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Corona-Unterschiede in Europa: Geisterspiele und volle Stadien

Wie hier beim FC Everton darf in England weiter vor vollen Zuschauerrängen gespielt werden. Foto: Jon Super/AP/dpa
Wie hier beim FC Everton darf in England weiter vor vollen Zuschauerrängen gespielt werden. Foto: Jon Super/AP/dpa

Nicht nur in Deutschland beeinträchtigen die hohen Inzidenzzahlen den Spielbetrieb im Fußball und anderen Sportarten. Doch in Europas Top-Ligen gibt es extreme Unterschiede bei der Stadionauslastung.

Weiter volle Stadien in der englischen Premier League, null Zuschauer in den Niederlanden und in Österreich:

Entsprechend der derzeitigen Inzidenz-Zahlen in der Corona-Pandemie gibt es in Europas Fußball-Ligen riesige Unterschiede im Umgang mit den Zuschauer-Beschränkungen.

Die Korrespondenten der Deutschen Presse-Agentur schildern die jeweilige Situation.

England:

Hier darf weiter vor vollen Zuschauerrängen gespielt werden. Nach den Regeln der Premier League müssen Stadionbesucher aber einen Impf- oder Genesenenstatus nachweisen oder einen Coronatest vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist.

Die Entscheidung darüber, wer ins Stadion darf und wer nicht, liegt letztlich bei den Clubs selbst. Auch für die noch im Dezember beginnende Darts-Weltmeisterschaft in London darf die volle Anzahl von Tickets verkauft werden.

Nachdem das Turnier 2020 ohne Publikum stattfinden musste, dürfen damit bis zu 3000 Zuschauer im Alexandra Palace feiern. Dass sich die Fans bei ausgiebigem Bierkonsum Gedanken über Masken oder Sicherheitsabstand machen, scheint unwahrscheinlich.

Italien:

Die Stadien dürfen nach Angaben des Fußballverbands FIGC bislang zu 75 Prozent gefüllt sein. Am 6. Dezember treten jedoch weitere Regelungen in Kraft, die die Regierung von Mario Draghi schon Ende November beschlossen hatte.

Ab dann gilt für die Fans die 2G-Regel, es darf nur noch rein, wer nachweislich geimpft oder genesen ist. Bezüglich einer Impfpflicht für die Fußball-Profis gab es bislang keine weiteren Vorstöße. Das sei „ein sehr sensibles Thema“, sagte ein FIGC-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Verbandspräsident Gabriele Gravina hatte zuvor eine Impfpflicht ins Spiel gebracht.

Nach einer Sitzung des Verbandsvorstandes sagte er, diese Option sei im Kampf gegen Corona möglich. Etwa vier bis fünf Prozent der Profis hätten noch keinen gültigen Impfnachweis – auch, weil sie ein nicht in der EU anerkanntes Vakzin erhalten hatten.

Spanien:

Trotz steigender Corona-Zahlen gibt es keine spezifischen Einschränkungen für Sportveranstaltungen. Geisterspiele im Fußball sind nicht geplant. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt derzeit bei knapp 120.

Der Corona-Pass (3G-Regel) wird jedoch für den Besuch von Restaurants, Nachtlokalen und größeren Veranstaltungen in Innenräumen in immer mehr Regionen des Landes Pflicht. Dies dürfte auch den Hallensport betreffen. Sieben von 17 Gemeinschaften, die in etwa deutschen Bundesländern entsprechen, haben dies bereits beschlossen, nur drei eine solche Maßnahme vorerst ausgeschlossen.

Angesichts einer Impfquote von fast 80 Prozent dürfte eine Pflicht zur Vorlage eines Corona-Passes aber keine dramatischen Folgen haben.

Frankreich:

Die Ligue 1 blickt mit Sorge auf die steigenden Infektionszahlen. Seit Freitag greift in den Stadien wieder eine Maskenpflicht, eine Diskussion über reduzierte Zuschauerzahlen aber gibt es noch nicht.

Wie die Regierung kürzlich erklärte, solle die Bevölkerung vor einer Verbreitung des Virus geschützt werden, Training und Wettkämpfe im Sport aber sollten aufrechterhalten werden. Eine Maskenpflicht gilt auch für Sportlerinnen und Sportler in den Arenen, sobald sie den Sport nicht ausüben.

