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Deutsche Basketballer erfüllen sich Olympia-Traum

Lief im Finale zur Höchstform auf: Moritz Wagner. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa
Lief im Finale zur Höchstform auf: Moritz Wagner. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa

Erstmals seit 2008 sind die deutschen Basketballer wieder bei Olympia. Der Sieg gegen Brasilien bringt das Ticket nach Tokio. Dort will auch Dennis Schröder dabei sein.

Center Johannes Voigtmann weinte in den Armen von Bundestrainer Henrik Rödl, der fehlende NBA-Star Dennis Schröder bejubelte seine Teamkollegen von der Tribüne.

Die deutschen Basketballer haben sich den Traum von der ersten Olympia-Teilnahme seit 2008 mit einer beeindruckenden Energieleistung erfüllt. Das Team von Rödl gewann in Split das Finale des Qualifikationsturniers gegen Brasilien mit 75:64 (36:34) und sicherte sich angetrieben von Zuschauer Schröder das Ticket nach Tokio.

„Ich stehe immer zur Verfügung, aber meine Situation ist nicht so leicht. Aber ich hoffe, dass wir das klären können bis dahin. Mein Agent muss jetzt seinen Job machen. Die deutsche Nationalmannschaft hat ihren Job gemacht, gucken wir“, sagte Schröder in der Spaladium Arena von Split, wo sich die deutschen Basketballer zuvor mit einem 75:64 gegen Brasilien erstmals seit 13 Jahren wieder für Olympia qualifiziert hatten.

Versicherungsfrage weiter offen

Dennis Schröder hatte in Split auf dem Parkett gefehlt, weil seine Versicherungsfrage nicht geklärt werden konnte. Da Schröder in diesem Jahr als Free Agent ohne Vertrag ist, hatte sich kein Unternehmen gefunden, dass die geforderte Summe versichert hätte. Der Deutsche Basketball Bund hatte einen Versicherer bis zu einer bestimmten Summe gefunden, diese war Schröder aber zu wenig.

Nach den emotionalen Momenten von Split scheint Dennis Schröder nun aber noch einmal ins Grübeln gekommen zu sein. „Ja, natürlich würde ich gerne mit der Nationalmannschaft fliegen und mit denen spielen“, sagte der gebürtige Braunschweiger. „Wir haben das Zeug, was Großes zu machen. Natürlich werde ich fighten für die und ich versuche, das zu klären. Wenn es eine Möglichkeit gibt, dann wäre das natürlich geil. Aber mal schauen“, sagte Schröder.

Am Montag will der DOSB eigentlich die Basketballer nominieren, doch es scheint eine Möglichkeit zu geben. „Die Ersatzspieler gibt es auf einer Long List und da sind alle Spieler drauf. Und aus dieser Long List kann ich jederzeit jemanden nachnominieren“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss.

Rödl fehlen die Worte

Deutschland qualifiziert sich für die Olympischen Spiele in Tokio. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa
Deutschland qualifiziert sich für die Olympischen Spiele in Tokio. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa

Ohne ihren Anführer hatte das deutsche Team nach einer turbulenten Vorbereitung mit den Diskussionen um den umstrittenen Joshiko Saibou, der Bundestrainer-Frage und der Schröder-Absage sich fast schon sensationell gegen Brasilien durchgesetzt.

Danach brachen alle Dämme. Center Johannes Voigtmann weinte in den Armen von Bundestrainer Henrik Rödl, Kapitän Robin Benzing trug das riesengroße Siegerschild aus Pappe auf dem Kopf. Die Olympia-Party nahm noch auf dem Parkett ihren Lauf.

