Sinne von Thomas Müller wieder ein bisschen auf.

„Einen Umbruch sollte man nicht völlig abbrechen“, meint Joachim Löw weiterhin. Dass man ihn aber unterbrechen kann, ist mittlerweile seine offizielle Sprechweise. Die EM sei „ein eigener Wettbewerb, und selbstverständlich ist es unsere Aufgabe, die besten Spieler, die es gibt, und die beste Mannschaft mitzunehmen, um den größtmöglichen Erfolg zu garantieren“.

Verbale Salami-Taktik

Substanziell unterscheidet sich das nicht von Löws früheren Aussagen. Denn eine mögliche Notfall-Reaktivierung hatte der 61-Jährige nie komplett ausgeschlossen, auch wenn das manche in der allgemeinen Aufgeregtheit des Themas nicht bemerkten.

Nur der Konjunktiv verabschiedet sich eben langsam aus dem Vokabular von Joachim Löw. Es wirkt beinahe, als solle mit der verbalen Salami-Taktik die Selbstverständlichkeit einer Rückkehr irgendwann als logisch erscheinen.

Entsprechend mutiger wird Thomas Müller, der offenbar der Auserkorene aus dem Oldie-Trio ist. „Ob beim Champions-League-Finale – das ganz klar unser Ziel ist – für mich terminlich Schluss ist oder nicht, das schauen wir dann“, so der Routinier.

„Aber die Lust ist groß, bei den Jungs dieser Generation auch mitzumachen“, fügte der 31-Jährige im TV-Interview an und witzelte wie zum Beweis mit dem neben ihm stehenden Leon Goretzka als Vertreter der viel beschworenen 95er-Generation, die Müller, Hummels und Boateng fußballerisch obsolet machen sollte.

Müller mit den besten Chancen

Obwohl die Not in der Abwehr eigentlich größer ist, hat Motivator und Spaßvogel Müller als offensive Kraft die deutlich besseren Karten als Mats Hummels und Jerome Boateng, der nach einer Kapselzerrung im linken Knie gegen den BVB erstmal pausieren muss.

Joachim Löw hat schon postuliert, dass er für die anspruchsvolle Turnieraufgabe den Schlüssel im Angriff sieht. Die Abwehr will er um den viel kritisierten Niklas Süle (Jahrgang 95) mit gezielter Vorbereitung schon turniertauglich machen.

In der Causa Müller bleibt die von allen unbeantwortete Frage, wer denn dann für den WM-Veteranen von Rio 2014 weichen soll? Die Flügelflitzer Serge Gnabry und Leroy Sané? Wohl kaum. Oder ist Müller der Mann für die Zentrale und damit Konkurrent für den derzeit überragenden Ilkay Gündogan oder Leon Goretzka?

Mit dem bei Chelsea abgetauchten Kai Havertz plant Löw jedenfalls nur noch als Backup für besondere Momente. Für Müller müsste er hingegen einen Stammplatz finden, wenn es am 15. Juni gegen Weltmeister Frankreich in die EM geht. Nur als Gute-Laune-Onkel kann dieser nicht zurückkommen, das hat der Bundestrainer schon verdeutlicht.

Ins Detail möchte Thomas Müller, jetzt wo die Dinge immer besser für ihn stehen, offenbar aber noch gar nicht gehen. Wenn es nach ihm geht, kann bis zur Nominierung im Mai ein bisschen Ruhe in der Debatte einkehren.

Das wäre ganz gewiss auch im Sinne von Joachim Löw. „Jetzt haben wir es von beiden Seiten angesprochen, dass alles möglich ist. Dementsprechend können wir da auch einen Haken dahinter machen“, sagte Thomas Müller am späten Samstagabend im ZDF.

© dpa-infocom, dpa:210307-99-721180/3

Beachten Sie auch: Aussagen Joachim Löw vom 28. Februar 2021


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