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Proteste in Kolumbien: Demonstranten greifen Kongress in Bogota an

Demonstranten protestieren in Kolumbien weiter. Foto: Fernando Vergara/AP/dpa
Demonstranten protestieren in Kolumbien weiter. Foto: Fernando Vergara/AP/dpa

Seit Tagen demonstrieren Kolumbianer zunächst gegen eine Steuerreform, nun haben sie weitergehende Ziele. Immer wieder überschattet Gewalt die Proteste, mehrere Menschen sind bisher gestorben.

Die Protesten in Kolumbien halten an, vor allem in der Hauptstadt Bogotá kam es dabei wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.

Im Sender Citytv und in einem Video der Zeitung El Espectador war am Mittwoch zu sehen, wie eine Gruppe von Demonstranten die Gitter vor dem Nationalkapitol umstieß und Steine auf die Sicherheitskräfte warf, die den Sitz des Kongresses an der zentralen Plaza de Bolívar beschützen. Daraufhin setzte die Sondereinheit der Polizei Gummigeschosse und Tränengas ein. Es war nicht klar, ob die Demonstranten in das Kapitol eindringen oder dieses beschädigen wollten.

Bis zu den Auseinandersetzungen mit der Polizei waren die Demonstrationen an verschiedenen Orten der Stadt weitgehend friedlich gewesen. Unter anderem gab das Symphonieorchester von Bogotá ein Konzert im Gedanken an die Toten bei den Protesten.

Die Zeitung El Tiempo berichtete unter Berufung auf die nationale Ombudsstelle von nun 24 Todesfällen während der Protesttage. Die kolumbianische Menschenrechtsorganisation Indepaz zählte bis Dienstag 31 Todesfälle, 1220 Verletzte und 87 Verschwundene. Tausende Kolumbianer hatten am Mittwoch vergangener Woche ihren Protest gegen eine umstrittene, inzwischen zurückgenommene Steuerreform begonnen.

Die Demonstrationen – inklusive eines neuen Generalstreiks am Mittwoch – halten auch trotz des Rücktritts von Wirtschaftsminister Alberto Carrasquilla an. Sie beinhalten nun weitergehende politische und soziale Ziele wie den Widerstand gegen eine ebenfalls geplante Gesundheitsreform und den Einsatz für den brüchig gewordenen Friedensprozess.

Aber die Proteste werden auch immer wieder von Gewalt überschattet, wobei besonders Cali am Montag stark betroffen war. Die Interamerikanische Menschenrechtsorganisation verurteilte den exzessiven Gewalteinsatz der Sicherheitskräfte dort am Mittwoch.

In Bogotá waren in der Nacht auf Mittwoch mindestens 46 Menschen, 30 Zivilisten und 16 Polizisten, verletzt worden. Es kam zu Zusammenstößen zwischen einer Sondereinheit der Polizei und Demonstranten. Zudem wurden auch 25 Polizeistationen angegriffen und teilweise angezündet.

Auch aus anderen wichtigen Städten Kolumbiens wie Medellín und Cali wurden Gewalt, Zerstörung und Chaos in der Nacht des siebten Protesttages gemeldet. Präsident Iván Duque, ein Hardliner, sprach von „Vandalismus“ und „urbanem Terrorismus“, der den „Mafias des Drogenhandels“ zuzuschreiben sei.

© dpa-infocom, dpa:210506-99-485002/4


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