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Champions League: Tuchel trifft mit Paris Saint-Germain auf Bergamo

PSG-Trainer Thomas Tuchel trifft mit seinem Team in der Champions League auf Atalanta Bergamo. Foto: Bernd Thissen/dpa
PSG-Trainer Thomas Tuchel trifft mit seinem Team in der Champions League auf Atalanta Bergamo. Foto: Bernd Thissen/dpa

Noch nie schien es so einfach für Paris Saint-Germain, die Champions League zu gewinnen – beim Finalturnier in Portugal reichen drei Siege dazu. Entscheidend aber dürfte sein, ob der beste Torjäger von Coach Tuchel fit wird. Gegner Bergamo hat mehr als nur Fußball im Sinn.

Paris Saint-Germain hofft im Kampf um die Champions League auf die Klasse Neymars und eine Wunderheilung bei Kylian Mbappé, Atalanta Bergamo setzt alles auf die Unbekümmertheit des Außenseiters.

Zum Start des Finalturniers der Champions League in Lissabon kann sich Fußball-Europa womöglich gleich auf ein unerwartetes Spektakel freuen: „Für mich ist das ein Geschenk“, sagte Thomas Tuchel vor dem K.O.-Duell mit Paris Saint-Germain im Viertelfinale am heutigen Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) im Estadio da Luz gegen Atalanta Bergamo.

Während die Franzosen beim einmaligen Corona-Turnier am Atlantik als Mitfavoriten antreten, hat Atalanta nichts zu verlieren. „Das ist eine große Ehre für eine kleine Stadt wie Bergamo“, sagte Trainer Gian Piero Gasperini der Sportzeitung L’Équipe.

Die von der Corona-Pandemie heftig betroffene Stadt fiebert der Partie im fernen Portugal entgegen. „Wir wollen den Leuten ein Lachen schenken nach dieser vielen Trauer“, kündigte der Coach der Italiener an.

Für die Pariser zählt nur der Sieg – und nie schien es so einfach, den europäischen Fußball-Thron zu erklimmen. Weil in den Playoffs in Lissabon je nur eine Partie entscheidet, ist man mit drei Siegen Champion. Tuchels Millionentruppe kann mit einem Erfolg gegen das Überraschungsteam die erst zweite Halbfinalteilnahme in der europäischen Königsklasse nach 25 Jahren Wartezeit feiern.

Neben Vorfreude herrscht beim Serienmeister aber vor allem Bangen um Weltmeister Mbappé, der sich am 24. Juli im Pokal-Endspiel am Knöchel verletzt hatte. In dieser Woche aber stieg der Offensivstar in das Training ein, wenigstens als Joker könnte er – im Gegensatz zum ebenfalls verletzten Italiener Marco Verratti – dabei sein.

„Seine Anwesenheit auf der Auswechselbank scheint gesichert“, schrieb etwa Le Parisien. Mbappé war der erfolgreichste Torjäger der abgebrochenen Meisterschaft in Frankreich und könnte neben Neymar für das gewisse Etwas sorgen, das in so einem Spiel wohl nötig ist.

Tuchel will sich nicht unter Druck setzen lassen

Paris Saint-Germain Trainer Thomas Tuchel will sich vor dem Viertelfinale in der Champions League gegen Atalanta Bergamo nicht von den hohen Erwartungen an Paris Saint-Germain unter Druck setzen lassen.

„Es ist immer das Gleiche, es langweilt mich auch ein bisschen. Ich verstehe es auch nicht, warum es in Frankreich so ein großes Thema ist“, sagte der 46-Jährige dem Streamingdienst DAZN zum Titelanspruch bei PSG. Andere Teams würden bei dem Versuch auch scheitern, weil „die Gegner saustark sind. Deshalb lohnt es sich auch nicht, darauf zu reagieren, sich verunsichern und nerven zu lassen.“

Vor Gegner Atalanta hat Tuchel wegen der ungewöhnlichen Spielweise der Italiener großen Respekt. „All die defensiven Prinzipien, an die wir Jahrzehnte glauben, dass man auf seiner Bahn bleibt, nicht überkreuzt, Räume besetzt und sich unabhängig vom Laufweg des Gegners bewegt, gelten für Atalanta alle nicht“, sagte der frühere BVB-Trainer.