Schweiz:

Bei großen Sportveranstaltungen gilt die 3G-Regel. Die Regierung hat aber eine Verschärfung vorgeschlagen, die schon nächste Woche in Kraft treten könnte: Dann müssten in Innenräumen wie Eishockeyhallen Masken getragen werden. In Fußballstadien gilt die 3G-Regel ab 1000 Zuschauern. Diese Grenze soll auf 300 gesenkt werden. Diese Entscheidung soll Freitag fallen.

Tschechien:

Seit der Ausrufung des Corona-Notstands am 26. November dürfen nur noch maximal 1000 Zuschauer und Teilnehmer in Sportstadien sein. Es gilt die 2G-Regel. Nur für die Profis reicht auch ein Test. Für Amateurwettbewerbe gibt es eine Begrenzung auf 100 Menschen im Stadion.

Trotz der finanziellen Einbußen haben sich die Profi-Verbände für eine Fortsetzung sowohl der Fußball- als auch der Eishockey-Saison entschieden. An der Entscheidung der Regierung gab es aber auch Kritik. Vikoria-Pilsen-Trainer Pavel Vrba sagte, die Einschränkungen für Geimpfte erschienen ihm „unlogisch“.

Niederlande:

Nach der Verhängung eines Teil-Lockdowns hat am 14. November das vorerst letzte Fußballspiel vor Zuschauern stattgefunden. Wettkämpfe dürfen seitdem generell nur ohne Publikum ausgetragen werden. Dies gilt sowohl für den Amateur-, als auch den Profisport.

Seit einer Verschärfung der Maßnahmen, die am Sonntag in Kraft trat, müssen alle Sportstätten zwischen 17.00 und 05.00 Uhr geschlossen bleiben – davon ausgenommen sind Training und Wettkämpfe im Profisport. Der niederländische Fußballverband KNVB appellierte an die Regierung, auch im Bereich der Amateure Ausnahmen zu erlauben. Rund 1,2 Millionen Amateure hätten sonst unter der Woche kaum Trainingsmöglichkeiten.

Polen:

Seit Juni dürfen auf den Zuschauertribünen der Stadien 50 Prozent der Plätze vergeben werden. Geimpfte werden bei dieser Obergrenze nicht mitgezählt. Da es in Polen jedoch keine rechtliche Grundlage dafür gibt, dass Veranstalter Besucher zum Vorzeigen eines Impfnachweises zwingen können, ist diese Regelung eher Theorie.

Für kleinere Sportveranstaltungen gelten seit dem 1. Dezember neue Begrenzungen. Zu Wettkämpfen und Sportereignissen, die außerhalb von Stadien oder anderen Anlagen stattfinden, dürfen maximal 250 Personen zusammenkommen.

Österreich:

Die Geisterspiele sind seit Beginn des Lockdowns am 22. November in der Fußball-Bundesliga zurück. Auch andere Veranstaltungen im Spitzensport wie zum Beispiel im Tennis gehen nur noch ohne Zuschauer über die Bühne. Alle Sporthallen sind geschlossen. Ausnahmen gibt es für Spitzensportler und den Behindertensport.

Sport im Freien ist möglich, wobei die Ausübung nur mit Personen aus eigenen Haushalt sowie dem Lebenspartner und engsten Angehörigen stattfinden darf. Die Maßnahmen sind zunächst bis zum 12. Dezember befristet. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass es auch danach bei den Geisterspielen bleibt.

Dänemark:

Fußballspiele vor ausverkauftem Haus – das ist in Dänemark trotz ähnlich hoher Inzidenz wie derjenigen in Deutschland nach wie vor möglich.

Die Dänen setzen bei Außenveranstaltungen mit über 1000 Zuschauern wie auch in ganz vielen anderen Situationen auf das Vorzeigen des Corona-Passes: Damit kann man beim Einlass auf seinem Smartphone nachweisen, dass man geimpft, genesen oder negativ getestet worden ist.

Mund-Nasen-Schutz muss man dann auf den Rängen nicht tragen: Eine Maskenpflicht wurde am Montag nur für öffentliche Verkehrsmittel und beim Einkaufen wieder eingeführt. Allerdings herrscht nun erstmal Winterpause in der dänischen Superliga. Weiter geht es erst Mitte Februar – und bis dahin kann die Corona-Situation wieder ganz anders aussehen.

© dpa-infocom, dpa:211201-99-220684/3



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