„Das ist einfach nur krass“, sagte ein völlig überwältigter Voigtmann. „Das ist definitiv der emotionalste Moment in meiner Karriere“, sagte der Center von ZSKA Moskau, der eine rauschende Party ankündigte. „Wir werden auf jeden Fall ins Meer gehen, das kann ich versprechen.“

Auch Robin Benzing sagte eine große Feier voraus. „Ich danke allen, die mir diesen Moment ermöglicht haben“, sagte der Kapitän, ehe zur Siegessause verschwand. „Ich hoffe, ich überlebe das.“

Bundestrainer Henrik Rödl war so emotional, dass er in der Mixed Zone keine Worte fand. Mehrmals setzte er an, ehe er mit Tränen in den Augen verschwand. Erst in der Pressekonferenz brachte er ein paar Worte heraus. „Das ist ein ganz spezieller Moment für uns alle. Für uns alle ist ein Traum wahr geworden. Wir werden wie verrückt feiern.“

Fehlten nach dem Spiel die Worte: Bundestrainer Henrik Rödl. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa
Fehlten nach dem Spiel die Worte: Bundestrainer Henrik Rödl. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa

Nach ihrem Triumph klatschten alle Spieler mit Schröder ab, der Aufbauspieler der Los Angeles Lakers hatte kurzfristig für das Turnier wegen ungeklärter Versicherungsfragen passen müssen. Für ein Gruppenfoto versammelte sich das komplette Team hinter einem symbolischen Ticket für den Trip in die japanische Hauptstadt.

In Tokio warten lösbare Aufgaben

Bester deutscher Werfer gegen starke Südamerikaner war NBA-Profi Moritz Wagner mit 28 Punkten, der auch als wertvollsten Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde.

Zuletzt war die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes vor 13 Jahren in Peking mit Superstar und Fahnenträger Dirk Nowitzki bei den Olympischen Spielen dabei.

In Tokio warten auf die deutsche Mannschaft lösbare Aufgaben. Die DBB-Auswahl trifft in der Gruppe B auf Australien, Nigeria sowie Serbien oder Italien, die sich am Sonntagabend im Finale des Qualifikationsturniers in Belgrad gegenüberstanden. Die Vorrunde beginnt am 25. Juli mit einem Duell gegen Serbien oder Italien.

Ohne Bonga – aber souverän

Deutschlands Maodo Lo zieht zum Korb. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa
Deutschlands Maodo Lo zieht zum Korb. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa

Das deutsche Team musste in der Spaladium Arena auf Isaac Bonga verzichten. Der NBA-Profi war im Halbfinale gegen Kroatien am Samstag umgeknickt und musste passen. Rödl setzte in seiner Starting Five auf Erfahrung und brachte unter anderem den Berliner Maodo Lo, der am Tag zuvor gegen den Turnier-Gastgeber mit 29 Punkten überragt hatte.

Die DBB-Auswahl startete gut und traf die ersten beiden Dreier. Danach entwickelte sich der erwartet harte Kampf gegen die Südamerikaner, die alle ihre drei Partien in Split zuvor mit mehr als 25 Zählern Vorsprung gewonnen hatten.

Beide Teams mussten für jeden Punkt hart arbeiten, Defensive war wie erwartet Trumpf. Nach dem ersten Viertel lag Deutschland knapp hinten (14:17), der Traum von Olympia lebte damit weiter.

Auch die Bankspieler trugen ihren Teil bei. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa
Auch die Bankspieler trugen ihren Teil bei. Foto: Tilo Wiedensohler/dpa

Erst recht, als Deutschland gut aus der Drittelpause kam und Wagner mit einem krachenden Dunking zum 23:19 für ein starkes Zeichen sorgte und die Brasilianer zu einer Auszeit zwang.

Deutschland setzte sich danach auf bis zu elf Punkte ab (34:23). In den letzten Minuten des zweiten Viertels verkürzten die Brasilianer aber wieder, so dass zur Pause weiter alles offen war (36:34).

Doch Deutschland ließ sich von der brasilianischen Aufholjagd nicht beirren. Zwar gingen die Südamerikaner kurz in Führung, danach setzte sich das deutsche Team angeführt von Wagner aber wieder etwas ab. Vor dem Schlussabschnitt lag die deutsche Mannschaft so mit sechs Punkten vorne.

Auch in den letzten zehn Minuten blieb es ein harter Kampf um jeden Wurf. Deutschland konnte sich langsam absetzen, lag beim 67:56 knapp drei Minuten vor Ende wieder souverän vorne. In der Schlussphase behielten Kapitän Benzing & Co. die Nerven, der Rest war einfach nur noch pure Freude.

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