Fußball

Drei Siege in WM-Quali als Pflicht: Keine Ruhe für Joachim Löw

Bundestrainer Joachim Löw hat drei Siege in den anstehenden WM-Qualifikationsspielen zur Pflicht erklärt. Foto: Federico Gambarini/dpa
Bundestrainer Joachim Löw hat drei Siege in den anstehenden WM-Qualifikationsspielen zur Pflicht erklärt. Foto: Federico Gambarini/dpa

Natürlich geht es bei den ersten Länderspielen des Jahres weiter um den Bundestrainer. Die Debatten um seine Nachfolge und eine mögliche Rückkehr von Müller und Hummels sind für Löw aber Randthemen.

In einem gemütlichen Schaukelstuhl für Pensionäre sieht sich Joachim Löw so bald nicht: Vielmehr hat der im Sommer scheidende Bundestrainer vor dem ersten Treffen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem 0:6-Debakal gegen Spanien die Prioritäten für seine letzte DFB-Mission klar benannt.

Der 61-Jährige richtet alles auf die Europameisterschaft aus, obwohl er ein Turnier in zwölf Ländern in der aktuellen Virus-Lage für „nicht ganz so einfach vorstellbar“ hält: Als Trainer überlege er als allererstes, „wie kann man den größtmöglichen Erfolg garantieren“, so Joachim Löw. Drei Siege in den anstehenden WM-Qualifikationsspielen hat Löw zur Pflicht erklärt, auch wenn er selbst diesen Wettbewerb dann nicht mehr weiterführen wird.

Zudem entscheide die Mannschaft mit ihren Auftritten am Donnerstag in Duisburg gegen Island, dann in Rumänien und wieder in Duisburg gegen Nordmazedonien selbst mit, ob sie bei der EM-Endrunde die eigentlich aussortierten Ex-Weltmeister Thomas Müller (31) und Mats Hummels (32) doch noch einmal als Führungskräfte für die EM-Endrunde braucht oder nicht, wie Löw verdeutlichte.

Er müsse seine 26 eingeladenen Spieler „nochmal rausfordern“, sagte Joachim Löw vor der Zusammenkunft am Montag in Düsseldorf und ergänzte in der Sendung Heute im Stadion bei Bayern 1: „Man muss einfach sehen, auf welcher Position brauchen wir eine Verstärkung, einen Spieler, der in dem Mannschaftsteil vielleicht die anderen führen kann.“

Erster Anwärter dafür ist Thomas Müller. Auch beim 4:0 seiner Bayern gegen Stuttgart präsentierte sich der Routinier als ständiger Antreiber, Tore-Vorbereiter und Chef auf dem Platz.

Die endgültige Entscheidung werde er vor der Vergabe der 23 persönlichen EM-Tickets im Mai fällen, wiederholte Joachim Löw nochmals. „Wenn ich dann das Gefühl habe, dass der eine oder andere Spieler uns hilft, dann werde ich mich nicht scheuen, diese Entscheidung auch zu treffen.“

Routiniers gefordert

Zunächst sollen Routiniers wie Toni Kroos und Ilkay Gündogan, aber auch die neue Generation um Leon Goretzka oder Serge Gnabry beweisen, dass die jüngste Schmach von Sevilla ein Ausrutscher war.

Auch der am Wochenende noch leicht erkrankte Münchner Joshua Kimmich soll zur Verfügung stehen. Zudem eröffnet Löw den blutjungen Florian Wirtz (17/Leverkusen) und Jamal Musiala (18/FC Bayern) Perspektiven.

Dass ihn die Diskussionen um seinen Nachfolger auch in den kommenden Tagen immer begleiten werden, ist Löw klar: „Ich wusste: Okay, ab dem Zeitpunkt, an dem ich das bekanntgebe, wird natürlich logischerweise über den Nachfolger gesprochen und spekuliert“.

Ob Bayern-Coach Hansi Flick, Ralf Rangnick, der gerade dem Krisenclub Schalke abgesagt hat, U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz oder sonst wer: Jeder Kandidat habe „auf seine Weise natürlich auch die Qualität und die Voraussetzungen, um Bundestrainer zu sein“, merkte Löw an.

Seine besonderen Sympathien für seinen ehemaligen Assistenten Flick verhehlt er dabei nicht. „Die Entscheidung liegt aber nicht bei mir. Ich verhalte mich da, zumindest nach außen hin, sehr neutral, weil der Hansi auch noch unter Vertrag ist.“ DFB-Direktor Oliver Bierhoff werde „die richtige Entscheidung für diese Mannschaft treffen“. Bis zum Sommer kann auf dem Trainermarkt noch sehr viel passieren.

Löw: „Schaukelstuhl glaube ich nicht“

Joachim Löw selbst fühlt sich „gut“ mit seiner Entscheidung, ein Jahr vor Vertragsende aufzuhören. „Ich habe mir die Entscheidung ja auch reiflich überlegt die letzten Wochen und fand es eigentlich nach der EM einen guten Zeitpunkt, damit für mich, für den DFB und für alle Klarheit herrscht. Dann ist man auch ein Stück weit erleichtert und hat Planungssicherheit. Das war mir natürlich auch wichtig.“

Konkrete Pläne für die Zeit nach seinen 15 Jahren als Chefcoach des DFB-Teams hat Löw noch nicht. „Schaukelstuhl glaube ich nicht“, sagte er aber: „Dafür macht mir ja alles irgendwie zu viel Freude. Da habe ich schon noch eine große Motivation.“ Er werde zunächst eine Pause einlegen, „weil so ein Turnier immer auch in die neue Saison der Vereine hineingeht“. Da brauche er „einen emotionalen Abstand. Aber vorstellbar ist einiges“, sagte der Weltmeistercoach von 2014.

Dass Joachim Löw seit geraumer Zeit Spanisch lernt, ist kaum als Hinweis auf eine neuen Job im Fußball zu sehen. „Ich bleibe nicht so nachhaltig dran. Ich habe mal begonnen und mache immer wieder mal ein bisschen autodidaktisch“, berichtete er von überschaubaren Lernfortschritten.

© dpa-infocom, dpa:210321-99-910501/2

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