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Trotz Deutsche Bahn Angebot: GDL-Streik wie angekündigt

Die Lokführergewerkschaft GDL will ihren Streik wie geplant durchziehen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Die Lokführergewerkschaft GDL will ihren Streik wie geplant durchziehen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Kurz kam die Hoffnung auf, Pendler und Reisende kämen um einen neuen Lokführerstreik herum. Doch die Gewerkschaft GDL hält gar nichts von dem neuen Verhandlungsangebot der Bahn.

Die Lokführergewerkschaft GDL hält trotz eines Entgegenkommens des Konzerns Deutsche Bahn am geplanten Streik fest. Damit müssen sich Fahrgäste am Montag und Dienstag zum zweiten Mal in diesem Monat auf große Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr einstellen.

Die Bahn scheiterte am Sonntag mit dem Versuch, den Streik im Personenverkehr noch abzuwenden. Sie erklärte sich bereit, über eine Corona-Prämie für die Beschäftigten zu verhandeln.

Die GDL sieht darin jedoch ein „Scheinangebot“ und weitet ihren Streik wie geplant aus. Schon seit Samstag bestreikt sie den Güterverkehr.

Bahn bietet Corona-Prämie

Um den Streik abzuwenden, hatte die Deutsche Bahn der Gewerkschaft am Sonntag angeboten, zusätzlich über eine Corona-Prämie für die Beschäftigten zu verhandeln.

„Wir haben immer gesagt, dass Lösungen rasch möglich sind. Dieser Schritt ist erneut ein starkes Signal der Einigungsbereitschaft“, hatte DB-Personalvorstand Martin Seiler erklärt.

„Mit einer Corona-Prämie kommen wir einem wichtigen Anliegen der Gewerkschaften entgegen. Damit kann es keinen Grund mehr geben, die Rückkehr an den Verhandlungstisch zu verweigern. Jetzt liegt es nur an der GDL“, so Seiler am Sonntagvormittag weiter.

Am Sonntagnachmittag appellierte er noch einmal an die GDL, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. „Wir kommen nicht mit leeren Händen an den Verhandlungstisch.“ Die Bahn sei bereit, zusätzlich über eine Corona-Prämie in diesem Jahr zu verhandeln. „Jetzt ist die GDL am Zug, darauf zu reagieren und das Streiken dann auch in der Form sein zu lassen.“

GDL weist Angebot zurück

Doch die GDL ließ sich nicht bewegen und warf der Bahn vor, zu tricksen. Gewerkschaftschef Claus Weselsky kritisierte am Sonntagabend, die Offerte sei das Papier nicht Wert, auf dem sie stehe. Er forderte ein konkretes Angebot, „nicht das „In-Aussicht-Stellen“ eines Angebots“.

In Wahrheit habe sich der Bahnvorstand keinen Millimeter bewegt. „Beim vorliegenden Angebot handelt es sich nur um eine weitere Nebelkerze und den erneuten Versuch, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen.“

Die GDL hatte unter anderem eine Corona-Prämie von 600 Euro gefordert. Zu den Streitpunkten im Tarifkonflikt zählen auch die Erhöhung der Tabellenentgelte und die Laufzeit des Tarifvertrags. Gestritten wird auch über die Altersvorsorge.

Streik im Güterverkehr gestartet

Der Streik im Güterverkehr lief nach Bahnangaben ruhig an; am Wochenende ist der Verkehr dort nach Unternehmensangaben üblicherweise relativ gering.

Erst im Laufe des Sonntags habe der Rückstau die Rangieranlagen erreicht. Wenn am Montag die Industrieproduktion bundesweit hochgefahren werde, sei mit deutlicheren Beeinträchtigungen und Verspätungen der Cargozüge zu rechnen, teilte die Bahn mit.

„System- und versorgungsrelevante Züge werden weiterhin vom zentralen Arbeitsstab der DB Cargo priorisiert und gelangen bislang – auch mit Hilfe unserer Partnerbahnen – an ihr Ziel.“ Mehr als die Hälfte der Güter auf der Schiene werde nicht von der Deutschen Bahn transportiert.

Probleme für die Wirtschaft

Der Streik im Güterverkehr verschärft aus Sicht des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) die Engpässe in der Industrie weiter.

„Das dürften früher oder später auch die Verbraucher spüren, etwa beim Bau oder dem Autokauf“, sagte der BME-Logistikexperte Carsten Knauer der Deutschen Presse-Agentur.

Schon jetzt machten etwa der Chipmangel oder Materialengpässe wie beim Holz auf dem Bau den jeweiligen Branchen zu schaffen. Mit dem Streik käme für die Sektoren, die bei ihren Lieferketten vor allem auf die Schiene setzten, ein weiteres Problem hinzu.

Dazu gehört laut Knauer neben der Autoindustrie auch die Stahl- und Chemieindustrie. Transportalternativen etwa bei der Bahn-Konkurrenz auf der Schiene oder auch auf der Straße gebe es kaum.

„Jeder Verkehrsträger ist total überbucht und die Preise gehen durch die Decke“, sagte Knauer. „Es ist aktuell kurzfristig so gut wie unmöglich, Verkehre auf die Straße zu verlagern.“

Worum es geht

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kämpft um eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Dabei hatte sie auch immer wieder eine Corona-Prämie gefordert.

Die Gewerkschaft kritisierte am Sonntagabend, in Wahrheit habe sich der Bahnvorstand keinen Millimeter bewegt. „Beim vorliegenden Angebot handelt es sich nur um eine weitere Nebelkerze und den erneuten Versuch, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen.“

Mit ihrem zweiten Streik innerhalb eines Monats hatte die GDL am Samstag im Güterverkehr begonnen. Am Montag, 2.00 Uhr, soll auch im Personenverkehr gestreikt werden. Geplantes Streikende ist am Mittwoch, 2.00 Uhr.

Die Bahn gibt sich vorbereitet: „Im Fernverkehr wird ein Grundangebot von rund einem Viertel des normalen Fahrplans unterwegs sein. Im Regional- und S-Bahnverkehr peilt die DB erneut etwa 40 Prozent des Zugverkehrs an. Die Anzahl der angebotenen Züge wird jedoch je nach Region stark schwanken“, heißt es auf der Unternehmensseite.

© dpa-infocom, dpa:210822-99-925550/4
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