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Keine Trendwende bei Corona-Impfungen

Eine Krankenschwester verabreicht im temporären Impfzentrum am Freizeitpark "Nürnbärland" einem Parkmitarbeiter die Impfung von Johnson & Johnson. Foto: Daniel Karmann/dpa
Eine Krankenschwester verabreicht im temporären Impfzentrum am Freizeitpark "Nürnbärland" einem Parkmitarbeiter die Impfung von Johnson & Johnson. Foto: Daniel Karmann/dpa

Kein Termin – kein Problem: So lautet mittlerweile die Devise bei den Corona-Impfungen. Lassen steigende Infektionszahlen und zunehmende Beschränkungen für Ungeimpfte das Impftempo wieder steigen?

Trotz Einschränkungen für die Menschen ohne Corona-Impfung im Alltag verzeichnen Impfzentren und Arztpraxen in Deutschland derzeit keine generelle Trendwende hin zu mehr Impfungen.

Einige Bundesländer meldeten aber wieder ein leichtes Anziehen des zuletzt stark nachgelassenen Impftempos. Andere erwarten steigende Impfzahlen. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Ab diesem Montag gelten in Deutschlands teils ausgeweitete „3G“-Regeln: Zutritt zu Restaurants, Friseuren, Kliniken, Schwimmbädern und anderen Innenräumen gibt es bei hohem Infektionsgeschehen nur noch für Geimpfte, Genese oder negativ Getestete.

Vor einer Woche hatte die Ständige Impfkommission (Stiko) Impfungen bereits für alle Kinder ab 12 Jahren empfohlen. Ab 11. Oktober sollen Corona-Schnelltests zudem nicht mehr kostenlos sein.

Impftempo:

„Die Impfungen ziehen leicht an“, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums zur Nachfrage bei den Impfzentren. Die Zweitimpfungen dominierten. Keinen Positivtrend gibt es in den westfälisch-lippischen Arztpraxen, wie eine Sprecherin der dortigen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sagte.

In Baden-Württemberg sei eine Zunahme bei den Erstimpfungen auf niedrigem Niveau zu beobachten, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Stuttgart mit. Für Bayern hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag von steigenden Anmeldezahlen im Impfportal des Landes berichtet.

In Schleswig-Holstein sei in der Tendenz eine leicht erhöhte Inanspruchnahme von Impfangeboten feststellbar, hieß es beim Sozialministerium in Kiel. In anderen Ländern ist von einer Trendwende zu wieder mehr Impfungen bisher nichts zu spüren.

Entsprechend äußerten sich etwa Vertreterinnen und Vertreter der Behörden und KVen in Niedersachsen, Hessen, Hamburg, Thüringen und Sachsen. Teils deutliche Rückgänge werden aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt gemeldet. In den Ländern, in denen noch Sommerferien sind, erwarten die Ärzte-Vereinigungen und Behörden teils für danach steigende Impfzahlen.

Impfzentren:

Probleme, einen Impftermin zu bekommen, gibt es in den Ländern den Angaben zufolge nicht mehr.

Wer sich künftig impfen lassen will, muss dies aber absehbar immer mehr in den Praxen, bei bestimmten Impfaktionen oder in den Betrieben tun. Denn die Impfzentren werden vielerorts Ende September geschlossen.

Wie in NRW sollen sie häufig zuvor noch für Kinder und Jugendliche ab 12 genutzt werden. In Niedersachsen sollen alle 50 Impfzentren zum September schließen. Danach sollen mobile Impfteams im Einsatz sein.

Im Südwesten wurden die zentralen Impfzentren bereits geschlossen; Impfzentren in den Kreisen werden bis Ende September betrieben. Bayern fährt Ende September die Kapazitäten herunter und stellt weitgehend auf mobile Teams um. Ähnliches gilt für andere Länder wie etwa Schleswig-Holstein, wo Zentren bei Bedarf aber wieder hochgefahren werden sollen.

Impfaktionen:

Neuen Schwung soll es vielerorts durch besondere Maßnahmen geben. So kündigte Niedersachsen eine landesweite Impfaktion für junge Menschen ab zwölf Jahren in der Woche ab dem 30. August an. An rund 50 Orten sollen gezielt Aktionen für die Jüngeren stattfinden – etwa an Berufsschulen, in Jugendzentren, Innenstädten und auf Sportplätzen.

Rheinland-Pfalz organisiert am 28. August einen Familienimpftag. Kinder, Jugendliche, ihre Eltern und Verwandten könnten an dem letzten Samstag in den Sommerferien ohne Anmeldung in allen 31 Impfzentren und den sechs Impfbussen im Land einen Piks bekommen.

Bis mindestens September will die Landesregierung aufsuchende Impfaktionen in umgebauten Bussen fortsetzen. In Hamburg sollen alle rund 100.000 Schüler ab 12 ein Impfangebot an ihren Stadtteilschulen und Gymnasien bekommen.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt regte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) an: „Wir sollten auch Sportvereine, Kulturvereine und die unterschiedlichen Glaubenseinrichtungen bei der Impfkampagne mit ins Boot holen.“ Ausreichend Impfstoff, Personal und Logistik stünden zur Verfügung. „Jetzt sind kreative Ideen gefragt.“

Die „3G“-Regel:

Gemäß einer Vereinbarung von Bund und Ländern schreiben die Bundesländer „3G“ für Kliniken, Pflegeheime, Fitnessstudios, Schwimmbäder, Friseure, Hotels und etwa in Restaurants oder bei Veranstaltungen vor.

Spätestens ab diesem Montag sollen bei hohem Infektionsgeschehen nur jene Menschen in öffentliche Innenräumen hinein dürfen, die geimpft, genesen oder negativ getestet sind.

In Baden-Württemberg dürfen alle Menschen bereits seit vergangenem Montag wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, vorausgesetzt, sie sind geimpft, genesen oder getestet. Das gilt hier unabhängig von der Inzidenz.

In Bayern, Rheinland-Pfalz oder Hamburg soll die „3G“-Regel ab Montag gelten, in Niedersachsen ab Dienstag, in Berlin gilt sie bereits seit Freitag für mehr Bereiche als zuvor schon. In Bayern will Ministerpräsident Söder den Coronakurs mittelfristig dabei ähnlich wie beim Nachbarn im Südwesten nicht mehr nur an der Inzidenz ausrichten. Stattdessen soll künftig die Lage in den Kliniken maßgeblich berücksichtigt werden.

© dpa-infocom, dpa:210823-99-932549/4

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