Tuchel wird in der heutigen Partie trotz der Fußverletzung, die er sich zuletzt beim Training zugezogen hatte, an der Seitenlinie stehen. „Es ist etwas schmerzhaft, aber mittlerweile geht’s“, sagte der ehemalige Bundesliga-Coach. „Ich habe mich daran gewöhnt, auch wenn’s schwer ist. Alles ist natürlich super anstrengend, jeder kleine Weg.“ Der Coach hatte sich am 6. August den linken Knöchel verstaucht und einen Mittelfußknochen gebrochen.

Besondere Vorzeichen

Die Vorzeichen für das Viertelfinale in der Champions League zwischen Paris Saint-Germain und Atalanta Bergamo sind nämlich einmalig, und das nicht nur wegen des Turnierformats ohne Zuschauer: Bis auf die beiden Endspiele jüngst im französischen Pokal und Ligapokal hat PSG seit gut fünf Monaten kein Pflichtspiel mehr bestritten.

Mit lockerer Stimmung und Scherzen im Training versuchen die Pariser, sich auf Temperatur zu bringen für das Rennen um den fünften Titel in dieser Saison. „Wir müssen selbstbewusst bleiben“, forderte Tuchel, der wegen eines Mittelfußbruchs mit einer schützenden Schiene und Krücken am Spielfeld stehen wird.

Atalanta dagegen beendete die Serie A zuletzt mit einer Reihe von kräfteraubenden Englischen Wochen, wusste aber zu überzeugen und schoss sich mit 98 Treffern erneut auf einen Champions-League-Rang. Mehr Tore erzielten in den großen Ligen nur Manchester City (102) und der FC Bayern (100).

„Wir haben schon ein bisschen was getroffen in dieser Saison“, scherzte Coach Gasperini. Verzichten muss er aber auf Topstürmer Josip Ilicic, der im Achtelfinal-Rückspiel kurz vor dem Corona-Lockdown noch alle vier Tore beim 4:3-Sieg geschossen hatte.

Der Slowene ist ein Beispiel dafür, dass Fußball lange Zeit unwichtig war – und wie speziell ein Sieg nun sein könnte. Ilicic fehlt aus persönlichen Gründen: Die Pandemie mit all den Toten und furchtbaren Bildern aus Bergamo hatte ihn aus der Bahn geworfen. „Ich werde ihn vor oder nach der Partie mal anrufen“, sagte Vereinspräsident Antonio Percassi der Gazzetta dello Sport.

Indes macht sich Thomas Tuchel wegen der Corona-Fälle bei Atlético Madrid, die im Viertelfinale auf Leipzig treffen, keine Sorgen für das Turnier in Lissabon. „Wir haben keine Angst“, sagte er. „Toi, toi, toi“ habe es in seiner Mannschaft keine positive Fälle gegeben. „Wir sind sehr wachsam“, sagte Tuchel. Die Gegebenheiten vor Ort in Portugal seien „exzellent“.

Der Fast-Nationalspieler

Auf der PSG-Bank sitzt ein deutscher Trainer, im Bergamo-Trikot spielt einer, auf den auch Bundestrainer Joachim Löw schaut. Sollte der Bundestrainer am Abend zuschauen, er dürfte es auch wegen Robin Gosens tun.

Joachim Löw wollte den Außenverteidiger eigentlich erstmals für die Länderspiele im März gegen Spanien und Italien einladen. Dann kam aber die Corona-Pandemie dazwischen.

Die Belohnung für seine starken Auftritte im Bergamo-Trikot dürfte allerdings nur verschoben sein. Gosens ist inzwischen europaweit begehrt. Auch die Bundesliga würde ihn reizen: Sein Lieblingsclub ist Schalke 04.

Robin Gosens sieht sein aktuelles Team Atalanta Bergamo unterdessen heute im Viertelfinale der Champions League gegen Paris Saint-Germain nicht chancenlos: „Sie haben zwar viele geile Spieler, aber haben durch die viermonatige Pause einen großen Nachteil. Wir sind voll im Rhythmus und der ist ganz entscheidend für eine Mannschaft“, sagte Gosens Dazn. Auch der Teamspirit spreche für den Serie-A-Club.

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weiterführende Informationen:
➡️ Aussagen Tuchel auf PSG-Homepage
➡️ UEFA-Pressemappe zum Spiel Bergamo – Paris [PDF]
➡️ Viertelfinal-Bilanz der acht Turnierteilnehmer
➡️ weitere News aus der Themenwelt „Fußball“

News vom 10. August 2020:

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